Vor drei Jahren wurde NXT A als „das junge Architekten-Netzwerk“ von Georg Media gegründet. Im Verlag, zu dem branchenspezifische Fachmagazine wie topos, Garten+Landschaft und auch Baumeister gehören, hatte man die Idee, eine Plattform zu gründen für frische Absolvent:innen und jene, die erst seit Kurzem im Berufsleben standen. NXT A war ursprünglich aufgebaut als Online-Magazin mit Live-Veranstaltungen. Dann kam Corona und der wichtige Eventbereich des Konzepts zum Erliegen. Man behalf sich zwar mit Online-Veranstaltungen, aber im Endeffekt verlief sich durch das Ausbremsen die Dynamik. Nun aber möchte man dem Grundgedanken des Projekts neues Leben einhauchen.
Der erste Schritt war eine Bestandsanalyse inklusive Neudefinition, wie man „junge Architekten“ eigentlich verstehen will. Von „jungen Professionals der Bau- und Kreativbranche“ kam man zu den interdisziplinär denkenden und arbeitenden Architekturschaffenden; gegendert wird ab sofort mit Doppelpunkt, die Architekten sind passé. Der Grund dafür liegt in der Zusammenarbeit vom Chief Content Officer von Georg Media, Tobias Hager, und mir, Ramona Kraxner, Redakteurin des Non-Profit-Projekts LAMA (Das lösungsorientierte Architekturmagazin). Tobias und ich haben uns über viele Umwege kennengelernt und entdeckten schnell, dass wir dieselben Ziele verfolgen. Tobias, aus dem Münchner Establishment kommend, aber im Herzen ein Enfant terrible, fand in mir mit seinen idealistischen Ideen für NXT A sofort einen Resonanzraum. Denn das Netzwerk soll den primären Zweck der Vernetzung verfolgen, dabei als kritische Informationsdienstleistung und als Impulsgeber fungieren. Zu diesen Wurzeln möchten wir wieder zurückkehren, diesen neuen Weg der alternativen Architekturkommunikation gehen, der sonst hauptsächlich ehrenamtlich beschritten werden muss. Wirtschaftliche Überlegungen müssen zwar getätigt werden, aber potenziell kompromittierende Werbepartnerschaften und Co wollen wir zugunsten einer möglichst unabhängigen Berichterstattung vermeiden.
Der zweite Bruch erfolgte also mit den Inhalten selbst. Wir wollen uns entsprechend der jungen Zielgruppe genau den für sie relevanten Themen nähern, denn kritischer Architekturjournalismus erlebt definitiv eine Rezession. Unreflektiert reproduzierte Pressemitteilungen und Interviews mit bereits etablierten Architekturschaffenden sollen der Vergangenheit angehören. Stattdessen sollen unbequeme Themen und Wahrheiten angesprochen werden, wie die Vermarktungsmaschinerie von Social Media, die Klimakrise als große Planungsherausforderung und die moralischen Implikationen des eigenen Handelns als Architekturschaffende:r. Das Ganze wird garniert mit einem zukunftsoptimistischen und lösungsorientierten Effet; wir wollen die bereits zahlreich vorhandenen Ansätze von frischen, unkonventionellen Ideen zur Bewältigung der dringenden Probleme unserer Zeit aufzeigen, um das nebulöse Gefühl von Ohnmacht zu nehmen.
NXT A will aber auch ein Netzwerk sein. Deshalb funktioniert es nur mit physischen und ergänzenden digitalen Veranstaltungen. Diese sollen alsbald wieder stattfinden, zuerst in Deutschland und Österreich. Im Raum stehen momentan auch bewährte Konzepte wie Stammtische. Ziel aber ist eine großflächige Vernetzung im DACH-Raum, um dabei den wiederauflebenden Diskurs, den Austausch und letztlich die Kollaboration als umfassendes Konzept zu zelebrieren. Denn Zusammenarbeit ist der Schlüssel zur zukünftigen Arbeitsweise, weg vom reinen Wettbewerbsdenken hin zur Nutzung von Synergien in allen beteiligten Branchen der Architekturproduktion. – Dieser Punkt des Gemeinschaftlichen wurde auch in einem entsprechenden Manifest verankert.
Mit dem NXT MaNIFEST hat sich NXT A einen moralischen Kompass selbst auferlegt, an dem man sich zwingend orientieren will. Die neun Punkte des Manifests, die NXT A ab sofort verkörpert, lauten: korrektiv, inhaltsvoll, schonungslos, offen, transparent, kritisch, interdisziplinär, lösungsorientiert und gemeinschaftlich. Demzufolge agieren wir auch transparent hinsichtlich der Finanzierung, wer aus welchem Grund hinter NXT A steht und welche Ziele verfolgt werden. Untypisch ist beispielsweise die Paywall, hinter der die Inhalte auf der Homepage liegen (mit einmonatigem Gratis-Probezugang). Ergänzt werden diese durch den Instagram-Account, in dem Teilauszüge und die behandelten Themen frei zugänglich aufbereitet werden. Mit dem monatlichen Mitgliedsbeitrag erhält man einen werbefreien Zugang zu den Inhalten wie Texte, Interviews, Rezensionen, Veranstaltungen, Podcasts und so weiter. Durch die Verwandtschaft zum Baumeister gibt es auch Goodies wie Zugang zum ePaper.
NXT A versteht sich als Plattform transparenter und kritischer Architekturkommunikation. Was vormals die Stadtplaner:innen, Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen, Fachplaner:innen und Design-Menschen als Zielgruppe waren, sind nun breit gestreut alle Professionist:innen, die Raum und Umwelt gestalten wollen und ihre eigene Arbeitswelt formen möchten.
Den Punkten des Manifests folgend, sieht sich NXT A nicht als Einzelkämpfer, sondern ist offen für Kollaborationen und Partnerschaften, sofern sie dem Grundgedanken des Netzwerks nicht widerstreben. Oberste Prämisse ist eine gute Architekturkommunikation für eine reflektierte junge Architekturpraxis. Denn es tut sich was. NXT A schaut hin!