Dies sollte ein „Aber Hallo“ sein über ein Déjà-vu, das mich tagelang beschäftigte, das zu beschreiben mir jedoch seit Beginn des Kriegs in der Ukraine unwichtig, weil nebensächlich scheint. Nun muss aber diese Kolumne gefüllt werden wie an jedem anderen ersten Dienstag im Monat und deshalb können Sie nun von meiner Verwirrung, die einem Ärger und nachfolgender Erkenntnis folgte, lesen.
Am Dienstag letzter Woche konnte man in der „Kleinen“ lesen, dass es am Montag dieser Woche ein erstes Treffen zwischen den Vertretern der Grazer Umlandgemeinden und Graz gibt, um das „komplexe Verhältnis“, das die Stadt Graz und die Gemeinden von Graz-Umgebung pflegen, zu verbessern und das bis heute Trennende, das mehr ist als die Gemeindegrenzen – siehe Seiersberg - in ein besseres Miteinander zu transformieren. „Es braucht mehr Abstimmung“, wird der Bürgermeister von Raaba zitiert. Immerhin ist Raaba-Grambach die Gemeinde mit den höchsten Steuereinnahmen in der Steiermark, vor der Stadt Graz, die an fünfter Stelle im Ranking der reichsten Gemeinden liegt.
Eingeladen zu diesem Treffen hat Bürgermeisterin Elke Kahr als Vorsitzende des „Regionalmanagement Steirischer Zentralraum“, das sich als zentrale Kompetenzstelle für Regionalentwicklung im Steirischen Zentralraum sieht (der setzt sich zusammen aus Graz, Graz-Umgebung und Voitsberg). Und der in Eigendefinition „über langjährige Erfahrung und Kompetenzen in der Förderung regionaler Zusammenarbeit und der Entwicklung und Umsetzung vielfältiger, regional wirksamer Projekte“ verfügt.
Doch zurück zu meinem Déjà-vu, das durch diesen Zeitungsartikel ausgelöst wurde. War ich nicht im Oktober 2014 zu einem Podiumsgespräch bei einem Symposium eingeladen, das den Titel „Zukunft Stadtregion – Erfolg durch Kooperation“ trug, das die Stadt Graz damals gemeinsam mit acht Umlandgemeinden veranstaltete, um die Herausforderungen der Region, der ein starkes Bevölkerungswachstum prognostiziert wurde, zu thematisieren? Von der starken wirtschaftlichen Prosperität, die heute Fakt ist – im Zukunftsranking 2019 liegt Graz-Umgebung als Bezirk auf Rang 2 von 94 Bezirken - war damals, wenn ich mich recht erinnere, noch nicht ausgegangen worden. Doch schon damals, also vor mehr als 7 Jahren, wurden bei dieser Veranstaltung europäische Beispiele wie der Stadtverband Straßburg und der Verband der Region Stuttgart vorgestellt, die nicht nur anschaulich zeigen sollten, wie solche Regionalverbände fruchtbar wirksam werden können, sondern vor allem, wie wichtig und unverzichtbar regionale Kooperation und Entscheidungen in und durch solche Verbände sind.
Ortsübergreifendes Regionalmanagement war schon 2014 in dieser Veranstaltung gefragt und verlangt und das nicht nur, weil, wie es damals von Gemeindevertretern mehrmals hieß, keine Gemeinde allein „die Kosten stemmen kann“. Eine SMS-Umfrage der etwa 200 Teilnehmer ergab, dass an erster und zweiter Stelle der Herausforderungen für die „Großregion Graz“ der Verkehr stand – an erster der Individual-, an zweiter der öffentliche Verkehr – und an dritter Stelle die Raumplanung.
Lese ich in der Zeitung von einem ersten Treffen, von einem neuen Anlauf für ein besseres Miteinander, von der Notwendigkeit eines „Umgangs auf Augenhöhe“ zwischen Graz und den Umlandgemeinden und von mehr Abstimmung, so frage ich mich: Was ist seither konkret geschehen? Und muss ich lesen, dass die Geschäftsführerin im Regionalmanagement Steirischer Zentralraum meint: „Die Entwicklung der Gemeinden ist die Pflicht, die Regionalentwicklung die Kür“, - ja, dann frage ich mich, etwas verunsichert, ob mein Déjà-vu nicht auf einer Fata Morgana beruht.
Gab es nicht schon 2014, bei diesem Symposium, das symbolträchtig am Flughafen Graz-Thalerhof stattfand, als allgemeinen Konsens ein Resümee, wonach eine kooperative Regionalentwicklung Pflicht werden müsse und eben nicht Kür bleiben dürfe?
„Ja kruzitürken, Herrschaftszeiten nochamol!“ hätte man in früheren Zeiten, politisch unkorrekt, darauf gesagt. Können solche Einsichten, gepaart mit den Erfahrungen und Analysen anderer, vergleichbarer Zentralregionen, nicht schneller, zeitnah zu verbindlichen Ergebnissen führen? Verpufft nicht jede Form der Veranstaltung zu brisanten Themen und aktuellen Herausforderungen wie eine Sylvesterrakete im Nachthimmel, wenn die Informationen und Erkenntnisse daraus nicht unmittelbar danach analysiert und evaluiert werden, um in einen eigenen, regionsspezifischen Maßnahmenkatalog zu münden?
Muss alles - immer wieder, so, als sei’s das erste Mal - von vorne durchgekaut werden, von Neuem anfangen? In Bezug auf die schleppende Umsetzung von Regionalplanung ist das lediglich unverständlich, vielleicht für manche ärgerlich - nicht mehr.
In Bezug zum Krieg, der seit Donnerstag als Eroberungsfeldzug in der Ukraine tobt, fehlen mir die Worte. Da möchte ich Werner Schwab durch eine seiner Figuren in Übergewicht Unwichtig Unform. Ein europäisches Abendmahl zu Wort kommen lassen, die am Ende des großen kannibalistischen Fressens im Wirtshaus sagt: „Daß alles Passierte immer wieder passieren muß. Daß wir immer wieder uns umbringen und hinunterfressen müssen. Daß das Gleiche immer wieder einfach so daherkommt, als täte es die Möglichkeit, daß man sagt: ohweh, schon wieder das Gleiche, gar nicht geben.“
Unterschied
Naja, ich sehe schon signifikante Unterschiede in der Herangehensweise zwischen dem Ex-Bürgermeister und Elke Kahr. Nagl dachte und handelte aus der Sicht der Investoren, bei Kahr besteht doch die berechtigte Hoffnung, dass sie aus der Sicht der Nutzer der Stadt und ihres Umlandes denkt und handelt.
Antwort auf Unterschied von Martin DOPLER
Mir geht's um Strukturen und
Mir geht's um Strukturen und nicht um Personen. Ich halte solche für immens wichtig - eben um gesellschaftliche Transformation, Vorhaben und Ziele unabhängig von kurzfristigen, politisch motivierten Entscheidungen zu implementieren. Um nicht zu theoretisch zu werden: wenn es eine Stelle gibt, die "Regionalmanagement Zentralraum" heißt, offensichtlich gut dotiert ist, weil sie viele Mitarbeiter*innen hat, dann frage ich mich, warum die Notwendigkeit von intensiverer Kommunikation und Zusammenarbeit heute wieder aufs Tapet kommt, wenn diese schon 2014 bei diesem Symposium unisono festgestellt wurde. Nun gut, der öffentliche Verkehr von und in die Umlandgemeinden bis Leibnitz wurde und wird weiter ausgebaut, der Takt verkürzt, da ist etwas geschehen, aber haben Sie davon gehört, was getan wird, um in der gesamten Südregion die Pendler dazu zu motivieren, mit Bahn oder Bus zu ihrem Arbeitsplatz zu fahren? Ich nicht. Ich bin vor kurzem in meine Heimatgemeinde Premstätten mit der Bahn gefahren, nachdem ich in einer Studie des Regionalmanagement gelesen hatte, dass der Bahnhof für diese Gemeinde der zentrale Punkt für öffentlichen Verkehr ist. Für mich war er immer "aus der Welt" und das ist er noch immer. Kein Lift vom 2014 errichteten neuen Bahnsteig unter den Geleisen zum Vorplatz, dieser ohne ordentlichen Radabstellplatz und der Parkplatz ein ungestalteter, unbefestigter Reststreifen zwischen Straße und Bahngeleisen, kein Gehsteig, kein gekennzeichneter Radweg. Dabei kenne ich die Bahnstationen der S-Bahn nach Leibnitz, Hengsberg ect. mit Park&Ride Parkplatz usw. Regionalmanagement? Hie nur deshalb nicht, weil die eine Bahn von der GKB geführt wird und die anderen vom Land gesteuert werden? Das meinte ich. Regionalverbände anderswo sind nicht nur mit Know-How ausgestattet, sondern auch mit Kompetenzen und Vorschlagsrechten. Dort weiß man längst, dass angesichts von Klimakrise ect. das Regionsmanagement nicht Kür, sondern Pflicht ist.