Das ehemalige Industriegebiet nahe dem Grazer Hauptbahnhof im Umfeld der Waagner-Biro-Straße ist das Smart City Zielgebiet im Grazer Westen. Das in diesem Ideenwettbewerb zu bearbeitende Planungsareal umfasste insgesamt 12 Teilbereiche auf einer Gesamtfläche von knapp 7 Hektar und gliedert sich in ca. 35.600 m2 Straßenfreiräume, ca. 15.500 m2 öffentliche Plätze, ca. 11.000 m2 Parkanlagen und ca. 7.900 m2 weitere Grünflächen.
Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher EigentümerInnen und InvestorInnen sowie der mannigfaltigen Anforderungen an die öffentlichen Räume hatten die Stadt Graz einen EU-weit offenen, einstufigen Ideenwettbewerb ausgelobt, dessen Ergebnisse mit allen Beteiligten und interessierten BürgerInnen zu konkreten Projekten weiterentwickelt werden.
Wettbewerbsergebnis
Das Verfahren wurde am 22. und 23.09.2016 unter dem Vorsitz von Arch. DI Lorenz Dexler unter sieben Projekten entschieden. Die Jury vergab zwei erste Plätze und fünf Ankäufe:
1. Plätze
- freiland Umweltconsulting / Hohensinn Architektur für die zentrale Parkanlage, die zwei kleinen Parks an der Waagner-Biro-Straße und den Bahntrassenpark
- Atelier für Architektur - Thomas Pilz und Christoph Schwarz für die Platzbereiche und die Achse Waagner-Biro-Straße einschließlich des erweiterten Einmündungsbereichs an der Peter-Tunner-Gasse
Ankäufe
- bauchplan landschaftsarchitekten und stadtplaner
- 3:0 Landschaftsarchitektur
- Nussmüller Architkten
- ARGE outside landschaftsarchitektur / ATELIER FRÖHLICH
- Andrea Vattovani Architecture
Jurybeurteilung
freiland Umweltconsulting / Hohensinn Architektur
Das Projekt tritt primär mit den Vorschlag an, durch ein einheitliches Farbkonzept über verschiedene Elemente diesem Smart City Gebiet eine Identität zu verleihen. Dies passiert auf unterschiedliche Art und Weise, durch Querstreifen in der Straßenachse in vorbestimmten Bereichen und durch die Farbgebung bei der Möblierung. Eine Spirale im östlichen Bereich des Parks soll ebenfalls in dieser einheitlichen Farbe zwischen den Niveaus filigran vermitteln.
Ein geschlossenes Grünkonzept zieht sich generell über das gesamte Planungsgebiet und verdichtet sich in den Parks, auf den Plätzen und partiell auf der Achse. Die Parkgestaltung besticht durch die Einführung von Teilräumen, die unterschiedliche Raumqualitäten beinhalten. Bei dieser Gliederung wird auf den menschlichen Maßstab Bezug genommen. Positiv gesehen wird, dass die Gliederung des Parks einmündende Achsen aufnimmt. Die Anordnung von zwei Wasserflächen in angemessener Größe wird vorteilhalft gesehen. Sehr diffizil wird die Abgrenzung des Parks zu den angrenzenden öffentlichen und privaten Flächen vorgenommen. Durch diese räumliche Aufgliederung entstehen im Inneren gut bespielbare Flächen. Dies wird durch Absenkungen zusätzlich unterstrichen.
Die Spirale im Osten erfüllt ihren Zweck und belässt den Park in der ebenen Fläche. Die Ausführung der Spirale stellt jedoch keine zwingende Notwenigkeit für die Qualität dieses Parkraums dar. Ihre Ausführung wird bedarfsabhängig sein. Auch für die zwei kleinen Parks entlang der Waagner-Biro-Straße liegen Konzepte vor.
Der grüne Bahntrassenpark ist in Hinblick auf seine geringe Breite angemessen gestaltet und strukturiert. Ein (Hunde-) Spazierweg ist angedacht. Die Platzflächen im nördlichen Bereich des Planungsgebietes werden zwar durch eine Oberflächengestaltung zusammengefasst, die Einbindung der angrenzenden Straßenfläche gelingt jedoch nur mangelhaft. Ob die farbigen Markierungen im Straßen- und Gleisbereich möglich bzw. zulässig sind wird bezweifelt. Im Bereich des zentralen Platzes ist die Möblierung bzw. Grünausstattung in einem solchen Ausmaß vorgesehen, dass eine Multifunktionalität kaum mehr gegeben scheint. Die Lage des Wasserbeckens verstärkt diese Funktionseinschränkung.
Das Preisgericht empfiehlt die zentrale Parkanlage, die zwei kleinen Parks an der Waagner-Biro- Straße und den Bahntrassenpark zur weiteren Bearbeitung und Umsetzung. Desgleichen empfiehlt das Preisgericht, die Idee einer schnell umsetzbaren Identitätsstiftung durch eine einheitliche Farbintervention weiter zu verfolgen.
Für diese Elemente werden folgende Empfehlungen zur Überarbeitung abgegeben:
_ Das Ausmaß der befestigten Flächen im zentralen Park (Ost- und Westteil) ist in Hinblick auf das unbedingt erforderliche Ausmaß zu überprüfen.
_ Die Verbindung der beiden Parkteile über die Waagner-Biro-Straße ist stärker herauszuarbeiten.
_ Baumstandorte sind in Hinblick auf den Abstand zu den angrenzenden Fassaden und
Oberleitungen zu überprüfen und gegebenenfalls nach zu justieren.
_ Das Bewegungsangebot für Kinder und Jugendliche ist zu präzisieren.
Jurybeurteilung
Atelier für Architektur
Die öffentlichen Flächen zwischen Schule, Science Tower, den Gebäuden des Baufelds 4, der Helmut-List-Halle und dem Versorgungszentrum („Neue Hallen“) wird als durchgehender öffentlicher Raum konzipiert, der von den Gebäudekanten begrenzt wird. Dadurch gelingt die direkte Verknüpfung zwischen vielfältigen Nutzungen der umliegenden Gebäude und des Platzes. Die Waagner-Biro-Straße wird als Teil der Platzfläche aufgefasst und gestalterisch in diese integriert. Das Schulgebäude wird so zum Teil des zentralen Quartiersplatzes.
Die Konzeption der Platzfläche verzichtet weitestgehend auf die Ausbildung von prägenden Bordsteinkanten und unterstützt damit den Gedanken einer einheitlichen Platzfläche.
Den Smart City-Kriterien entsprechend wird den FußgängerInnen oberste Priorität eingeräumt. Die Achse (von Peter-Tunner-Gasse bis Eggenberger Straße) wird durch die Schaffung von Platzabfolgen zum identitätsstiftenden Rückgrat des Quartiers. Auch die Eingangsbereiche zum Quartier im Norden und Süden werden diesbezüglich behandelt. Die starke Begrünung als Allee verstärkt diesen Charakter. Wesentlich bei der Rückgratbildung ist die Einführung von multifunktionalen Zonen in der Straßenmitte. Diese werden als Baumstandort, Querungshilfe für FußgängerInnen oder Multifunktionszone genutzt.
Die Typologie der schachbrettartigen Musterung der Platzfläche ermöglicht die Integration des Stadtmobiliars, der Erfordernisse der Entwässerung sowie der Begrünung (Baumpflanzungen). Die Konzeption des Platzes bietet Raum für Multifunktionalität. Das Fontänenfeld im Platzbereich nördlich des Science-Towers unterstützt diese Multifunktionalität und stellt ein wichtiges bereicherndes Element dar. Die rasterförmigen Baumpflanzungen strukturieren den Platzraum. Sie erzeugen einen grünen Filter vor den Fassaden und schaffen eine zweite Maßstabsebene.
Der grüne Himmel im östlichen Anschluss der Helmut-List-Halle wird vom Preisgericht als interessante Idee gewürdigt.
Der öffentliche Park wird als stark vegetationsbestimmter Raum konzipiert. Hierdurch entsteht auf städtebaulicher Ebene eine wohltuende Differenzierung zu den urbanen Platzbereichen.
Hingegen wird der Park in seiner detaillierten Gestaltung in folgenden Punkten kritisch gesehen: die Wegeführung reduziert sich auf eine musterartige Anordnung. Dies führt zu einer Zerschneidung der Parkräume, die so in wenig nutzbare Teilbereiche zerfallen. Die Wasserfläche erscheint in Hinblick auf die Größe des Parks überdimensioniert. Das Aufklappen des Parks an seiner Ostseite im vorgeschlagenen Umfang erscheint nicht zielführend und erzeugt hohe Herstellungskosten und Unräume (potentielle Angsträume).
Der Trassenpark entlang der Bahn ist nicht ausformuliert, die Wegeführung ist unverständlich.
Die Auseinandersetzung mit den kleinen Parkflächen entlang der Waagner-Biro-Straße ist nicht erfolgt.
Das Preisgericht empfiehlt die Platzbereiche und die Achse Waagner-Biro-Straße (einschließlich des erweiterten Einmündungsbereiches an der Peter-Tunner-Gasse) zur weiteren Bearbeitung und Umsetzung. Für diese Elemente werden folgende Empfehlungen zur Überarbeitung abgegeben:
_ Das Thema Wasser auf dem Platz sollte weiterentwickelt werden.
_ Die Baumdichte auf dem Platz ist in Hinsicht auf kleinklimatische Bedingungen zu überprüfen
und weiter zu entwickeln.
_ Baumstandorte sind in Hinblick auf den Abstand zu den angrenzenden Fassaden und
Oberleitungen zu überprüfen und gegebenenfalls nach zu justieren.
_ Die Baumpflanzungen an der Ostfassade des Schulobjektes sollten auf die Schulnutzung
abgestimmt werden (keine durchgehende Verschattung unmittelbar vor den Stammklassenfenstern, da dadurch dauerhafter Kunstlichtbetrieb in den Klassen verursacht wird).
_ Die Unterbringung einer 50 m langen Bring- und Holzone für die Schule östlich des NMS-Traktes
entlang der Waagner-Biro Straße ist zu beachten.
_ Die Möblierung ist auf ihre Plausibilität zu überprüfen.
_ Die Verwendung von Pollern statt Gehsteigkanten ist im Detail zu überprüfen.
_ Die vorgeschlagenen Achsenprofile sind verkehrsplanerisch im Detail zu behandeln.
_ Die durchgehende Verwendung von Ortbeton in unterschiedlichen Farben in der Fahrbahn und
in der Gleistrasse ist in Hinblick auf die Umsetzung und die Wiederherstellung nach
Grabungsarbeiten zu überprüfen.
_ Das Angebot an Multifunktionalität und temporärer Bespielbarkeit ist zu konkretisieren.
Ausstellung
alle Beiträge sind vom 24.09. – 04.11.2016 im Foyer der Stadtbaudirektion Graz, Europaplatz 20, 5. Stock.
Geöffnet von Montag bis Freitag, 8:00 bis 15:00 Uhr