Das ab 1994 durch das Team A Graz geplante Stadion Graz-Liebenau wurde 1997 eröffnet. Bald danach stellte sich heraus, dass der für 400 Personen ausgelegte VIP-Club zu klein war und auch durch eine Vergrößerung weder vom Raumangebot noch vom Standard her entsprechen konnte. Die Stadt Graz entschloss ich daher, den bestehenden VIP-Club des Stadions zu einem Sporttagungszentrum auszubauen und einen EU-weit offenen Realisierungswettbewerb auszuloben. Dieser wurde vom 17. September 2019 bis 28. Jänner 2020 durchgeführt.
Wettbewerbsaufgabe
Das Planungsgebiet befindet sich an der West-Seite des bestehenden Stadions und wird von der Westtribüne und der angrenzenden ÖBB-Trasse begrenzt. Die zu setzenden Maßnahmen betreffen die Anbindung der unteren und oberen Tiefgaragenebene, die Verteilerebene mit ihren Besucher-Hauptzugängen, die Ebene des bestehenden VIP-Clubs, die vorgelagerte Sitzplatztribüne, haustechnische Dachaufbauten und die Erschließungsstraße zwischen Stadionplatz und Eishalle.
Im Zusammenhang mit der geplanten Neugestaltung des Bertha-von-Suttner-Platzes und des Stadionplatzes im Norden sowie der Neustrukturierung der Eishallen und dem dazugehörigen Event-Platz im Süden erfährt die Nord-Süd-Verbindung an der Westseite des Stadions eine besondere Bedeutung hinsichtlich erhöhter Frequenz und Attraktivität. Während der Umgestaltung dürfen weder bestehende Stadionstrukturen noch Funktionen beeinträchtigt werden – der Spielbetrieb, die Zugänglichkeit und die Fluchtwege müssen während der gesamten Bauzeit funktionieren.
Wettbewerbsergebnis
Die Jury hatte unter den Vorsitz von Arch. DI Ulrich Aspetsberger am ersten Sitzungstermin, dem 18. Dezember 2019, die elf eingereichten Wettbewerbsbeiträge hinsichtlich der ausgelobten Bewertungskriterien zu beurteilen und daraus sechs bestgeeignete Projekte zur Weiterbearbeitung auszuwählen. Am zweiten Sitzungstag, dem 28. Jänner 2020 kam die Jury nach vertiefter Beratung zu folgendem Ergebnis:
- 1. Preis
soda-architekten, Arch. DI Robert Breinesberger, Wien
- 2. Preis
Arch. DI Florian Schober, Graz
- 3. Preis
epps Ploder Simon ZT, Graz
Anerkennungen
- Arch. DI Wolfgang Schmied, Graz
- Architektur Strobl ZT. Graz
- Tzou Lubroth Architekten, Wien
Weitere TeilnehmerInnen
- Architektur Consult, Graz
- Stoiser Wallmüller Architekten, Wien
- MArch Christian Emanuel Tonko, Wien
- Architekturbüro Widowitz, Graz
- Zinterl Architekten, Graz
Jurybeurteilung – 1. Preis
"Der Entwurf reagiert in hervorragender Weise auf die Aufgabenstellung: der primär in Erscheinung tretende Hauptbaukörper passt sich sowohl in Bezug auf die Höhenentwicklung des prägenden Bestandsdaches, als auch im Grundriss an die Großform des Stadions an. Auf Ebene 0 wird so wenig Baumasse wie funktional möglich angeordnet, gemeinsam mit den offen geführten filigranen Aufgangstreppen werden Durchblicke und Lichteinfall auf die dahinter liegende Verteilerebene generiert. Die Gestaltung der Fassade wird kontrovers diskutiert; positiv wird die deutliche Unterscheidung der „offenen“ Ein- und großzügige Ausblicke bietenden Veranstaltungsflächen und weitestgehend geschlossenen Sekundärfunktionsbereiche gesehen. Positiv bewertet wird auch die Attraktivierung des „Raumes darunter“.
Gute Anordnung der offenen (thermisch kalten) Treppenaufgänge, die eindeutige Wegeführung garantiert leichte Orientierbarkeit. Die zentrale Situierung des Barbereichs scheint in Bezug auf unterschiedliche Nutzungen abtrennbarer Raumbereiche problematisch; auch fehlt die Darstellung unterschiedlicher Bespielungsvarianten; insgesamt scheint diese aber entwickelbar und hohe Flexibilität möglich. Die konstruktive Ausformulierung scheint in vorbildlicher Weise der Aufgabenstellung angemessen.
Das Projekt scheint weiters durch hohen Vorfertigungsgrad und sparsamen Flächenverbrauch in Bezug auf Bauzeit und Baukosten den vorgegebenen Rahmenbedingungen zu entsprechen. Problematisch wird die Situierung der am Dach angedeuteten haustechnischen Aufbauten wie auch die Ausformulierung der Dachhaut im Flachdachbereich gesehen; die Zugänglichkeit der zu reinigenden Verglasungen scheint bei diesem Projekt in vorbildlicher Weise gegeben; die Fassaden- bzw. Untersichtskonstruktion hat Potential hinsichtlich Schallabsorption (Reflexionsminderung Bahnlärm, Veranstaltungen...)