20/09/2014

steirischer herbst 2014 vom 26. September bis 19. Oktober.

Alle Infos, Programm und Termine siehe Link unten!

20/09/2014

steirischer herbst 2014, Festivalzentrum

©: Supersterz + .tmp architekten

steirischer herbst 2014, Festivalzentrum

©: Thomas Raggam

Needcompany

©: Wonge Bermann & Grace Ellen Barkey

Marino Formenti, Nowhere, Steirischer Herbst 2010

©: Wolf Silveri

Rashaad Newsome Shade Graz, 2014

©: J.J. Kucek

Benjamin Verdonck, notallwhowanderarelost

©: Kurt Van der Elst

Zunächst bemüht er sich ja durchaus und kopiert in seiner Anstellung als Schreiber eines Rechtsanwalts tagein tagaus handschriftlich Berge von Akten. Aber eines Tages – und man erfährt nicht weshalb – verweigert sich Herman Melvilles Bartleby den Aufträgen seines Arbeitgebers und sagt nur noch: „I would prefer not to“, ich möchte lieber nicht.

Das Motiv des sich weigernden Schreibers nimmt der steirische herbst zwar auf, bezieht aber die Verweigerung auf ein in den Gesellschaften zu beobachtendes Phänomen. I prefer not to … share! lautet das Motto des diesjährigen Mehrspartenfestivals, in dem es um das Teilen respektive nicht teilen wollen geht. Vom Müssen dagegen sprechen die ProgrammkoordinatorInnen wenn es darum geht, „das Auseinanderdriften der Reichsten und Ärmsten auf diesem Planeten stoppen zu wollen“. Wollen wir mehr teilen, so der logische Schluss, müssen wir auf mehr verzichten. Und mehr oder weniger assoziativ behandeln etliche Veranstaltungen gerade dieses Problem.

Um in einer kurz gefassten Vorschau gleich auf einen themennahen Act zu verweisen, während dem gleichermaßen Teilnahme und Ausschluss stattfinden: Der Pianist Marino Formenti konzertiert in seinem Programm One to One in Bad Radkersburg, Wildon, Stainz, Bad Gleichenberg und Graz. Pro Termin für 90 Minuten, an mehreren Tagen jeweils um 10, 12, 15, 17, 19 und 21 Uhr. Dies immer in privaten Räumen, wobei die Erwartung dahin reicht, dass jeweils nur wenige Personen während eines Konzerttermins anwesend sein werden. In Summe dagegen könnten die ZuhörerInnen aber vielleicht einen Konzertsaal füllen.

Mit All Tomorrow’s Parties I + II der belgischen Needcompany wird der Herbst am 26. September in der Helmut-List-Halle eröffnet. Eine auf Graz zugeschnittene Produktion, ein „Happening“ wird damit angekündigt, in dem Schauspiel, Tanz, Musik, Text, Bühnenbildkunst und Video zwischen den ohnehin oft nicht auszumachenden Grenzen von Kunst und Unterhaltung changieren.
Tags darauf eröffnet das Festivalzentrum, diesmal im Palais Wildenstein in der Paulustorgasse. Adaptiert wurde das ehemalige Stadtpolizeikommando von den Grazer Architekten Supersterz + .tmp architekten. Kuratiert von Luigi Fassi und Stefano Collicelli Cagol handelt die ebendort eingerichtete herbst-Ausstellung zur bildenden Kunst vom Verzicht, zu diversen Aktualitäten immer sofort Stellung zu nehmen. Die Ausstellung will Anstoß sein, unabhängigem Denken Raum zu geben.
Ebenfalls am 27. September eröffnen die Ausstellungen der assoziierten Institutionen und Kunstvereine. Darunter etwa das esc medien kunst labor (Bürgergasse 5) mit Ministry of Hacking, dem Versuch, sich über „feministisches Hacken“ mit Ein- und Ausschlusskriterien der Gegenwart zu befassen, sie zu unterwandern.
Als vielleicht ungewöhnlicher Spielort dürfte sich die Antoniuskirche (Paulustorgasse) erweisen. In Zusammenarbeit mit dem nigerianischen Performer Jelili Atiku zeigt der aus Deutschland stammende Dennis Feser seine Videoarbeit Rauhnacht. In der Steiermark gedreht, konfrontiert der Film alpenländisches Brauchtum mit westafrikanischen Traditionen, die in Verwendung von Masken kulminieren.
Für den steirischen herbst entwickelt der New Yorker Rashaad Newsome eine Performance unter dem Titel Shade Graz, 2014 mit zwei Aufführungen im Orpheum. In einer Zusammenarbeit mit in Graz lebenden Personen aus verschiedenen Kulturen zeigt sich Newsome interessiert an spezifischen Sprechweisen und körpersprachlichen Klischees. „I heard a kind of barking in Styrian dialect?“ warf er beispielsweise während der Pressekonferenz ein. Das entstehende Bewegungsstück mit Chor wird über Programme geloopt, remixed und transformiert.

Neuer Herbstpartner ist das freie Atelierhaus Schaumbad, das in der Puchstraße 41 Quartier bezogen hat. Mit seinem Projekt Am Südrand.Co-Industrielle Lebenswelten wird Schaumbad mittels Ausstellungen, Lesungen, Performances und Rundgängen die Erkundung eines Stadtteils vornehmen, der geprägt ist von sozialen Wohnbauten, Gefängnis, Schlachthof, Mülldeponie und Gebetshäusern.

Mit zahlreichen Projekten bespielt der herbst auch die steirischen Regionen. Beispielsweise führt das Künstlerkollektiv machina eX durch ein weithin unbekanntes Wildon und zwar in einer Mischung aus „Realität, Science Fiction, Mystery und Hörspiel“. Im Schloss Wildon beginnt auch Benjamin Verdonck die Aufführungen mit seiner selbstgebauten Theatermaschine und agiert dabei als Intendant, Darsteller und Bühnentechniker. Abschließend wird in Graz seine Bühnenversion im „Kaffeehaustisch-Format“ gegeben.
Eine Komposition zu einem „weststeirischen Wasserfall“ wird am dritten herbst-Wochenende von Georg Nussbaumer in Stainz aufgeführt. A Párt – Die Partei – The Party ist eine kritische Arbeit des ungarischen Theatermachers Árpád Schilling, die es am letzten Wochenende in Bad Gleichberg zu sehen gibt. Lebensmittel, Kunstmittel und Kulturtechniken thematisiert der Schauplatz Kornberg in seiner Produktion Zum Verzehr. In Zusammenarbeit mit dem Zollamt Radkersburg führt der slowenische Künstler Tobias Putrih an die unterirdische Grenze zu Slowenien, nämlich in die Karawankenhöhle Potočka Zijalka. Und im Pavelhaus/Pavlova hiša erforscht die Österreicherin Heidrun Holzfeind mit ihrer Ausstellung Never Neverland individuelle Lebensgeschichten und politische Realität der österreichischen Grenzregion.

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