Nussmüller Architekten konnten den geladenen Wettbewerb für sich entscheiden.
Der Wettbewerb wurde von der Firma Kohlbacher als Liegenschafts-eigentümerin ausgelobt und am 25. September von der sechsköpfigen Jury unter der Leitung von Architekt Christian Andexer entschieden. Ziel des Wettbewerbs war die Ausarbeitung eines Geschoßwohnbaus auf dem ehemaligen Kasernengelände der Hummelkaserne im Westen von Graz. Das Areal liegt südlich der Reininghausgründe, nördlich der Peter–Rosegger–Straße und westlich des Zeugamtweges.
Städtebaulicher Kontext
Der umgebende Gebietscharakter ist heterogen, vorwiegend 1 -2 geschoßige Ein- bis Mehrfamilienhäuser im Osten und Westen, durchmischt mit großmaßstäblichen Gewerbeobjekten (Holz Stark, u.a.) im Süden und Südosten.
Südlich der Peter-Rosegger-Straße liegt ein ca. 3 Hektar großes Gebiet, das 2010 Gegenstand eines Wettbewerbs war. Das Siegerprojekt, ebenfalls von Nussmüller Architekten, sieht entlang der Peter-Rosegger-Straße zentrale Einrichtungen vor, die die dahinter liegenden Wohnhäuser vom Straßenlärm schützen.
Für den nördlichen Bereich des Gesamtareals wurde im Jahr 2011 ein Wettbewerb für ein Pflegewohnheim der 4. Generation mit 10 TeilnehmerInnen durchgeführt. Das siegreiche 2-geschoßige Projekt stammt von Architekt Wissounig. Angrenzend an das Pflegewohnheim soll ein Geschoßwohnbau in Passivhausstandard umgesetzt werden. Dazu wurde 2012 /2013 ein einstufiger, geladener Generalübernehmerwettbewerb von SPS-Architekten aus Salzburg gewonnen. Das Projekt sieht zwei 5-geschoßige und zwei 6-geschoßige Nord - Süd ausgerichteten Baukörper mit Wohnungen und unterschiedlichen Nutzungen in den Erdgeschoßzonen vor.
Entwurfskonzept Hummelkaserne Süd
Ziel des Entwurfs ist die Schaffung eines Stadtraums, der sich als Tor zum neuen Stadtteil Reininghaus versteht und den Bewohnern qualitativ hochwertigen Wohnraum zur Verfügung stellt.
Die neue Bebauung nimmt die Struktur die Nord-Süd Längsausrichtung mit zwei Elementen auf: Punkthäuser und Zeilen erzeugen ein Spiel aus unterschiedlichen Proportionen und Gebäudehöhen und bilden großzügige Zwischenräume, Plätze und Freiflächen. Verschiedene Wohnungstypologien schaffen ein vielfältiges Angebot für Bewohner eines zukunftsfähigen Stadtteils.
Die Zeilenbauten sind als Vierspänner geplant und sorgen für hohe Wirtschaftlichkeit und durchgesteckte Wohnungen mit Ost-West Orientierung. Die Punkthäuser vermitteln das Image von Individualität in diesem verdichteten Quartier. Sie akzentuieren sich als Dreispänner mit einem großzügigen, kommunikationsfördernden Stiegenhaus und zweiseitig orientierten Wohnungen. Private, halböffentliche und öffentliche Räume entsprechen den unterschiedlichen Bedürfnissen von Individualität und Gemeinschaft, Durchlässigkeit und Ruhe.
Die erforderlichen Erschließungsflächen sind in das Freiraum- und Grünflächenkonzept integriert und bieten vielfältige Möglichkeiten der Kommunikation und der sozialen Interaktion.
Auszug aus dem Juryprotokoll:
POSITIV:
- Baukörperausbildung orientiert sich auch an umgebender, geplanter Bebauung
- Abrücken der Baukörper vom Straßenraum
- Gut gesetzte Baukörper – sehr guter städtebaulicher Ansatz
- Gute Besonnungssituation aufgrund der Baukörperstellung
- Die rationale Anordnung der Baukörper stellt sich aufgelockert dar
- Zur Strasse hin werden drei Zonen vorgeschlagen, mit platzförmiger Ankunftssituation, überdachter Besucher Carport mit TG Abfahrt und Mauergarten. Diese Vorzone stellt ein Angebot an den öffentlichen Raum dar, belässt die Wirkung der geschützten Bäume und dient als Schutzmaßnahme
- Es entstehen interessante, kleinräumige Außenräume zwischen den geschickt gesetzten Baukörpern
- Die Grundrisse bieten eine durchgehende, offene Struktur an
- Grundrisslösung funktionell gut nutzbar
- Bauabschnittsbildung gut gelöst – Zonierung gut möglich
- Gleichwertigkeit der Wohnungen gegeben
- Lösung zum Schallschutz angedacht – städtebauliches Angebot vorhanden
- Barrierefreiheit umsetzbar
- Erschließungssystem gut gelöst
- Auseinandersetzung mit der geforderten Dachneigung
- Projekt lässt im Außenbereich Spielraum für eigene Entfaltung bzw. für ein Einwachsen in den bestehenden Siedlungsraum
- Die Wiederholung der nördlichen Querachse fördert die Einfügung in die umgebende Struktur
KRITISCH:
- Die Tiefgarage und die Einfahrt befinden sich teilweise unter den erhaltenswerten Bäumen