Die Stadtbaudirektion Graz, Referat Hochbau, führte zwischen 26. Februar und 08. April 2015 ein geladenes Verfahren unter 5 TeilnehmerInnen nach dem Grazer Modell zum Umbau des Frauenhauses Graz, Fröhlichgasse 61, 8010 Graz durch.
Nutzerin des Projekts ist der Verein Frauenhäuser Steiermark – Verein zur Soforthilfe für bedrohte und misshandelte Frauen und deren Kinder –, Auftraggeberin die GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH.
Gegenstand des Verfahrens war die innere Umstrukturierung des Frauenhauses Graz mit Erweiterung des Foyer- und Beratungsbereiches. Geplant ist eine inhaltliche Umstrukturierung, weg von Zimmern mit einer zentralen Koch,- Ess- und Aufenthaltsmöglichkeit im Haus hin zu autarken kleineren Wohneinheiten.
Durch die gegebenen Rahmenbedingungen, primär innere Umstrukturierung ohne maßgebliche Eingriffe in Fassade und Dach, war der architektonische Spielraum eingeschränkt, weshalb zur Auswahl eines/einer PlanerIn, fünf PlanerInnen zur Erstellung von Vorentwürfen eingeladen wurden. Mit diesen waren auch Angebote über Planerleistungen abzugeben.
Die Auftraggeberin beabsichtigt, den/die VerfasserIn des bestens Vorentwurfs mit der Planung (evt. Generalplanung) zu beauftragen.
Verfahrensergebnis
In der Sitzung des Preisgerichtes am Mittwoch, dem 08. April 2015, wurde unter dem Vorsitz von Architektin Elisabeth Lechner folgendes Ergebnis erzielt:
- 1. Rang: lebidris architektur, Graz
- 2. Rang / Nachrücker: Architekturbüro Wratschko, Graz
Die weiteren TeilnehmerInnen waren
- grabner I konrad architektinnen
- Arch. DI Elisabeth Knorr u. Arch. DI Georg Harant
- Arch. DI Ulrike Wallnöfer
1. Rang – Beurteilung der Jury
Der vorliegende Wettbewerbsbeitrag ist sehr vertieft bearbeitet und erfüllt in vielen Punkten die Erwartungen des Preisgerichts.
Das Entwurfskonzept geht behutsam mit dem Bestand um und besticht durch seine klare funktionelle Grundrisslösung. Die ergänzenden Architekturelemente sind formal ansprechend und stellen Übergänge bzw. Filter zum Straßenraum dar. Die intelligente Liftpositionierung mit angeschlossener zusätzlicher Treppe in den Garten ermöglicht den barrierefreien Gartenzugang für alle Funktionsbereiche und wertet den EG-Bereich durch zusätzliche Belichtung und Transparenz auf. Das Außenanlagenkonzept ist überzeugend, zur Straße gibt es eine Vorgartenzone, der Mini-Kiga mit überdeckter Terrasse ist über einen „Sonnenhang“ schwellenlos an den Gartenbereich angeschlossen. Die Zonierung der Funktionsbereiche nach Frequenz wird positiv bewertet.
Im Bereich der nördlichen Vorzone werden die Bauteile für den Fahrrad- und Kinderwagenabstellbereich als zu nahe an der Fassade liegend empfunden, hier wäre ein stärkeres Abrücken von der Fassade vorteilhaft und ist auch leicht realisierbar. Die Zugangsrampe ist hinsichtlich der Quergefälle zu überprüfen. Weiters soll überlegt werden, ob der Müllsammelbereich mit dem Kinderwagenabstellbereich abgetauscht werden kann.
Bezüglich der Eingriffe in die Struktur des Bestandshauses hinsichtlich Umbaumaßnahmen werden noch weitere Optimierungspotentiale bei den Raumgrößen erkannt. Die barrierefreien Wohneinheiten sollten im 2.OG situiert werden.
Empfehlungen der Jury für die Umsetzung
_ Weiteres Abrücken des Fahrrad-/Kinderwagenabstellbereichs von der Nordfassade
_ Verlegung Büro Tagesmutter
_ Weitere Optimierung der Grundrisse, in Hinblick auf Abbruch von Bestandsmauerwerk in Abstimmung mit den NutzerInnen.
Ausstellung
Alle Wettbewerbsarbeiten werden in der Stadtbaudirektion, Bauamtsgebäude, Europaplatz 20, 8011 Graz, Foyer im 5. OG, vom 27.07. bis 14.08.2015 öffentlich ausgestellt.