Petra Kickenweitz hat den Anfang gemacht und uns einen Vorschlag für ein repost zugeschickt, um das Archiv anlässlich des 20. Jubiläums von GAT sichtbar zu machen.
TAG SIEBENTAUSENDUNDVIER der Österreichischen Architekturpolitik und Baukultur
Am 02/04/2024 feiert auch der TAG EINS seinen zwanzigsten Geburtstag.
Welche Bilanz können wir ziehen? Was hat sich geändert? Was hat sich verbessert? Wie lange wird der prognostizierte lang andauernde Prozess noch dauern, bis die Botschaft in der breiten Masse angekommen ist? Gibt es noch Zuversicht im Angesicht der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Situation in Österreich?
Die Sanierung des Parlaments wurde mittlerweile abgeschlossen, der Plan- und Bauprozess war mehr als nur fragwürdig, bis zuletzt.
Es gab kein weiteres Enquete im Parlament, lediglich eines im Steirischen Landtag.
Nur 7% des gesamten Hoch- und Tiefbaus dieser Republik wird mittlerweile von uns Expert:innen bestritten – die Quote ist damit noch weiter gefallen.
Parallel dazu wurde die Lebensdauer von Baumaterialien und Gebäuden in den diversen Nachschlagewerken massiv nach unten gesenkt. Wir bauen mittlerweile so schlecht, dass die Sanierung in den kommenden Jahren eine echte Herausforderung sein wird. Eine nachhaltige Bauweise hat sich noch nicht durchgesetzt. Der Abbruch, die Zersiedlung und damit einhergehend die Bodenversiegelung geht munter weiter. Österreich ist dabei in Europa Spitzenreiter, die Steiermark führt innerhalb Österreichs die Bundesländer an.
Derzeit wird am 5. Baukulturreport geschrieben.
Es bleiben noch DREIHUNDERTEIN TAGE der Österreichischen Architekturpolitik und Baukultur...
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TAG EINS der Österreichischen Architekturpolitik und Baukultur
Ute Angeringer "Kommentar", Fr. 02/04/2004
Eindrücke anlässlich einer erstmals in der Geschichte der zweiten Republik am 30. März 2004 im Hohen Haus in Wien abgehaltenen ganztägigen parlamentarischen Enquete zur Architekturpolitik und Baukultur in Österreich.
Zur Vorgeschichte
Von der Ideenfindung, eine Enquete im Parlament mit dem Ziel, Architektur und Baukultur für eine engagierte Architekturpolitik in Österreich wieder politisch zu verankern, auszurichten, bis zum TAG EINS verging ein Jahr, oder wie es Volker Dienst - Koordinator der Plattform für Baukultur und Architekturpolitik – formuliert: „TAG EINS der Österreichischen Architekturpolitik und Baukultur dauerte ein Jahr, was angesichts des komplexen Prozedere, einen solchen Antrag ein- und durchzubringen, ein kurzer Zeitraum ist.“
Das Programm ist hochkomplex und unterliegt den strengen Regeln des Protokolls: Der Enquetekommission gehören 26 Abgeordnete, 16 Bundesräte sowie 9 Vertreter von den im Europäischen Parlament vertretenen Parteien an. 27 (!) Impulsreferate mit Wortmeldungen lassen den gewöhnlichen Symposienbesucher kurzzeitig befürchten, die nächsten Tage im Hohen Haus zu verbringen, denn an die vorgegebene Redezeit von sieben Minuten halten sich Symposiumsredner eher selten.
Im Hohen Haus ist das jedoch anders: Vorsitzende fordern mit Bestimmtheit den zeitlichen Rahmen ein. Wenn die rote Lampe nichts nutzt, erklingt eine Glocke und damit endet Teil 1 der Sitzung auf die Minute genau und beginnt pünktlich wieder am Nachmittag mit demselben strengen Ablauf wie am Vormittag.
Die Statements sind wohl formuliert und hoch verdichtet und sprechen alle Themen an, die den Gegenstand dieser Enquete bilden, nämlich die Grundlagen einer umfassenden ressortübergreifenden Architekturpolitik, die zu schaffenden Rahmenbedingungen zur Förderung zeitgenössischer Baukultur sowie die Grundlagen für ein breites nationales Programm zur Vermittlung von Architektur-, Raum- und Lebensqualität.
Im Konkreten: Bauherrenverantwortung und Architekturpolitik, Architekturwettbewerbe und Vergabe, Bildung und Vermittlung, Europäische Modelle zur Architekturpolitik, Ökologie und Nachhaltigkeit, Image und wirtschaftliche Effekte.
Und eigentlich ist es schade, dass so viele Inhalte weitgehend unbeachtet von einer breiteren Öffentlichkeit – denn trotz breiter Ankündigung der Veranstaltung schweigt die Presse – und auch unter mäßiger Anteilnahme seitens der Politik abgehandelt wurden.
Aber, so wie im abschließenden Plenum im Architekturzentrum Wien der „TAG EINS“ der Österreichischen Architekturpolitik und Baukultur viel Aufbruchstimmung erkennen ließ – und wenn es auch erst der Anfang eines lang andauernden Prozesses ist – so können wir doch mit mehr Zuversicht die folgenden Tage der österreichischen Architekturpolitik und Baukultur bestreiten, denn schließlich ist Architektur vom Menschen gestalteter Raum. "Architektur ist das Wollen einer Epoche, übersetzt in Raum" (Mies van der Rohe) und "Eine Baukultur ohne Basis gibt es nicht" (Friedrich Achleitner).
Architektur schafft Lebensqualität. Architekturschaffende sind ausgebildet und mittels Staatswappen anerkannt und befugt, unsere Räume zu gestalten.
Ein Wermutstropfen am Ende: Nur 17% des gesamten Hoch- und Tiefbaus dieser Republik wird von diesen Experten bestritten, wie es der Architekt Max Rieder in seinem Schlussstatement am TAG EINS treffend formulierte.
Alle Beiträge, Statements und Wortmeldungen sind in Kürze auf der Homepage der Plattform für Baukultur und Architekturpolitik unter www.architekturpolitik.at abrufbar und höchst empfehlenswert!
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