Das Referat Hochbau der Stadtbaudirektion Graz hatte für die Auftraggeberin, die Holding Graz, einen EU-weit offenen, anonymen Realisierungswettbewerb mit nachfolgendem Verhandlungsverfahren mit speziell geforderten Eignungskriterien als Voraussetzung zur Teilnahme am Standort Sturzgasse, 8020 Graz ausgelobt.
Wettbewerbsgegenstand war die Neuerrichtung eines Werkstättengebäudes inklusive erforderlicher Infrastruktur für Wartung, Service und Reparatur kommunaler Nutz- und Sonderfahrzeuge der Stadt Graz sowie Räumlichkeiten für Lager und Werkstattverwaltung mit einer Nutzfläche von ca. 3.500 qm.
Das Verfahren wurde zwischen Sept. und Dez. 2014 abgewickelt.
Die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Wolfgang Feyferlik (Feyferlik / Fritzer, Graz) hatte in ihrer 1. Sitzung am 18.12.2014 32 eingereichte Projekte zu beurteilen, von denen 9 zur Überarbeitung in die 2. Runde kamen.
In der 2. Jurysitzung am 15.01.2015 wurde von diesen 9 Projekten eines wegen ungenügender Erfüllung der Eignungskriterien ausgeschieden. Somit verblieben 8 Projekte zur Beurteilung.
2 Projekten wurden für die ersten beiden Preise ausgewählt, 4 Projekte mit Anerkennungspreisen gewürdigt (eines von ihnen als Nachrücker bestimmt) und 2 sind für den Aufwand entschädigt worden.
Was vor mehr als 100 Jahren als Wirtschaftshof mit Pferdeställen und Kutschenabstellplätzen für die Fäkalienabfuhr begonnen und vor mehr als einem halben Jahrhundert mit dem Bau einer neuen Hallengarage die letzte nennenswerte Baumaßnahme erfahren hatte, soll nun zu einem "Schmuckstück" mit zeitgemäßer Infrastruktur zum Wohl der Grazer Bevölkerung werden: Die Holding Graz Services investiert in das „Update“ rund 15,9 Millionen Euro. Der Baubeginn ist bereits für den heurigen Sommer vorgesehen, die neue Werkstätte als Kernstück umfangreicher Baumaßnahmen soll Ende 2016 fertig sein.
Wettbewerbsergebnis
1. Preis: halm.kaschnig.wührer architekten, Graz
2. Preis: eep architekten ZT-GmbH, Graz
Anerkennungspreis und Nachrücker: Architekturbüro Wratschko, Graz
Anerkennungspreis: YF Architekten ZT-GmbH, Wien
Anerkennungspreis: love architecture and urbanism ZT-GmbH, Graz
Anerkennungspreis: ARGE graz planwerk.stadt / bergwerkarchitekten ZT-GmbH, Graz
Jurybeurteilung 1. Preis
Das Projekt positioniert sich mit einer klaren Idee der differenzierten Großform und einem klaren Bekenntnis zu einem optimalen Funktionsablauf über alle Funktionsbereiche hinweg. Der im Erdgeschoß angebotene Sozialraum wird vom Nutzer besonders begrüßt. Die Position der Disposition, des Hauptlagers und der Meisterkoje mit der Sichtbeziehung in die Werkhalle entsprechen genau den Vorstellungen.
Die Luftraumverbindung der Disposition zum Bewegungsbereich des Bürotraktes mit Verweilqualität wird als nicht übertriebene Raumqualität empfunden. Vielmehr wird dieses räumliche Angebot im Obergeschoß nur als konsequente Folge eines gut durchdachten Raumkonzeptes bewertet, das neben einer bewussten Funktionsanordnung nicht auf die angemessene räumliche Qualität vergisst.
Die Ausformulierung in Teilbereichen der grafischen Darstellung ist nicht immer kongruent und lässt dadurch einen gewissen Interpretationsspielraum offen, was die Jury als nicht sehr glücklich bezeichnet.
Außenräumlich liegt der Versuch vor, diese Konsequenz fortzuführen. Jedoch stehen hier die dadurch nicht gegebene Umfahrbarkeit des Gebäudekomplexes entgegen und müsste entsprechend angepasst werden,
was jedoch mit einer Dislozierung des dort positionierten Gaslagers und Müllraumes leicht möglich.
Jurybeurteilung 2. Preis
Der kompakte Baukörper folgt im Prinzip dem Verlauf der Baugrenzlinien. Ein flachgeneigtes Satteldach mit eingeschnittenen, vertikalen Oberlichten überspannt das gesamte Gebäude und erzeugt u.a. überdeckte und belichtete Außenbereiche. Das Projekt verfolgt konsequent die lineare Anordnung der Werkstätten. Das teilweise Versetzen von Modul 2 Richtung Norden schafft Platz für eine Erweiterungsmöglichkeit nach Westen. Gleichzeitig gelingt damit ein guter räumlicher Zusammenhang von Dispo, Meisterkoje und Werkstätten.
Die Positionierung der LKW Abstellplätze in räumlicher Nähe zum Eingangsbereich ist verkehrstechnisch problematisch, da es zu ungünstigen funktionellen Überlagerungen kommt (Gefahrenbereich). Die Anordnung der Büroräume im Obergeschoß rund um einen Technikbereich sowie deren Raumzuschnitte sind nicht überzeugend gelöst.
Die Situierung der PV-Elemente in den geneigten Dachflächen erscheint durch die Verschattung vom Wirkungsgrad her problematisch. Die Entwässerungssituation im gesamten Dachbereich (innenliegende Rinnen) wird sowohl bzgl. Herstellung als auch Wartung kritisch eingestuft. Die bauphysikalischen Anforderungen bzgl. HWB wurden nicht erfüllt.
Jury-Empfehlungen 1. Preis
Nordostecke überarbeiten
_ Gaslager unter Vordach ins Freigelände verlegen
_ Ausfahrt aus WS-Boxen optimieren
_ Kriterien der Konsensfähigkeit
Verkehrslösung
_ Adaptierung Grüninsel zur besseren Umfahrbarkeit
_ Anordnung LKW-Stellplätze optimieren
Büroräume OG
_ Arbeitsplatzzuordnungen in Abstimmung mit den NutzerInnen
Um den Vorgaben bezüglich Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit zu entsprechen, ist in der Umsetzung besonderes Augenmerk auf die wirtschaftliche Umsetzung zu legen.