27/05/2013

Der AWARD | Bessere Lernwelten wurde 2013 erstmals vergeben. Er zeichnet neue Ansätze gegenwärtiger Lehr- und Lernpraxis und deren räumliche Gestaltung aus.

27/05/2013

Award Primarstufe, Volksschule Bad Blumau, Steiermark

Architektur: Feyferlik / Fritzer©: paul ott photografiert

Anerkennung Primarstufe, Volksschule Hausmannstätten, Steiermark

©: paul ott photografiert

Broschüre Award Bessere Lernwelten 2013 - Auszeichnungen

©: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur - bm:ukk

Die Volksschule in Bad Blumau von Feyferlik / Fritzer (Graz) wurde mit dem Award Primarstufe ausgezeichnet. Die Volksschule Hausmannstätten von .tmp architekten (Graz) erhielt eine Anerkennung.

Das österreichische Bildungssystem verändert sich: Neue pädagogische Modelle, neue Ausbildungserfordernisse und neue Schulformen erfordern neue Strategien in der Entwicklung von Schulraum. Ein Austarieren des Planungsprozesses hinsichtlich Standortanpassung, nachhaltigen Zugängen und Zukunftsoffenheit ist notwendig. Pädagogik und Architektur sind gefordert, in einem intensiven Dialog neue Modelle zu entwickeln und Bildungsräume für das 21. Jahrhundert zu schaffen.

Der vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur neu initiierte Award Bessere Lernwelten berücksichtigt beide Bereiche durch ein gleichwertiges und ‚fächerübergreifendes‘ Auszeichnen von Pädagogik und Architektur und macht Projekte sichtbar, die baukulturelle und pädagogische Qualitäten vorbildlich vereinen und damit einen wesentlichen Beitrag zur zukunftsfähigen Bildungs- und Baukultur in Österreich leisten.

Darüber hinaus werden mit dem Würdigungspreis für Baukulturvermittlung Projekte ausgezeichnet, die es jungen Menschen ermöglichen, Räume neu bzw. bewusster wahrzunehmen und damit dazu beitragen, einen kompetenten Umgang mit Raum zu ermöglichen und das Bewusstsein für Bildungs- und Baukultur zu erhöhen.

Einreichungen
Der Award Bessere Lernwelten wurde in drei Kategorien für Projekte, die seit 2008 durchgeführt wurden, vergeben. Insgesamt wurden 51 Projekte, die seit 2008 fertiggestellt beziehungsweise durchgeführt wurden, in drei Kategorien eingereicht.
_ Kategorie I: Schulbau Primarstufe, 10 Projekte
_ Kategorie II: Schulbau Sekundarstufe I + II, 16 Projekte
_ Kategorie III: Baukulturvermittlung, 27 Projekte

Jury
Die Beurteilung erfolgte durch eine Jury von ExpertInnen aus den Bereichen Baukultur und Pädagogik:
_ MR DI Peter Dietl | Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
_ Prof. DI Susanne Hofmann – Juryvorsitzende, Susanne Hofmann Architekten BDA und die Baupiloten, TU Berlin
_ Mag. Gerhard Jagersberger MAS | Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
_ ao. Univ.-Prof. DI Dr. Christian Kühn Architekturstiftung Österreich | TU Wien
_ Mag. Christian Posad | Direktor BHAK Wien 22
_ Ass.-Prof. DI Architekt Michael Zinner, Kunstuniversität Linz | Forschungsschwerpunkt schulRAUMkultur

PreisträgerInnen
Die PreisträgerInnen wurden im Rahmen einer Feier von Bundesministerin Claudia Schmied ausgezeichnet. Die Projekte sind Vorbilder für neue pädagogische Modelle und neue Strategienin der Entwicklung von Schulraum:

  • Award Primarstufe: Volksschule Bad Blumau
  • Anerkennung Primarstufe: Bildungscampus Moosburg
  • Anerkennung Primarstufe: Volksschule Hausmannstätten
  • Award Sekundarstufe I + II: BundesREALGYMNASIUM in der Au
  • Anerkennung Sekundarstufe I + II: VMS Alberschwende
  • Anerkennung Sekundarstufe I + II: AgrarBildungsZentrum Salzkammergut
  • Award Baukulturvermittlung: Kinderbuch Archi & Turi
  • Anerkennung Baukulturvermittlung: Initiative „was schafft raum?“
  • Anerkennung Baukulturvermittlung: Projekte Tape that/Frag Gretchen!
  • Anerkennung Baukulturvermittlung: Projekt raumSCHLÄUCHE – schlauchRÄUME

Die GewinnerInnen aus steirischer Sicht sind die Volksschule Bad Blumau und die Volksschule Hausmannstätten:

Award Primarstufe:

Volksschule Bad Blumau
8283 Bad Blumau Nr. 130, Steiermark
Bauherr: Gemeinde Bad Blumau | www.bad-blumau.com
Architektur: Architekturbüro Feyferlik/Fritzer | Arch. DI Wolfgang Feyferlik | Arch. DI Susanne Fritzer Mitarbeit: DI Elisabeth Stoschitzky
Nutzfläche: 1.141 m2
Planungs- und Bauzeit: 2006–2010
Wesentliche Projektpartner: Dir. Erna Erhart (Direktorin VS Bad Blumau) | DI Frank Büttner/Hans Lechner ZT GmbH (Projektsteuerung) | Arch. DI Ronald Felfernig (Örtliche Bauleitung)

Eine „bewegte“ Schule
Der kleine Ort Bad Blumau ist bekannt durch seine große Therme. Die Schule im Ortskern, gleich neben der Kirche, war alt und für die Zahl der SchülerInnen bereits viel zu klein. Zahlreiche Um- und Ausbaupläne wurden gewälzt und wieder verworfen. Bis schließlich – nach einigen Diskussionen zwischen Gemeinderat, dem Land als Schulträger und mit den Betroffenen – der alte Sportplatz am Fluss als neuer Standort gewählt wurde. Hier, auf einer leicht aufgeschütteten Fläche vor Hochwasser geschützt, steht nun das neue Schulgebäude, und gleich daneben befindet sich das neue kleine und feine Sportstadion.
Das Schulhaus ist ebenerdig und lang gestreckt. Damit bietet es auch im Inneren viel Platz, um das Modell einer „bewegten Schule“ umzusetzen. Dabei geht es nicht primär um mehr Sport, sondern um die Integration von Bewegung in den Lehr- und Lernprozess – um mehr Sinne anzusprechen und damit Informationen besser aufnehmen und verarbeiten zu können. Die Schule ist damit noch stärker ein ganzheitlicher Lern- und Erfahrungsraum. Zum Fluss hin und mit Blick auf den Ort liegen, wie an einer Perlenschnur aufgefädelt, die Klassenräume. Jeder ist leicht unterschiedlich von der Größe und vom Zuschnitt, womit ein differenziertes Raumangebot entsteht. Jeweils vorgelagert ist ein mit Pergolen geschützter und beschatteter Freiluftbereich mit fließendem Übergang zum Naturraum der Flusslandschaft. Abwechslungsreich ist auch die großzügige Erschließung mit einer durch das Gebäude verlaufenden langen Sitzstufe und den Klassenzimmern vorgelagerten Sitznischen. Der hier verwendete Sichtbeton war anfangs für manche ein wenig gewöhnungsbedürftig, wird nun aber allseits geschätzt, ebenso wie der warme Holzboden und die raumhohen Verglasungen.
Bereits im Architekturwettbewerb, zu dem zehn Teams geladen wurden, war die Schule als „kommunales Zentrum“ definiert und sollte „optimale Bedingungen für zeitgemäße Unterrichtsformen“ bieten. Auch die Kinder hatten in Zeichnungen ihre Vorstellungen formuliert. Viele Details, etwa die zwischen zwei Klassen eingeschnittene Ruhezone, wurden dann in enger Kooperation zwischen dem Schul- und Architekturteam entwickelt. Sorgfältig und durchdacht wurde auch die Einrichtung so gestaltet, dass sie vielfältige Nutzungen zulässt und für die Lehrenden und SchülerInnen viel Potenzial und Möglichkeiten der Aneignung bietet. Ein Ort, an dem das Lernen Freude macht! (bf)

Anerkennung Primarstufe:

Volksschule Hausmannstätten, Hauptstraße 50a, 8071 Hausmannstätten, Steiermark
Bauherr: Marktgemeinde Hausmannstätten | www.hausmannstaetten.at
Architektur: .tmp architekten | tischler mechs projekte | Arch. DI Dr. Uli Tischler Arch. DI Martin Mechs | www.t-m-p.org Nutzfläche: 2.018 m2
Planungs- und Bauzeit: 2009–2011
Wesentliche Projektpartner: VDir. OSR Edeltraut Foller (Direktorin VS Hausmannstätten) | architekturbüro b+p, Graz (Projektsteuerung)

Kompakt und großzügig
Im boomenden Speckgürtel von Graz war die alte Volksschule in Hausmannstätten bereits so beengt, dass ein Drittel der Klassen in die entfernte Hauptschule ausgelagert werden musste. Dorthin – und mit gemeinsamer Nutzung von Sportplatz und Turnsaal – ist nun auch die neue Volksschule übersiedelt. Man nähert sich in einem weiten Bogen über ein Feld und betritt das Gebäude am Fuß einer Geländekante im Untergeschoß. Eine breite Treppe, die auch für Veranstaltungen als Tribüne mit Theaterstufen gedacht ist, führt schräg nach oben in das Erdgeschoß, wo ein großzügiger Aufenthaltsbereich zur vielfältigen Nutzung einlädt. Hier lassen sich die Pausen verbringen, wenn das Wetter ein Hinausgehen nicht erlaubt, aber auch Lernen alleine oder in kleinen Gruppen und insbesondere Kommunikation sind möglich. Nach allen Himmelsrichtungen sind die Klassen (im Erdgeschoß und im ersten Stock) orientiert und bieten reizvolle Ausblicke. Und auch das Innere überzeugt mit vielfältigen Blickbeziehungen, einem alle Räume verbindenden Holzboden und dem roten Glas der Brüstungen als Farbakzent.
Das pädagogische Konzept mit Freiklassen, unterschiedlich zuschaltbaren Gruppenräumen und individuell nutzbaren Nischen wurde von der Direktorin mit dem LehrerInnen-Kollegium gemeinsam mit der Landesregierung als Grundlage des Architekturwettbewerbs entwickelt. Auch der Schulwart war mit einbezogen. In enger Kooperation mit dem Architekturteam wurde das Konzept adaptiert und verfeinert. Entstanden ist ein kompaktes Schulgebäude, das Großzügigkeit und Eleganz ausstrahlt. Die hohe SchülerInnenzahl (aktuell 220) sieht – und hört! – man nicht. (bf)

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