Interview mit Franz Koppelstätter, afo - architekturforum Oberösterreich, Linz
Martin Brischnik: Wo liegen hinsichtlich der Baukultur die Problemfelder in Oberösterreich? Gibt es Bereiche, die regional ein besonderes Thema sind?
Franz Koppelstätter: So wie in den meisten Teilen Österreichs steigen in OÖ die Immobilienpreise schneller als die Einkommen. Gleichzeitig nimmt der Wohnraumbedarf in den Zentren zu. In Kombination mit der missglückten Reform der Wohnbauförderung ergibt sich daraus eine homogenisierte Wohnraumproduktion. Kommunen und Bauträger bauen Standardware mit einem sicher kalkulierbaren Return of Investment, einfach weil für sie nicht die Notwendigkeit besteht Neues auszuprobieren und ein vielfältigeres Angebot zu schaffen.
Eine andere Herausforderung ist der Industriebau. Der Wirtschaftsstandort prosperiert und die Unternehmer investieren in Produktionsstätten. Wir müssen jetzt die Auftraggeber überzeugen, so zu bauen, dass es auch langfristig Sinn macht.
Martin Brischnik: Gibt es baukulturelle Prozesse (Best Practice Beispiele etc.), auf welche Oberösterreich zurecht stolz ist?
Franz Koppelstätter: Allmählich bekommt der Holzbau immer mehr den Stellenwert, den er verdient – sowohl im Wohn- wie auch im Gewerbebau oder bei öffentlichen Bauaufgaben.
Auf einem anderen Maßstab, in der Raumordnung, Verkehrsinfrastruktur ect. muss man länger suchen um im Brei aus Zersiedelung, Einkaufszentren an Ortsrändern und hinter Lärmschutzwänden positive Beispiele wie in Ottensheim zu finden. Und selbst dort ist es zu einem politischen Wandel gekommen. Es bleibt zu hoffen, das der Nachfolger von Altbürgermeisterin Ulrike Böker sein Erbe zu schätzen weiß.
Martin Brischnik: Kinder – die BauherrInnen von morgen – gehören zum Kernklientel von Baukulturvermittlung. Wie erreicht man diese? Welche Wirkung wünscht man sich?
Franz Koppelstätter: Neben Kinderunis und Festivalprogrammen ist der breitenwirksamste Weg zu Kindern über die Schulen und damit natürlich auch über die PädagogInnen. Darum werden wir künftig mit Lehramtsstudierenden zusammenarbeiten und einen gemeinsamen Weg suchen.
Ziel ist es, den Kindern zu vermitteln, dass sie selbst mitverantwortlich für die Gestaltung ihrer Lebensumwelt sind. Wenn sie dieses Bewusstsein mit ins Erwachsenenleben nehmen, haben wir viel erreicht.