UBM Development, eine international tätige Immobiliengesellschaft, plant auf dem ca 23.000m2 großen Areal am Donaukanal im zweiten Wiener Bezirk ein neues Quartier zu errichten – das LeopoldQuartier. An der Oberen Donaustraße 23-27 sollen Wohnungen, City-Apartments, gewerblich genutzte Räume und ein Kindergarten gebaut werden. Das LeopoldQuartier befindet sich in fußläufiger Entfernung zur Innenstadt, dem Augarten und dem Karmelitermarkt.
Zur Erlangung einer optimalen Bebauung lobte UBM einen zweistufigen, städtebaulichen Wettbewerb aus, der in Form eines zweistufigen Auswahlverfahrens durchgeführt wurde. Sein Ziel war – zusammenfassend – eine städtebauliche Lösung, welche die Aspekte Dichte, Höhenentwicklung, Nutzungsmix, Grün-und Freiraum sowie Durchwegung in angemessener Weise berücksichtigt. Darüber hinaus waren der Umgang mit dem Baumbestand sowie Erschließung, Mobilität, Stadtklima und Energieversorgung wesentliche Beurteilungskriterien.
Wettbewerbsergebnis
70 internationale Architekturbüros haben sich am Wettbewerb beteiligt, von denen vier Entwürfe in die 2. Wettbewerbsstufe gelangten. Die Jury entschied am 12. August 2020, einen 1. Platz zu vergeben:
- Platz 1: Gangoly & Kristiner Architekten, Graz
Weitere Teilnehmer der Stufe 2
- Kuehn Malvezzi, Berlin
- Pichler & Traupmann Architekten, Wien
- Koeck Architekten, Wien
Die Teilnehmer der Stufe 1 entnehmen Sie der Dokumentation des Verfahrens auf der Website > architekturwettbewerb.at
Jurybeurteilung Platz 1
"Die städtebauliche Struktur wurde überwiegend beibehalten und den Empfehlungen des Preisgerichts folgend überarbeitet.
Die Aufschließung der Bauteile ist plausibel und die zusätzliche Realteilung innerhalb Bauplatz A erscheint machbar.
Die Bauplätze A und B sind nutzungsneutral konzipiert. Die Lage der auf Bauplatz A vorgeschlagenen vertikalen Zäsur zwischen Hotel/Studentenheim und Wohnen erscheint noch flexibel.
Die dargestellten Regelgeschoße und bespielhaften Wohnungs- typen machen die Konzeption der Wohn-Punkthäuser hinsichtlich Erschließung und Orientierung nachvollziehbar.
Der Kindergarten wird im südlichen Bereich von Bauplatz B situiert, wobei die Option der Zugänglichkeit von Süden nicht aufgegriffen wird. Die Situierung des Kindergartens ist auch im Hinblick auf die zugeordneten Freiräume gut gewählt. Der Durchgang auf Bauplatz D ist ansprechend dimensioniert.
Den Anliegen der Wohnbevölkerung wird mit der sensiblen Baukörperstellung und Höhenentwicklung, den differenzierten und gut nutzbaren Freiräumen und dem Potential zum Erhalt des Baumbestandes in hohem Maße entsprochen.
Die Klimaresilienz der vorgeschlagenen städtebaulichen Struktur ist dem Bestand deutlich überlegen. Verbesserungspotenzial besteht bei Hotspots insbesondere im Bereich der neuen Durchwegung rund um Bauplatz A.
Insgesamt hat das Projekt seine in der Wettbewerbsstufe 1 anerkannten Qualitäten in der vertieften Bearbeitung unter Beweis gestellt und zeigt eine souveräne städtebauliche 'Selbstverständlichkeit'.
Der Entwurf geht auf die mit der spezifischen Lage verbundenen städtebaulichen Anforderungen ein und bietet die im Block angemessene Maßstäblichkeit. Der Entwurf nimmt die Struktur des Umfelds auf und schafft Ordnung. Es entsteht ein robustes Grundmuster in städtischer Maßstäblichkeit, das zur Quartiersbildung beiträgt und noch einiges Potenzial zur Weiterentwicklung aufweist.
Freiraum und Wegeführungen überzeugen auch durch den stufenweisen Übergang von öffentlichen zu teilöffentlichen und zu privaten Bereichen. Die Wegeführung entlang der Grundgrenze ODS 21 bietet die Möglichkeit beruhigter Hofbereiche.
Die Proportion der Straßenfront und die Höhenstaffelung sind gut gelungen. Die seitlichen Höhensprünge ('Furchen') auf Bauplatz A und B sind wichtig für die Silhouette der Baukörper. Der Rücksprung an der Stadtkante Obere Donaustraße wirkt angenehm, wobei analog Bauplatz A ein drittes Dachgeschoß angemessen wäre."
Zusammenfassend begründet das Preisgericht die Entscheidung für das städtebauliche Konzept von Gangoly & Kristiner wie folgt:
"Dem ausgewählten Entwurf gelingt es, an die vielfältigen Baustrukturen der Nachbarbebauungen anzuknüpfen, Elemente daraus aufzunehmen und in eine städtebauliche Ordnung zu bringen.
Der Entwurf hat das Preisgericht weiters in folgenden Aspekten überzeugt:
▪ Höhen, Abstände und Freiraumsequenzen respektieren die Anrainer-Bebauungen – sowohl das historische Backsteingebäude an der Oberen Donaustraße als auch die Strukturen in der Tiefe des Blocks.
▪ Die stadtgestalterisch bedeutsame Ansicht an der Oberen Donaustraße wirkt ruhig und harmonisch – die sensibel abgestufte Gebäudehöhe fügt sich gut in die Silhouette entlang des Donaukanals ein. Der leichte Knick zwischen den beiden Bauteilen A und B verleiht der Front Eleganz.
▪ Die Baukörper bieten die Basis (Distanzen, Ausblicke, Trakttiefe, Maßstab der Innenhöfe etc.) für hohe Nutzungs- und Wohnqualität.
▪ Zwischen den Baukörpern entstehen angenehme und differenzierte Freiräume, die sich in einer stimmigen Abfolge von öffentlichen zu teilöffentlichen und pri- vaten Bereichen entwickeln. Die Grün- und Freiräume strahlen eine entspannte Atmosphäre aus.
Insgesamt fügt sich der Entwurf in einer angemessenen Dichte maßstäblich in den Block ein und bedeutet eine deutliche städtebauliche Verbesserung gegenüber dem Status Quo."
Jurybeurteilungen der weiteren Projekte
der Stufe 2 des Verfahrens, entnehmen Sie dem beigelegten Juryprotokoll.