Der Preisträger des biennal vergebenen Architekturpreis Land Salzburg 2014 steht fest: Das Projekt der ARGE Gusswerk-Erweiterung, die aus vier Salzburger Büros besteht, erhält den Architekturpreis für die
Gusswerk-Erweiterung in Salzburg Stadt. Das Projekt wurde bereits 2013 gewürdigt: es wurde mit dem Österreichischen Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten ausgezeichnet. (s. Artikelverweis unten)
Anerkennung erfuhren erstmals in der Geschichte des Preises zwei kirchliche Projekte. Insgesamt wurden 51 Projekte zum Architekturpreis Land Salzburg 2014 eingereicht.
Die Jury unter dem Vorsitz von Gerda Maria Gerner, Büro gerner°gernerplus, konnte nach Besichtigung aller eingereichten Projekte drei Bauwerke zur Würdigung vorschlagen:
Preisträger
Gusswerk-Erweiterung, Salzburg Stadt
Architekt: ARGE Gusswerk-Erweiterung: cs-architektur / Architekt Christoph Scheithauer, hobby a. - schuster & maul, LP architektur, strobl architekten
Bauherr: Gusswerk Eventfabrik GmbH
Gewerbe im besten Sinn
Das 2004 entwickelte und realisierte Gewerbe- und Eventgebiet Gusswerk Areal am Standort der ehemaligen Glockengießerei Oberascher erfährt 2011 eine Erweiterung: Im moderierten Verfahren entwickeln die vier Salzburger Architekten-Teams LP architektur, hobby a., cs-architektur und strobl architekten als Arbeitsgemeinschaft, als ein Team, mit Bauherren, Stadtplanung und Gestaltungsbeirat die Erweiterung des Komplexes. Auf insgesamt ca. 16.000 qm entstehen Flächen und Kubaturen für Handel und Administration. Auf einem riesigen Betonsockel ruhend staffelt sich die gesamte Anlage präzise, uneitel, subtil. Als Stadt im Kleinen bietet das Ensemble aus einzelnen Baukörpern vielfältige Möglichkeiten der geforderten Nutzung als Präsentationsfläche. Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Ästhetik sind gut ausbalanciert und diese Ästhetik des Sparsamen erscheint räumlich sehr ansprechend.
Wiewohl sich die Architektur in Materialität und Anmutung vom Bestand und seinen früheren Zubauten unterscheidet, verbinden Stiegen und Rampen Gassen und Plätze und greifen vorhandene Maßstäbe und Raumprinzipien auf. Die teils transluzenten Polycarbonat-Hüllen und die bewusst nicht perfekt ausgeführten Sichtbetonwände geben den sechs Kuben eine fragmentarisch-unkomplizierte Ausstrahlung, Klarheit und Purismus. Herb-schön könnte man sagen. Im Inneren der Kuben, die im Edelrohbau ausgeführt wurden, dominieren Dimension und Funktion.
Aufgrund der intelligenten Materialwahl tritt die Gusswerk-Erweiterung dem bestehenden Ensemble leicht und leise entgegen. Zu diesem gelungenen Entwicklungs- und Planungsprozess als Vorzeige-Werk im besten Sinn gratulieren wir. (Jury)
Anerkennung
Generalat Halleiner Schwestern Franziskanerinnen, Oberalm
Architekt: Heinz Tesar ZT GmbH, Wien
Bauherrin: Halleiner Schwestern Franziskanerinnen Immobilien GmbH
Landschaftsplanerin: Karin Erlmoser
Kunst am Bau: Heinz Tesar
Das Bauwerk für das Generalat vereint die Wirk- und Lebensbereiche der Schwestern in einem Gesamtkunstwerk, das in der Detailgestaltung eine überaus hohe Qualität aufweist. Es ist überdies eine gelungene Erweiterung des bestehenden Ensembles von Schloss und Altenwohnheim Kahlsperg und ergänzt dieses städtebaulich ebenbürtig. Kurzum: Architektur- und Städtebaukunst sind hier auf einem hohen Niveau verwirklicht.
Sobald man das Gebäude betritt, lässt sich der Anspruch, ein Gesamtkunstwerk zu komponieren, erahnen. Beim Durchwandern begreift man die ungewöhnlich hohe Qualität der Innenräume. Kruzifix und Möbel scheinen gedanklich in ihre Einzelteile zerlegt und danach souverän in den inneren Orientierungskreislauf eingebettet. Erst über diese Orientierung und die innere Logik erschließt sich die äußere Gestalt des Baus. Sehr gut gelöst sind die überdachten Freiräume bei den Schwesternzellen, die Balkone mit Lamellen erscheinen jedoch etwas massiv. Der Einsatz von einfachsten Materialien rundet dieses Gesamtkunstwerk ab.
Bemerkenswert ist auch der Umgang mit den unterschiedlichen Begrifflichkeiten und den damit verbundenen Maßstäblichkeiten der einzelnen Räume und ihrer Wahrnehmung. In der Einfachheit der Räume verbirgt sich höchste Dramaturgie; sie lassen überdies individuelle Freiheiten des Raumverständnisses zu. Den Höhepunkt der räumlichen Inszenierung bildet die Kapelle mit dem vorgelagerten, von der Erde abgehobenen Paradiesgarten
als Ort des Austauschs und der Kontemplation. (Jury)
Anerkennung
Kirche und Gemeindezentrum Rif
Architekt: Georg Kleeberger + Walter Klasz
Bauherr: Römisch-katholische Kirche zum seligen Albrecht, Rif Taxach
Generalplaner: Paul Schweizer mit Martin Embacher
Kunst am Bau: Ria Patricia Röder, Dominik Halmer
Auf einem Sockel, der als begrünte Topografie gedacht ist und in funktionaler Weise den Gemeindesaal beherbergt, ist die Kirche als schneckenförmige, in Dreiecksflächen gegliederte Landschaft komponiert. Der Sockel des Gemeindesaales definiert einen zur Straße hin offenen Vorplatz, der logisch und fast schwellenlos ins Innere weist. Im Gegensatz dazu inszeniert die expressive Form der Kirche eine Abfolge voneinander blickgeschützter Raumsequenzen. Am Beginn führt eine Rampe als äußere Schale der Schnecke durch einen kleinen Vorgarten hin zum Eingang. Zwischen zwei Schalen eingebettet liegt hier das Foyer als erster Ort der Ruhe, es bereitet sozusagen auf den nächsten Schritt vor, der ins Zentrum des sakralen Raumes führt. Das Ende der Schnecke wird von einer Öffnung im Dach markiert. Ihr Licht fällt auf den Tabernakel, der nicht wie der Altar in der Raummitte positioniert ist, sondern metaphorisch im ewigen Licht.
Die harte gläserne Schale mit integrierter solarer Energienutzung schimmert abstrakt im Umfeld, die Materialität verweist auf ein bedeutendes Inneres – ohne jedoch die sakrale Nutzung preiszugeben. Diese wird erst in der Nacht mittels durchleuchtender Symbolik von Kreuz und Marienbildnis offensichtlich.
Die Innenseite der Schale ist mit sägerauen Weißtannenbrettern beplankt. Ihre subtile, kaum wahrnehmbare Zeichnung unterstreicht die Anmutung eines Raumes, der völlig auf Licht und Form reduziert ist.
Der Zubau zum bestehenden Pfarrzentrum ist eine überaus gelungene zeitgemäße Antwort auf das Thema Kirchenbau. Er vereint überdies zwei Gemeinschaftsfunktionen, einerseits der Pfarrgemeinde in der Kirche und andererseits der politischen Gemeinde, in Form eines Veranstaltungsraumes der Stadtgemeinde. Die überzeugende Qualität des Bauwerks liegt zu großen Teilen in der konsequenten Konzentration auf eine ausdrucksstarke Form verankert. (Jury)