Myzel, der komplexe und unsichtbare vegetative Teil von Pilzen, bildet ein unterirdisches Netzwerk aus fadenförmigen Strukturen, sogenannten Hyphen. Über seine biologische Bedeutung hinaus spielt Myzel eine entscheidende Rolle sowohl in der Erforschung von bio-basierten Materialien, als auch in der Natur. Einerseits ist es eine verbindende Kraft, die disparate, organische Partikel durch seinen Verdauungsprozess verbindet und lockeres Material zu einer zusammenhängenden Struktur vereinigt, die man dann als ein Bauelement verwenden kann. In der Natur erstreckt sich das Myzel durch den Boden und bildet ein intelligentes Netzwerk von pilzartigen Fäden, das als vitale Schnittstelle zwischen Pflanzenwurzeln, Nährstoffen und anderen Organismen dient. Manche Expert:innen bezeichnen es als ein neurologisches Netzwerk in der Natur, das sich in ständiger molekularer Kommunikation mit seiner Umgebung befindet und enzymatische sowie chemische Reaktionen kontrolliert, die zum komplexen Gleichgewicht von Ökosystemen beitragen. Die vielseitigen Funktionen des Myzels unterstreichen seine Bedeutung im komplexen Geflecht natürlicher Systeme und deuten auf sein Potenzial in wissenschaftlicher Forschung hin.
In diesem Sinne bildet das Myzelnetzwerk auch ein gesellschaftliches Netzwerk ab, indem es die Fähigkeit besitzt zu wachsen, sich in neue Bereiche auszudehnen, unerforschte Gebiete zu erkunden und den Austausch von Informationen zu erleichtern.
Es dient als Brücke zwischen verschiedenen Disziplinen.
Interdisziplinäre Forschung fördert ein holistisches Verständnis, indem sie vielfältige Perspektiven integriert und innovative Lösungen jenseits des Rahmens einzelner Disziplinen ermöglicht. Der Rahmen für dieses Forschungsschwerpunkts liegt an der Schnittstelle von nachhaltigem Bauwesen und experimenteller Architektur. Digitale Fertigung wird mit natürlichen Prozessen integriert und eine enge Rücksprache mit Expert:innen aus Mikrobiologie und angewandten Geowissenschaften wird einbezogen. Das Forschungsthema beinhaltet die Exploration, also das Wachsen und 3D-Drucken von bio-basierten Materialien aus Ton, landwirtschaftlichen Abfällen und Myzel. Während konventionelle Tonbauelemente umfassend erforscht wurden, stellt die Integration lebender Organismen wie Myzel einen bahnbrechenden Aspekt im Bereich der Baustoffe dar. Das langfristige Ziel der Forschung besteht darin, nachhaltige Alternativen zu konventionellen Baustoffen in der Architektur zu finden.
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The Mycelial Network
Mycelium, the intricate and often overlooked vegetative part of fungi, constitutes an underground network composed of thread-like structures called hyphae. Beyond its biological significance, mycelium plays crucial roles both in research of bio-based materials and in the natural world. On one hand, it serves as a unifying force, connecting disparate organic particles through its digestion process and consolidating loose material into a cohesive structure that can function as a building element. In the realm of nature, mycelium extends its influence through the soil, forming an intelligent network of fungal threads that acts as a vital interface between plant roots, nutrients, and other organisms. Some call it a neurological network in nature, engaged in constant molecular communication with its environment, controlling enzymatic and chemical responses that contribute to the intricate balance of ecosystems. The multifaceted functions of mycelium underscore its significance as a dynamic and essential component in both scientific inquiry and the intricate web of natural systems.
The mycelial network serves as a bridge between disciplines, given the highly interdisciplinary nature of this research focus. Moreover, it mirrors a societal network by virtue of its capacity to grow, expand into new domains, explore uncharted territories, and facilitate the exchange of information.
Interdisciplinary research promotes a holistic understanding by integrating diverse perspectives and encourages innovative solutions beyond the scope of individual disciplines. The framework for this research lies at the intersection of sustainable construction and experimental architecture. It combines digital fabrication with natural processes and involves close consultation with experts from microbiology and applied geosciences. The subject of this research is the exploration i.e. growing and 3D printing bio-based materials that consist of clay, agricultural waste and mycelium. While conventional clay elements have been extensively researched, integrating living organisms, such as mycelium, represents a pioneering aspect in the field of building materials. The long-term goal of the research is finding sustainable alternatives to conventional building materials used in architecture.