Seit 1992 zeichnet das Amt der Kärntner Landesregierung gemeinsam mit dem Architektur Haus Kärnten vorbildliche Bauten in Kärnten aus. Am 09.12.2014 wurden zwei Landesbaupreise und ein Anerkennungspreis durch Kulturlandesrat DI Christian Benger im Architektur Haus Kärnten verliehen.
Jury 2014
Aus den 24 eingereichten Projekten hatte die Jury – Architekt Helmut Hempel (Wien), Architekt Antonius Lanzinger (Innsbruck), Architekt Rok Žnidaršič (Ljubljana), DI Erich Fercher (Landeshochbauabteilung) und DI Erich Lanner (Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt) – 6 Projekte in die engere Wahl genommen und besichtigt. Dabei waren die Aspekte baukünstlerischer Raum, städtebauliche Beziehungen, Planung, Funktion, Verwendung zeitgemäßer Baustoffe und deren Verarbeitung und sinnvolle Energieverwendung ausschlaggebend.
Im Rahmen einer Festveranstaltung im Architektur Haus Kärnten hat die Jury am 09.12.2014 ihre Entscheidung bekanntgegeben:
Den Landesbaupreis Kärnten 2014 erhalten
- Veranstaltungs- und Sporthalle St. Martin
Architektur: Dietger Wissounig Architekten, Graz
Bauherr: Stadt Villach & Bundesministerium für Unterricht Kunst und Kultur
Jurybegründung, Architekt Antonius Lanzinger
Wie kann man das beachtliche Raumvolumen einer Dreifachturnhalle verträglich in den Stadtraum einfügen? Der Architekt versenkt dieses zur Hälfte in den Untergrund – wie einfach! Eine ebenso bekannte wie bewährte Methode, diese führt beim vorliegenden Projekt jedoch nicht zu großteils dunklen tageslichtfreien Bereichen, sondern im Gegenteil: der scheinbare Nachteil wandelt sich zu einem sehr schönen Konzept der Erschließung und Funktionsentflechtung der Dreifachturnhalle. Der Sportler geht gleich vom Eingang ins Untergeschoß bzw. auf Niveau der Sporthallen. Der Besucher hingegen bleibt auf Eingangsniveau, er kann die Aktivitäten aus höherer Lage verfolgen. Diese höchst einfachen Maßnahmen der Lenkung der Besucherströme erklären das Haus beinahe zur Gänze.
Die großen Raumvolumina werden sehr effizient von oben, über seitliche Fensterbänder und Oberlichter im Dach mit Tageslicht versorgt. Die Tageslichtführung im Verein mit der sehr unkonventionellen, cremeweißen Einfärbung der gesamten Oberflächen, führt zu einer leichtfüßigen, heiteren, geradezu beschwingten Atmosphäre der Sporthalle, die nur in kleinen Teilbereichen des Einganges etwas klinisch wirkt. Man ist beeindruckt von der besonderen Stimmung des Innenraums, die nicht die Mühen des Leistungssportes sondern die Freude an der Bewegung zum Thema architektonischen Gestaltens macht.
Die äußere Erscheinung des Hauses ist geprägt von präzisen Details und raffinierten Zuschnitten der unterschiedlichen Oberflächen. Man steht einer klaren, sorgsam gebauten Struktur gegenüber. Auch die Möblierung der umgebenden Freiräume bleibt nicht den Zufälligkeiten vorgefertigt industrieller Parkplatzmöblierung überlassen.
- Badehaus Strandbad Aichwaldsee
Architektur: Gasparin Meier Architekten, Villach
Bauherr: Marktgemeinde Finkenstein
Jurybegründung, Architekt Helmut Hempel
Der flache, freistehende, mit Boden- und Dachflächen ausgreifende Haustrakt, in ruhiger Beziehung zum Ort stehend, eingefügt zwischen Waldrand und einen kleinen See, entwickelt eine osmotische Beziehung zur landschaftlich idyllischen Umgebung als vordergründige Qualität.
Die Reduktion auf den Baustoff Holz erzeugt die Qualität der Einfachheit des Materials; die hochwertige Verarbeitung und Detailausbildung die Qualität der Konstruktion. Schon der Zutritt mit freiem Blick zum See und zur Landschaft, über eine trakthohe Ausnehmung des Gebäudes, ist besonderer Teil der Qualität der Architektur. Der Einfachheit eines Badehauses als Pavillon folgend, ist eine Architektur aus drei ihrer Grundelemente entwickelt: der Bodenfläche als über dem Gelände schwebende ausgebreitete Terrasse, darauf paraventartig freistehende und von der Decke abgesetzte differenzierte Wandflächen, sowie eine schützende, weit ausladend und schwebend wirkende, konstruktiv fein geformte, ebene Dachabdeckung. Die Sinnlichkeit des Werkstoffs Holz bleibt durch seine Freihaltung von Oberflächenschutzmitteln spürbar und erlebbar.
Den Anerkennungpreis 2014
erhält
- Schatzkammer Gurk
Architektur: winkler + ruck architekten, Klagenfurt
Bauherr: Diözese Gurk
Jurybegründung, Architekt Rok Žnidaršič
Der Entwurf greift sehr gut das hervorragende Potenzial des bestehenden Innenambientes und der offenen Räume auf. Die Gestaltung wird durch zurückhaltenden Ehrgeiz in der Freiflächengestaltung und Integration neuer Themenbereiche ausgezeichnet. Die Großartigkeit des alten Klosters wird durch die Einengung von Materialien und Formen (Kies- und Rasenflächen) betont. Die Ausstellungsgestaltung verlangt besondere Aufmerksamkeit - sie nutzt die Logik des Klosters mit der Säulenhalle für eine unkonventionelle Anordnung der Ausstellungsräume, wo die Stimmung des Klosters zu einem untrennbaren Teil der Narration des Ausstellungsraums wird. Die Elemente der Ausstellung sind im Raum als selbständige Teile behandelt, sodass sie einen freien Umgang ermöglichen und dem altertümlichen Ambiente eine eigenständige Geschichte zulassen.
Weitere Nominierungen 2014
- Neustrukturierung Handeslbetrieb Burgstaller
Architektur: Sonja Hohengasser, Jürgen Wirnsberger, Spittal / Drau, Millstatt
- Haus und Atelier – Alt und Neu
Architektur: Ferdinand Certov, Graz
- Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt
Architektur: halm.kaschnig.wührer architekten, Klagenfurt
Ausstellung
Alle eingereichten, bereisten und ausgezeichneten Projekte sind im Architektur Haus Kärnten zu sehen. Den BesucherInnen wird damit die Möglichkeit geboten, sich einen Überblick über das aktuelle Architekturgeschehen in Kärnten zu verschaffen.