26/02/2024

Massive Kritik übte heute die Bundeskammer der Ziviltechniker:innen in ihrem Positionspapier Klima, Boden & Gesellschaft an der von den Sozialpartnern erhobenen Forderung nach einem Eigenheimbonus. „Aktuell auf Neubauten und somit auf Versiegelung zu setzen, um die Bauwirtschaft anzukurbeln, wäre, als würden Ärztinnen und Ärzte eine weitere Pandemie fordern, um mehr Patientinnen und Patienten behandeln zu können", so der Architekt und Kammerpräsident Daniel Fügenschuh zum Thema.

26/02/2024

Keine übertriebene Bautätigkeit mehr, fordern die Ziviltechniker:innen. ©Clemens Fabry

„Leben, Arbeiten, Wohnen: Was immer wir tun – wir sind umgeben von gebauter Umwelt, die entworfen, geplant und errichtet wurde, die laufend zu prüfen und an die Anforderungen anzupassen ist. Projekte, die uns verbinden und weiterbringen, werden mit höchster Qualität seit 1860 durch Ziviltechniker:innen realisiert.

Schwere Niederschläge, Überschwemmungen, Stürme, Dürren, Hitzewellen, Waldbrände, Hagelereignisse, Hangrutschungen, Lawinen und Muren – das sind Folgen der globalen Klimakrise, die bereits jetzt – auch in Österreich – deutlich zu spüren sind. Es geht um nichts weniger als um das Überleben zukünftiger Generationen auf diesem Planeten.

Angesichts der ausufernden Komplexität der Klimakrise und ihrer Auswirkungen, braucht es Expert:innen, die vernetzt und interdisziplinär denken und in der Lage sind, diese gewichtigen Fragestellungen einzuordnen und konkrete Lösungsansätze beizusteuern. Ziviltechniker:in ist eine spezifisch österreichische Berufsbezeichnung für freiberuflich tätige, staatlich befugte und beeidete Personen, die in den Fachgebieten Architektur und Ingenieurwesen tätig sind. Seit 1860 entwerfen, planen und prüfen Ziviltechniker:innen, als Architekt:innen und Zivilingenieur:innen, unabhängig und verantwortungsvoll gebaute Umwelt für alle Lebensbereiche. Im Rahmen ihrer Befugnis sind Ziviltechniker:innen berechtigt, Urkunden zu errichten. Diese Urkunden werden von Verwaltungsbehörden so angesehen, als hätte sie die Behörde selbst ausgefertigt.

Die hohe Verantwortung, die damit einhergeht, verpflichtet Ziviltechniker:innen, stets die höchsten Ansprüche betreffend Qualität an sich und ihre Projekte zu stellen. Es sind hochkomplexe Dienstleistungen, die Ziviltechniker:innen erbringen und die nicht selten über die Sicherheit von Leib und Leben entscheiden. Nachhaltig zu planen bedeutet vor allem, die langfristige Verträglichkeit eines Projekts – sei es z. B. eines Schulgebäudes, einer Wasserversorgung oder eines Verkehrsnetzes – anzustreben.

Nachhaltigkeit kann rein kurzfristigem Nutzen, wie direkten ökonomischen Gewinnen oder politischen Wahlerfolgen, Wir gestalten Zukunft: Im Kampf gegen die Klimakrise und Bodeninanspruchnahme verfügen Ziviltechniker:innen über das notwendige Know-how für Veränderung. 

Sie steht aber nicht einem Nutzen generell entgegen, da sich nachhaltiges Planen und Handeln langfristig immer auszahlt. Insofern ist von unseren Entscheidungsträger:innen Weitsicht gefragt, und ein aktives Entgegensteuern gegen flüchtige ökonomische und politische Erfolge Einzelner – zum Wohle aller. Dieses Positionspapier ist daher ein Aufruf der Ziviltechniker:innen an die Entscheidungsträger:innen Österreichs, Mut zu langfristigem, ganzheitlichem Denken zu haben!

Mutige Maßnahmen wie der Europäische Green Deal sind Vorbilder und müssen Unterstützung und Anwendung finden. Insbesondere die EU-Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ (NEB) und die Erklärung von Davos 2018 „Eine hohe Baukultur für Europa!“ tragen die Vision einer schönen, nachhaltigen und inklusiven Baukultur, die Ziviltechniker:innen als große Chance betrachten, um Veränderung positiv zu gestalten. In diesem Zusammenhang nimmt auch gerade die öffentliche Hand eine wichtige Vorbildrolle ein. 

Im Folgenden finden Sie die zusammengefassten Forderungen an Politik und/oder Wirtschaft, die Ziviltechniker:innen anhand ihrer Expertisen als unerlässlich erachten, um die Resilienz unserer Gesellschaft zu stärken und die Auswirkungen der Klimakrise einzudämmen. Dabei ist eine ausgewogene Balance zwischen Verboten und Anreizen zu schaffen, die dem Ernst der Lage gerecht wird und das Veränderungspotential unserer Wirtschaft und Gesellschaft mobilisiert."

 

Die Erstveröffentlichung des Positionspapiers fand am 26.02.2024 auf der Seite der Bundeskammer ZT www.arching.at statt. GAT veröffentlicht an dieser Stelle den originalen Wortlaut.

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