03/08/2021

Plädoyer für ein genaues Hinschauen

... beim geplanten Amazon-Verteilzentrum im Grazer Süden (Anm. Red.)

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Jeden ersten Dienstag im Monat veröffentlicht GAT in der Kolumne Aber Hallo! Anmerkungen von Karin Tschavgova zu aktuellen Themen von Architektur und gebauter Umwelt.

03/08/2021
©: Karin Tschavgova

Selten – aber fallweise doch – sieht sich die Kritikerin gezwungen, der gängigen Bewertung und Meinung aktiver Bürger*innen eine Absage zu erteilen, weil umfassende Recherche und tiefgehende Analyse eines Themas zu einer Einschätzung führen, die dem widerspricht. Das Getöse um das geplante Amazon-Verteilzentrum im Grazer Süden in Liebenau nahe St. Peter ist so ein Anlass.
Als ich vor einigen Monaten von der Redaktion gebeten wurde, zur Ansiedelung des Verteilzentrums etwas zu schreiben, war die Recherche auch deshalb interessant, weil zuvor Amazon gerade vermehrte mediale Aufmerksamkeit zuteil geworden war nach Finanzkontrollen der Paketverteiler – Sub- und Subsubunternehmen von Unternehmen, mit denen Amazon Lieferverträge hatte. Mehr als 900 Verstöße wurden im Jänner 2021 bei einer Razzia in Großebersdorf festgestellt und geahndet, Amazon selbst stieg ohne Anzeigen aus, weil seine Verträge mit den Paketzustell-Unternehmen rechtlich nicht zu beanstanden waren. Abgabenhinterziehung und Schwarzarbeit von 96 Subunternehmern konnten nicht Amazon vorgeworfen werden und etwaige „verwerfliche Praktiken“ (Zitat: Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband) Knebelverträge, wie sie die Gewerkschaft anprangerte, wären eine „andere Baustelle“ und müssten rechtlich anderswo ausverhandelt werden.
Interessant war es, von der deutschen Pressestelle des Konzerns zu erfahren, dass Amazon sich verbindlich an ein Umweltschutzprogramm halten will, das vorsieht, weltweit bis 2030 eine adäquate, zukunftsfähige Mobilität umzusetzen (in den USA mit angeblich guter Bahninfrastruktur und einem guten Netz an zentralen Güterbahnhöfen schon jetzt anders möglich) und sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2040 zu 100 Prozent klimaneutral zu versenden. Maßnahmen und Ziele sind nachzulesen. Man erklärte mir, dass auch die Razzia und Verträge mit Lieferunternehmen, die bis 2021 die Beschäftigung von Subunternehmen nicht ausgeschlossen hatten, dazu führten, die Auslieferung der Pakete auf neue Beine zu stellen.
Unabhängig vom Bau des neuen Verteilerzentrums in Graz habe man reagiert und einen neuen Lieferpartnerkodex erarbeitet, der Subunternehmen ausschließt. Und man prüfe auch in Graz ein konzerneigenes Liefernetz – schadstoffarme Zustellung mittels Elektromobilität und hoffe, sie zumindest im Ballungszentrum Graz bald umsetzen zu können. Das Ziel sei gesetzt, meinte der Pressesprecher, man rücke näher an die Kunden heran, auch für eine künftig nachhaltigere Lieferung.
Verteilerzentren werden nur dort geplant, wo so viel bestellt wird, dass Amazon die Paketmengen nicht nur näher, sondern auch rascher und beschwerdeärmer an Kunden heranbringen möchte. In Graz und im steirischen Süden wird derzeit so viel bestellt, dass es jede Nacht 36 LKW-Großtransporte braucht, um die Pakete zuzustellen. Bis vor kurzem umgeladen an der Rampe nach Verteilregionen, die in den Grazer Bereich und steirischen Süden ausschwärmen – unkontrolliert, was auch den Schadstoffausstoß und Zustand der Kleintransporter betraf. Die Größe der geplanten Garage in Graz sei für 900 Kleintransporter ausgelegt, habe also bei derzeit 440 Touren Luft nach oben.
Ein Konzern wie Amazon macht zuerst eine Verkehrsanalyse und fand eben dieses Gewerbegrundstück an der Peripherie, nahe dem Anschluss an die Südautobahn, das seinen Vorstellungen entsprach. Dass im Norden dort eine kleinstrukturierte Einfamilienhaussiedlung liegt, ist, zynisch gesagt, Pech für die Anrainer, aber nur, wenn die Vorschriften zu Bebauung des Verteilerzentrums vonseiten der Stadt nicht größtmöglichen Schutz der Anrainer durch Lärm und Abgase vorsähe. Solche Vorgaben kann man heute in städtebaulichen Verträgen aushandeln. Konkret etwa, dass das 5.7 ha große Areal nur von Süden her erschlossen wird und sich die beiden Bauten – Warenlager und Parkgarage – von Norden abwenden. Oder etwa, dass ein Erdwall das Areal nach Norden hin abschließt und dass die Bebauung, die in der Ebene liegt, ein wirkungsvolles Gründach erhält. Weiters: dass nur die minimal notwendigen Flächen versiegelt werden dürfen, Regenwasser gesammelt wird und so weiter.
Wer beklagt, dass dort wertvolle Ackerflächen verloren gehen, kennt die konkrete Situation zwischen Autobahnzubringer, Autobahnauffahrt und dem Gürtel zwischen St. Peter und Puntigam nicht.
Wer glaubt, dass der Protest und eine doch noch mögliche Verhinderung des Verteilerzentrums im Grazer Süden ein einziges Paket weniger, das ausgeliefert werden muss und einen einzigen Transporter weniger mit sich bringen wird, ist naiv und realitätsfremd.
Welches Szenario tritt ein, würde das Verteilerzentrum abgelehnt? Rechtlich ist das gar nicht möglich, nachdem geprüft wurde und nach den vorliegenden Plänen keine UVP notwendig ist? Amazon würde sich in Kalsdorf, Wildon, Leibnitz oder gar in Maribor darum bemühen, ein solches errichten zu können, und jede Gemeinde wäre froh, mit einer Amazon-Ansiedlung ihren Ertrag an Kommunalsteuern ordentlich auffetten zu können. Und, wesentlich, die Transportwege zur Verteilung in die Grazer Bezirke wären erheblich länger und damit schadstoffreicher.
Meiner Meinung nach sind die Proteste der Oppositionsparteien, zu denen sich im Vorwahlmodus nun auch schon der Koalitionär zählt, entweder einer fahrlässigen Unwissenheit, Oberflächlichkeit und Naivität geschuldet oder einem Populismus, der als Wahlpropaganda gesehen werden muss.
Warum nicht in der aktuellen Situation umfassender und weitblickender denken – strategisch, wie es einer Stadtentwicklungsplanung anstehen würde. Da könnte die ebenso interessante wie engagierte Initiative „Graz-Log“ mit Amazon zusammengebracht und zur Bedingung für den Konzern gemacht werden, dass ein Konzept für den innerstädtischen Lieferverkehr ausgearbeitet wird, das passgenau zu Graz passt. Graz-Log mit dem Motto „Pack ma’s“ steht laut Eigendefinition für „Innovation, neues Lebensgefühl und Umweltfreundlichkeit“ und die drei engagierten Grazer Gründer erproben gerade ein innerstädtisches Transport-Konzept. Das sieht vor, LKW nur mehr bis zu einem bestimmten Punkt fahren zu lassen, Pakete also in einem städtischen Logistikzentrum abzufangen, und von dort aus schadstofffrei ans Ziel zu bringen.
Frage an alle Kritiker*innen des geplanten Verteilerzentrums: wäre Amazon, wenn man den Konzern im Gegenzug zu einer Baugenehmigung konkret, also mit Zeitplan und Umfang, dazu bringen könnte, die innerstädtische Verteilung der Pakete über E-Fahrzeuge aller Art zu organisieren, nicht mit der Initiative von Graz-Log vergleichbar, zumindest was das Vorhaben des Konzerns betrifft, schadstoffarm und -frei zu liefern? Laut Angaben der Pressestelle von Amazon wollen, ja fordern Kund*innen nachhaltige Lieferung. Und es ist sogar nachvollziehbar, dass jeder, der online einkauft, sein schlechtes Gewissen darüber, dass er/sie ungehemmt bestellt und kostenlos zurückschickt, mindern möchte und Verantwortung und Umweltschutz delegiert. Das ist bequemer.
Daher ist „Bestürzung“ über den jetzt positiven Entscheid und Protest unlauter. Man nimmt sich nicht der Ursache des Problems an, schaut weg und drückt damit aus, dass eh alles geht, nur nicht vor der eigenen Tür oder in der eigenen Nachbarschaft. Das ist unproduktiv und löst keines der vielen Themen unmittelbar, die im Zusammenhang mit der jetzigen Ansiedlung des Verteilerzentrums ins Spiel gebracht werden. Was nicht heißt, dass Regulierungen und Gesetze für die Erhaltung von Ackerflächen, für weniger Bodenversiegelung, die Erhöhung des Steueraufkommens von Multikonzernen, den Schutz des Handels vor Ort oder Kostenwahrheit für den Versand gefunden und erlassen werden müssen – aber das ist, meine ich, eine andere Baustelle.

Steinegger

Ich will diese Halle nicht, ich will diesen ganzen verhunzten Süden von Graz nicht, ich will diese pseudo - technische Akku- Elektromobilität nicht, die lt. Amazon und Tschavgova die Verteiler -Logistik lösen kann. Ich will es mir einfach nicht mehr gefallen lassen, was hier als Entwicklung der Stadt Graz vorgestellt wird. Die Politik und die Hoheitsverwaltung sind nach 50 Jahren des Nachdenkens immer noch dort, wo wir nach dem Krieg waren. Obwohl seit den 70- Jahren Allen bekannt ist, dass diese Art einer urbanen Zivilisation nicht funktionieren kann, bauen sie weiter 5- Hektar Hallen und Autobahnen. Die größte Hoffnung sind die jungen Menschen, die bei den Wahlen hoffentlich die "Bastille stürmen". Allez enfants, ohne patrie!

Do. 05/08/2021 5:40 Permalink
Anonymous

Antwort auf von Steinegger

Ich, lieber Herr Steinegger, will diese ganzen Schimpf-Kommentare von frustrierten Architekten nicht.
Diese Protesthaltung, für die gat.st von ein paar wenigen selbsternannten Besserwissern zur reinen hochmütigen und selbstgerechten Selbstdarstellung missbraucht wird, schadet der Zunft und dem Ansehen des Architektenberufs mehr, als es irgendwem nützt.
Es ist eigentlich beschämend, was hier auf dieser Website so abgeht.
ps.: Zum Thema muss ich zum ersten Mal Frau Tschavgova für ihren obigen Kommentar recht geben.

Mo. 23/08/2021 10:06 Permalink
Steinegger

Antwort auf von Anonymous

Für Herrn oder Frau "Anonymous" gilt das gleiche wie für "Herrn oder Frau "anonym" " eines anderen Kommentars. Ich antworte nicht.

Di. 24/08/2021 12:21 Permalink
Erwin Hinterfellner

Antwort auf von Anonymous

sind wir schon in Ungarn oder Polen, wo kritischen Kommentare oder Kommentatoren nicht gerne gesehen werden? Schreit hier jemand nach Zensur?
Seit wann schadet sachliche Kritik dem Architektenberuf. Wohl eher schaden die derzeitigen gesichtslosen Architekturproduktionen dem Ansehen des Architektenstandes. Architekten haben eine gesellschaftspolitische Verantwortung zu erfüllen, daher sollten diese auch öfters öffentlich ihre Meinung kund tun.

Mo. 23/08/2021 3:50 Permalink
Karin Tschavgova-Wondra

Antwort auf von Anonymous

Solche Kommentare kann nur jemand von sich geben, der nie im Leben begriffen hat, was Diskurs bedeutet und welchen Wert in einer Demokratie Diskurs und Einbeziehung einer kritischen Öffentlichkeit in politische Entscheidungen haben kann bzw. könnte. Ich gehe noch weiter und behaupte, dass uns sogar Streit guttun würde - das (öffentliche), gut argumentierte Eintreten für eine Sache, zu der man stehen kann und daher auch öffentlich steht (als Haltung jenseits von Karrierestreben und Bequemlichkeit bzw. bequemen Nichtreagieren und Nichtagieren), wenn man darüber ernsthaft, tiefgehend und umfassend nachgedacht/reflektiert hat - so wie Wolfgang Steinegger seit Jahren über die Grazer Stadtplanung und Stadtentwicklung. Das feige anonyme Kommentieren zeigt doch allzu deutlich, dass unser "Kommentator" weder Mumm noch "Horizont" haben kann, um Auseinandersetzung (Kritik= griech. κρίνειν krínein [unter-]scheiden, trennen und genau betrachten) offen zu pflegen.
Ich empfehle das kleine Büchlein: Michel Friedman, Streiten? Unbedingt! Ein persönliches Plädoyer. Es hat keinerlei literarischen Anspruch und ist deshalb für jedermann ! lesbar.
PS: Es ist übrigens ziemlich durchsichtig, dass mit diesem Kommentar GAT diskreditiert werden soll - immer wieder. Zweite Empfehlung an den Kommentator: sich mal über den eigenen kleinen Tellerrand hinaus zu informieren, welcher Wert dem GAT (GrazArchitekturTäglich), also dieser Website in anderen Bundesländern und von honorigen Experten eingeräumt wird. Ich z.B. würde jederzeit aufhören zu schreiben, kommentieren, diskutieren, wenn dies ein Mehrheitswunsch ist. Bis dato war es das noch nicht.
Karin Tschavgova-Wondra, geschrieben als Privatperson.

Di. 24/08/2021 10:32 Permalink
anonym

Antwort auf von Steinegger

Nein, Tschavgova hat deutlich gemacht, dass nur eine Lösung, die Kostenwahrheit bringt und die Online-Besteller*innen die Versand- und Transportkosten direkt zahlen lässt, eine Reduktion der riesigen Mengen an Paketen und Transportern bringen würde und damit nachhaltig wäre. Jetzt zahlen nämlich die Transportkosten indirekt die Arbeiter*innen in Kambodscha, Vietnam ect., die die Waren produzieren - durch immer noch geringere Löhne, die durch Druck erzwungen werden.
Der Unterschied - ich gehe von einem Ist-Zustand aus und erlaube mir, darüber nachzudenken, wie man diese Realität des hemmungslosen Konsums ändern könnte. Und die Realität ist eben, dass vorwiegend Junge bis gutsituierte 40-Jährige hemmungslos Online-Bestellungen aufgeben, sich zur Auswahl Waren schicken lassen und ebenso hemmungslos wie kostenlos wieder zurückschicken, was ihnen nicht gefällt oder nicht passt. Noch nie beobachtet im Postamt? In welcher Welt lebst Du, Wolfgang Steinegger?
Ich bin auch für Veränderung und wie Du davon überzeugt, dass es so nicht weitergehen kann - auch in Graz. Nur bin ich offensichtlich mehr am Boden, wenn ich meine und fordere, dass wir uns diese mediokre Verbauung der Stadt (weniger als Mittelmäßigkeit ) nicht mehr gefallen lassen sollten, dagegen aufstehen und die "Bastille stürmen". Was jetzt hier ohne zeitgemäßes Gesamtkonzept, Steuerung und Regulierung gebaut wird, wird die gebaute Geschichte von Graz sein, werden die Wohnquartiere des frühen 21.Jahrhunderts sein, die noch im Jahr 2100 stehen - schrecklich!

Sa. 07/08/2021 4:17 Permalink
Feyferlik

Trifft die hier geführte argumentation nicht auch auf die jetzt zu evaluierenden strassenprojekte zu, glaubt jemand, wenn diese strassen nicht gebaut werden es deshalb weniger verkehr gibt oder umgekehrt die behauptung der kritiker, mehr strasse zieht mehr verkehr an, je leichter und mit kapazität nach oben die verteilung möglich gemacht wird, umso mehr wird eben ausgeliefert. Transport per se ist zu billig – daher dieser verschickwahnsinn. Man muss ja nur das postverteilerzentrum im süden von graz anschauen. Ein verteilzentrum ohne bahnanschluss. Ähnlich doch auch das amazon verteilzentrum – die ware kommt per sattelzug und wird dann vielleicht mit e-mobilität verteilt. Daher sucht man sich ein grundstück dessen gewerbewidmung 20 jahre alt ist, ein eigener autobahnabgang wird überlegt, kommt also noch aus einer zeit wo bahnfahren im politischen entscheidungsprozess noch nicht angekommen war.
Beim kühlschrank muss ich eine abgabe beim kauf leisten, wahrscheinlich hat diese abgabe keinen kauf eines kühlschrankes, der defekt ist, verhindert. Aber sie ist vielleicht mitentscheidend für einen qualitätskauf. Es gäbe viele möglichkeiten mit endverbraucherkosten steuernd einzugreifen. Man müsste es nur wollen. Dann würde die menge an paketen vielleicht wieder abnehmen und somit der bedarf an verteilerzentren abnehmen. Eingeschossige flächenfresser, dachbegrünt oder nicht, sind grundsätzlich zu hinterfragen, ob jetzt von amazon der post oder sonst wen.
Es gäbe also viel nachzudenken und nicht jede antwort heißt hallen bau. Im süden von graz gibt es gewerbehallenleerstand, wie wärs damit auch darüber nachzudenken.

Di. 03/08/2021 3:02 Permalink
Stadtwanderer

Antwort auf von Feyferlik

Im letzten Punkt unter "Kostenwahrheit für den Versand" habe ich einige der allgemein gültigen Probleme des Online-Versands aufgelistet. Die sind meiner Meinung nach allerdings nicht in unmittelbarem Zusammenhang, auch dem zeitlichen, mit dem jetzigen Bauansuchen und Bauvorhaben von Amazon in Graz zu lösen. dafür gibt es andere Kompetenz- und Lösungsebenen, die wohl EU-weit zu klären und zu lösen sind. Für dieses konkrete Projekt scheint mir die Lösung, innerstädtisch die Verteilung selbst in die Hand zu nehmen und das mit E-Fahrzeugen, kurz- und mittelfristig die bessere, weil sparsamere. Außerdem glaube ich nicht, dass ein einiger Adressat auf eine Online-Bestellung verzichtet, weil die Lieferung jetzt vielleicht noch nicht "stabil" und immer verlässlich ist. Online-Bestellungen sind unglaublich bequem Tag und Nacht von zu Hause aus zu tätigen.
Steuerung kann also nur durch eine Kostenwahrheit des Versands geschehen, denke ich, denn wenn das Zurücksenden nicht mehr gratis ist und das ohne Ende, dann überlegen sich die Konsumenten das vielleicht 2x, bevor sie hemmungslos drauflos bestellen. Dann würde sich die Menge der Sattelzüge (zum jetzigen Zeitpunkt wären es 36 in 24 Stunden laut Amazon-Pressestelle) verringern und eben weniger Waren ausgeliefert.
Außerdem: Das Szenario im Falle einer Ablehnung des Verteilerlagers in Graz habe ich, denke ich, deutlich gemacht.
Den Protest der Anrainer kann ich nachvollziehen, aber da wäre auch noch anzumerken, dass sich vermutlich doch einige auch dort angesiedelt haben, nachdem der Autobahnzubringer gebaut wurde und der Beschluss, dieses 5.7 ha große Areal als Gewerbegebiet zu widmen, getroffen wurde - vielleicht sogar nach dem Bau des Einkaufszentrums. Während die beklagen, dass ihre Nachtruhe gestört und die Lustgüte reduziert werden wird, erteilt die Stadtplanung für das Brauquartier nach dem "Grazer Modell" eine Baugenehmigung eines Wohnungsbaus, der auf einfachste und primitivste Weise Wohnungen in 2-hüftiger Anlage genehmigt, wo die Hälfte der vorderen Stange NUR zur Triesterstraße hin orientiert ist. 1. Westlage, 2. kein Querlüften möglich 3. Lärm und Luftverschmutzung durch ca. 27.000 Fahrzeuge, die täglich dort vorbeifahren (2008 waren es mehr als 23.000) Nimmt man nur an, dass davon 7 % LKW sind, die mit Diesel fahren und mehr Lärm verursachen, so sind dies in der Stunde 79 LKWs, tagsüber vielleicht etwas mehr, nachts etwas weniger. Tja, da hätten wir protestieren sollen und uns laut gegen so eine Wohnpolitik wehren. Niemand (außer mir) hat nur ein Wort darüber geschrieben, Werle lächelt weiter freundlich, wenn er mich begrüßt und - schau, schon ist der nächste Wohnbau von C&P Immobilien in der Triesterstraße in Bau, sogar genehmigt, obwohl zur Zeit des Wettbewerbsentscheids (und jetzt?) nicht einmal ein öffentliches Taktverkehrsmittel dorthin geführt hat. Einzige Auflage des Wettbewerbs war, dass der Immobilienentwickler auf seine Kosten einen Busshuttle einsetzen muss. Beobachten wir doch diese Entwicklung und engagieren wir uns gegen solche unkorrektheiten, die nicht einmal dem Entwicklungsprogramm der Stadt entsprechen und trotzdem nicht abgelehnt werden.
Amazon steht so sehr unter Beschuss und unter Beobachtung, dass die von sich aus Anstrengungen unternehmen könnten (Programmatik und Entwicklungspläne existieren, kann man abrufen) Konjunktiv, zum Vorreiter zu werden in Sachen Klimaschutz. Geld wäre ja genug vorhanden.

Di. 03/08/2021 5:51 Permalink
Elisabeth Kabelis-Lechner

Sehr guter Kommentar, dem ich inhaltlich voll zustimme. Beim Thema Amazonverteilungslager Graz sitzen leider alle Opositionsparteien im populistischen Boot.

Di. 03/08/2021 8:01 Permalink
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