JURYENTSCHEID
Der Architekturpreis des Landes Steiermark 2019 geht an das Büro Feyferlik/Fritzer für das Projekt Basilika & Geistliches Haus Mariazell. Anerkennungen wurden an an reitmayr architekten für das Projekt Peterskirche Stift St. Lambrecht sowie an Markus Jeschaunig – Agency in Biosphere für das Projekt Portalgestaltung Wolfgangikirche vergeben. Außerdem hat Kurator Phineas Harper aus den insgesamt 58 Einreichungen drei Nominierungen ausgewählt, die ebenfalls im Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2019 präsentiert werden: Wohnbau Max-Mell-Allee von Nussmüller Architekten, Prinzessin Veranda von PENTAPLAN und PEGEL GRAZ von miniform.
2019 wurde zum 19. Mal der Architekturpreis des Landes Steiermark ausgeschrieben, welcher mit einem Preisgeld von € 10.000 dotiert ist. Zweck der Preisstiftung ist die Förderung zeitgenössischer qualitätsvoller Architektur in der Steiermark. Die Zuerkennung des Architekturpreises des Landes Steiermark erfolgt nach öffentlicher Ausschreibung und dem Beschluss eines Kurators / einer Kuratorin. Prämiert wird ein in der Steiermark innerhalb der letzten drei Jahre errichtetes Objekt.
Als Kurator für den Architekturpreis des Landes Steiermark 2019 wurde von der Steiermärkischen Landesregierung Phineas Harper bestellt. Er ist stellvertretender Direktor der Architecture Foundation in Großbritannien und Chefkurator der Oslo Triennale für Architektur 2019. Harper ist Mitbegründer des Architekturdebatten-Verein Turncoats und des Programms New Architecture Writers. Er war stellvertretender Herausgeber von The Architectural Review, wo er 2011-2015 arbeitete. Phineas Harper schreibt regelmäßig für eine Vielzahl von Publikationen über die Schnittstelle von Architektur, Design und Politik. So ist er Kolumnist bei Dezeen und veröffentlichte Beiträge in The Independent, Harvard Design Magazine, RIBAJ, DOMUS, Real Review, Uncube, ArchDaily, Architectural Review und Architects' Journal.
Die Organisation des Architekturpreises des Landes Steiermark erfolgt durch das Haus der Architektur.
AUSGEZEICHNETE PROJEKTE
2019 gab es insgesamt 58 Einreichungen für den Architekturpreis des Landes Steiermark. Davon wurden vom Kurator Phineas Harper ein Preisträger und zwei Anerkennungen ausgewählt.
Preisträger
- Basilika & Geistliches Haus Mariazell
Feyferlik / Fritzer
Begründung des Kurators und Statement von Kulturlandesrat Christopher Drexler weiter unten
Anerkennungen
- Peterskirche Stift St. Lambrecht
reitmayr architekten
- Portalgestaltung Wolfgangikirche
Markus Jeschaunig – Agency in Biosphere
Nominierungen
- Wohnbau Max-Mell-Allee
Nussmüller Architekten
- Prinzessin Veranda
PENTAPLAN
- PEGEL GRAZ
miniform
BUCHPRÄSENTATION
Im Dezember 2019 wird im Haus der Architektur voraussichtlich das Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2019 vorgestellt, in dem der Preisträger sowie die Anerkennungen und Nominierungen gezeigt werden.
Begründung des Kurators
„Die Basilika Mariazell ist eine der wichtigsten religiösen Destinationen Österreichs und zählt mit rund einer Million Pilgern pro Jahr zu den meistbesuchten katholischen Stätten der Welt. Seit fast drei Jahrzehnten befassen sich Feyferlik/Fritzer schrittweise mit akribischen Untersuchungen und Eingriffen in die Architektur, wobei die Struktur der Basilika Stück für Stück angepasst und verbessert wurde.
Mit einem einzelnen Kleinauftrag für die Installation exquisit dezenter Lampen in einem Hinterhausraum für Priester, begannen Feyferlik/Fritzer vor fünfundzwanzig Jahren, den Bau in neue Höhen zu heben. Ihre architektonischen Eingriffe sind weder einzelne, großartige Gesten noch strenge, kalte Restaurierungen, sondern eine raffinierte Mischung aus sorgfältigen Upgrades und Ausschmückung. Wertvolle Sammlungen sind jetzt zum ersten Mal ausgestellt. Neue und aufregende, bizarre Aufführungsräume wurden an unwahrscheinlichen Orten eröffnet. Geniale Details wie eine Reißverschlussmembrantür und eine aufklappbare Treppe sorgen für eine fröhliche Atmosphäre ganz ohne Kitschfaktor.
Die Basilika ist ein Bau, der die Konventionen der modernen urbanen Praxis herausfordert. In Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe, die Planer jeder Couleur zwingt, ihre Einstellung zu Material und Bau zu überdenken, bietet das Projekt ein faszinierendes Beispiel für langsame Architektur – Entwurf und Gestaltung, die sich im Laufe der Zeit schrittweise entfalten. Sollte die Zukunft der Architektur weniger darin bestehen, dass Stararchitekten Städten ihren Stempel aufdrücken, sondern vielmehr darin, Gemeinden und ihre Gebäude kontinuierlich an die sich ändernden Bedürfnisse anzupassen, so ist dieses Projekt ein nachhaltiger Präzedenzfall für die Disziplin. Seine Bedeutung resultiert aus einer langfristigen Beziehung zwischen einem leidenschaftlichen Bauherren und einem umsichtigen Architekturbüro, sowie dem handwerklichen Geschick und der ruhigen Hand eines Teams, das ohne den eiligen Drang nach Ruhm oder Reichtum vor Ort tätig ist. Das Ergebnis ist ein dynamisches Stück Architektur, das vor gestalterischen Elementen nur so strotzt, die weit über eine konventionelle Restaurierung hinausgehen und einen generativen räumlichen und materiellen Dialog ermöglichen."
LR Drexler: „Ein großer Wurf, indem auf große Gesten verzichtet wird"
„Verfolgt man den Gestaltungsprozess rund um die Basilika und das Geistliche Haus Mariazell über die Jahre, wird einem der wichtigste Wallfahrtsort Österreichs Zug um Zug räumlich nähergebracht und wird in seiner Vielschichtigkeit erlebbar gemacht. Ich gratuliere dem Team des Architekturbüros Feyferlik/Fritzer zum Architekturpreis 2019, den sie mit einem Projekt, das ein großer Wurf ist, indem es auf große Gesten verzichtet, wahrlich verdienen. Vorbildhaft und mit viel Feingefühl haben sie mit ihren gestalterischen Maßnahmen einzigartiges Kulturerbe in seinen Funktionen und seinen Anforderungen unterstützt und damit zu einem Teil der Baugeschichte werden lassen," betont Kulturlandesrat Christopher Drexler.