Mit einer Wohn-, Geschäfts- und Büroanlage in Passiv-Holzbauweise und innovativen Konzepten zur Energienutzung fällt demnächst der Startschuss zum neuen Stadtteil auf den Reininghaus-Gründen. Das richtungsweisende Projekt „Haus der Zukunft“ wurde am 26.04.2012 bei einer Pressekonferenz im Grazer Rathaus präsentiert.
Gesamtinvestitionen von rund 37 Millionen Euro, 143 Wohneinheiten in modernsten Holzgeschoßwohnbauten mit Passivhausstandard, zusätzlich 38 Einheiten für Betreutes Wohnen sowie insgesamt rund 9.000 Quadratmeter Geschäfts- und Büroflächen – das sind die Eckdaten für den ersten Schritt zur Entwicklung eines nachhaltigen und zukunftsbeständigen Stadtviertels Reininghaus. Der Spatenstich zum ersten Bauabschnitt wird in rund einem Monat erfolgen, die ersten Bewohner sollen bereits in rund eineinhalb Jahren ihre Wohnungen beziehen können. So sieht es der ehrgeizige Zeitplan zum Projekt „Haus der Zukunft“ vor, das 26.04.2012 im Rathaus präsentiert wurde.
Auf Initiative der Stadtbaudirektion Graz viele Partner beteiligt
Basierend auf dem einstimmig im Grazer Gemeinderat beschlossenen Rahmenplan Graz-Reininghaus hatte die Stadtbaudirektion mit Projektleiter DI Kai-Uwe Hoffer das Projekt ECR (Energy City)_Graz Reininghaus initiiert, der Auftrag für die Ausarbeitung und Einreichung beim Förderprogramm „Haus der Zukunft +“ des Bundes erging an die Technische Universität Graz, wo sich gleich mehrere Institute mit der Materie beschäftigten. Auch das Land Steiermark hat die Projektentwicklung finanziell unterstützt. Lohn der gemeinsamen Arbeit, an der auch die Stadtplanung und das Umweltamt der Stadt Graz sowie andere Partner wie die AEE Intec Gleisdorf beteiligt waren: Das Projekt wurde zum „Haus der Zukunft +“ Leitprojekt gekürt, was Förderzusagen für die Umsetzung eines Demonstrationsobjektes brachte. Als sich nach dem Ausstieg der Asset One aus der Entwicklung des Reininghaus-Areals die Firma Aktiv Klimahaus mit Geschäftsführer Martin Partoll und die WEGRAZ als Investoren einstellten, konnte die Umsetzung in Angriff genommen werden. Aus einem Wettbewerbsverfahren nach dem Grazer Modell ging der Grazer Architekt DI Werner Nussmüller als Sieger hervor – sein Projekt passte er im Lauf der konkreten Planungen mehrfach an die geänderten Anforderungen für den Passivhaus-Holzgeschoßbau an.
Bürgermeister Nagl: „Erster Meilenstein auf dem Weg zu Stadtteil der Zukunft!“
Bei der Präsentation freute sich Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl über den ersten Schritt zur Umsetzung eines nachhaltigen Konzepts, das ein Gebiet von mehr als einer Million Quadratmeter Grundfläche umspannen soll. Das „Haus der Zukunft“, das den ersten Meilenstein auf dem Weg zum ganzen Stadtteil der Zukunft setzt, sei nachhaltig gebaut, sozial ausgewogen, leistbar und biete Platz für Menschen. Auch das Thema Elektromobilität werde verstärkt berücksichtigt, kündigte das Stadtoberhaupt an.
Stadtbaudirektor Werle: „Leitprojekt brachte hohe Bundesförderung!“
Stadtbaudirektor DI Mag. Werle hob neben der beispielhaften Nutzung des Areals auch das innovative Energiekonzept hervor, das in der künftigen Siedlung verwirklich wird. Dass das Projekt vom Bund zum Leitprojekt der Förderschiene „Haus der Zukunft +“ gekürt worden war, habe zwei Millionen Euro an Förderung gebracht, was gemeinsam mit den erheblichen Eigenmitteln der Investoren nunmehr zur Umsetzung des Konzepts führe. Mit der Realisierung des Demonstrationsprojektes fällt auch der Startschuss zur Ausarbeitung des Rahmenplans „Energie Graz-Reininghaus“, der als strategisches Konzept die energetisch optimierte Entwicklung von Graz Reininghaus begleiten soll.
Investor Partoll: „Drastische Senkung der Energiekosten“
Martin Partoll, der mit seiner Aktiv Klimahaus GmbH den ersten fünfgeschoßigen Passiv-Holzbau der Steiermark hochziehen wird, hob das Engagement aller Beteiligten bei den Planungen für das Projekt hervor. Die Passivbauweise führe zu einer drastischen Senkung der Energiekosten, was die Wohnungen für die Bewohner auch finanziell interessant mache. Dem Grazer Bürgermeister attestierte der gebürtige Tiroler „großen Weitblick bei der Realisierung des Städtebaus in Reininghaus“.
WEGRAZ-Geschäftsführer Johs: „Flexibilität auch in Bauphase nötig!“
WEGRAZ-Geschäftsführer Mag. Dieter Johs, dessen Unternehmen vor allem für die Realisierung der Geschäftsbereiche zuständig sein wird, freute sich auf die Umsetzung des Projekts, das seit drei Jahren vorbereitet worden sei. Er „warnte“ alle Beteiligten, dass die in der Vorbereitung bewiesene Flexibilität auch in der Bauphase notwendig sein werde. Johs kündigte die Eröffnung des ersten Bauabschnitts bereits für Herbst 2013 an, danach würden sukzessive die weiteren Abschnitte in Angriff genommen werden. In der Energieoptimierung und der Holzbauweise sieht Johs einen erheblichen Mehrwert für die BewohnerInnen.
Architekt Nussmüller: „Zukunft liegt in baulichen Netzwerken“
Der Grazer Architekt DI Werner Nussmüller, der sich im internationalen Planungswettbewerb durchgesetzt hatte, erläuterte das revolutionäre Energiekonzept, das im „Haus der Zukunft“ umgesetzt wird: Die zum Teil durch 18 Meter in den Boden reichende Tiefenpfähle und Fotovoltaik gewonnene Energie werde zwischen den einzelnen Blöcken ausgetauscht, weil ja unterschiedliche Nutzungen auch verschiedene Bedarfsspitzenzeiten ausweisen. „Bei den Dämmstärken der Häuser haben wir das Limit erreicht, die Zukunft liegt in baulichen Netzwerken, nicht mehr in Einzelmaßnahmen!“ Bei den entstehenden Häusern sei trotz aller Technik aber auch nicht auf die Behaglichkeit vergessen worden.
TU-Leitprojektmanager Rainer: „Europäischer Vorbildcharakter!“
DI Ernst Rainer von der Technischen Universität Graz, auch Leitprojektmanager der Energy City Graz-Reininghaus, verwies abschließend auf die Vielfalt der Beteiligten, die ihren Teil zur Entwicklung dieses Großvorhabens beigetragen haben. Allein in der TU waren mehrere Institute beteiligt. Er sprach von einem „Demonstrationsprojekt mit europäischem Vorbildcharakter, das aufzeigt, dass Plusenergiekonzepte auch im sozialen Wohnbau möglich sind“. Der Plusenergieansatz finde dabei nicht auf Ebene eines Einzelgebäudes, sondern innerhalb eines urbanen Gebäudeverbunds statt.
Graz wird reicher an fantasieloser Kubatur
Wer auf graz.at den Beitrag "Energieoptimierter Startschuss für Stadtteil Reininghaus" liest und sich dabei die beigefügten Bilder ansieht, kann nur zu einem Schluss kommen: Das Graz reicher wird an fantasieloser Kubatur. "Energieoptimiert" und die "Passivhausbausweise"
ist zwar löblich und notwendig, so ist aber die Flachdachästhethik samt gleichzeitiger gestalterischer Einfallslosigkeit nur hilfreich für die Renditeerwartungen ihrer Erbauer. Noch schmerzlicher ist, dass die erhaltenswerten Bauten der Hummelkaserne im Bereich der Einfahrt nun alle der Abrissbirne zum Opfer fallen sollen. Die Denkmalbehörde hat ähnlich wie im Fall Mustralhof (Am Damm 53, abgerissen 2011 durch die AVL List GmbH) wirtschaftlichen Erwägungen nachgegeben und den Denkmalschutz für die historischen Bauten aufgehoben. "Graz denkt!" und Soko Altstadt haben mehrfach Protest bekundet und auf die besondere Schutzwürdigkeit des Ensembles "Hummelkaserne/Reininghaus Süd" hingewiesen. Wir blieben ungehört. Nun wird dieser neue Stadtteil jeglichen identitätsstifenden Charakter verlieren und sich nahtlos in die Reihe der Bausünden jüngerer Zeit einfügen.
Sarah Andersson
*"Graz denkt!"*