Seit 1992 zeichnet das Amt der Kärntner Landesregierung gemeinsam mit dem Architektur Haus Kärnten vorbildliche Bauten in Kärnten aus. 2015 sind 22 Projekte für den Preis eingereicht worden, von denen die Jury – Architekt Adolf Stiler (Salzburg), Architekt Matthias Mulitzer (Wien), Architektin Maruša Zorec (Ljubljana), DI Gerhard Kresitschnig (Landeshochbauabteilung) und DI Georg Wald (Stadtplanung Klagenfurt) – 6 Projekte in die engere Wahl genommen und besichtigt hat. Am 02. Dezember 2015 wurden ein Landesbaupreis, zwei Anerkennungs- und ein Sonderpreis im Rahmen einer Festveranstaltung im Architektur Haus Kärnten verliehen.
PREISTRÄGER
KÄRNTNER LANDESBAUPREIS 2015
- Wohnhaus an den Ausläufern der Saualpe, Diex
Bauherren: Frau Astrid Thomessen und Herr Johann Adam Oest
Architektur: HERTL.ARCHITEKTEN ZT-GmbH, 4400 Steyr
ANERKENNUNGEN – KÄRNTNER LANDESBAUPREIS 2015
- Neue Mitte Mörtschach - KULTBOX MÖRTSCHACH
Bauherrin: Gemeinde Mörtschach
Architektur: LP architektur ZT-GmbH, 5541 Altenmarkt
- Kärntner Sparkasse Villacher Straße, Klagenfurt
Bauherrin: Kärntner Sparkassen AG / Immofinanz AG, 9020 Klagenfurt
Architektur: Dietger Wissounig Architekten ZT-GmbH, 8010 Graz
SONDERPREIS – LANDESBAUPREIS 2015
- Hotel Obir Reception, Bad Eisenkappel
Initiatoren: Verein Kino Kreativ Kulturaktiv, 9135 Bad Eisenkappel
Initiative zur Erhaltung des ehemalige Hotels OBIR, Architekt Ilija Arnautović (Niš 1924 - 2009 Ljubljana) Eisenkappel / Železna Kapla, 1965-67
Weitere Nominierungen 2015
- Sanierung und Zubau der Slowenischen Schulen Klagenfurt
Bauherrin: BIG, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Architektur: HERTL.ARCHITEKTEN ZT-GmbH, 4400 Steyr
- Glanhof 1 Pischeldorfer Straße, Klagenfurt
Bauherr: Kärntner Siedlungswerk, Klagenfurt am Wörthersee
Architektur: Architects Collective (AC) ZT GmbH, 1030 Wien
Stellungnahmen der Jury zu den Landesbaupreisen 2015
- Wohnhaus an den Ausläufern der Saualpe, Diex
Baukörper in selbstverständlichster Weise als Holzbau mit klarem Volumen in eine Reihe von Häusern und ohne Attitüden im Gelände situiert, durchaus im Sinne einer wachsenden, ländlichen Siedlungsentwicklung, wie sie üblicherweise am Ortsrand in logischer Anlage der Straßen entstehen.
Das robust-selbstverständliche Haus passt zu den Auftraggebern. Diese haben, rational ihre Gegebenheiten abwägend (z.B. Anreisezeit aus der Großstadt, Wunsch nach Aussicht und Ruhe), Bauplatz- und Architektenwahl betrieben. Im Planungsprozess finden sich ihre Vorstellungen vom Wohnen und Arbeiten in der Natur offensichtlich vorbildlich umgesetzt.
Gutes, offenes, zoniertes Ein-Raumkonzept das, in zwei Geschoßen wiederholt – Hauptgeschoß unter dem offenen Dachstuhl – alle Funktionen praktisch und mit intelligenter Rundum-Wegführung als innere Erschließung vereint. Die erlebbare lapidare Umsetzung gibt dem Ganzen die angesprochene Robustheit und Selbstverständlichkeit.
Die im darunterliegenden Geschoß befindliche Einliegerwohnung – von oben über eine Stiege und vom Garten ebenerdig zu betreten – zeugt gleichermaßen von weiser Voraussicht für einen störungsfreien Freundesempfang sowie ökonomischer Weitsicht: Als unabhängige Wohneinheit stellt sie eine Reserve für eventuelle spätere Einkünfte dar bzw. dient sie aktuell als großzügige Gästewohnung.
„Heitere“ Interpretation des Wohnens, wie man sich ein solches am Lande vorstellen kann. Die aus urbanen Verhältnissen kommenden Bauherren haben sich hier ein Refugium geschaffen, das sich in die Zeile integriert und dabei mit großer Offenheit die Qualitäten der Landschaft ins Innere holt. Insbesondere die im Dialog zwischen Bauherren und Architekten entstandenen Referenzen an erprobte Elemente der ruralen Architektur – der mit einem Schiebetor abschließbare Eingangsbereich, der aus der Tradition der Scheunenzufahrt abgeleitet scheint oder der rinnenlose Übergang vom Dach in die Wandfläche, der bei Bauwerken der Gegend beobachtet wurde – verankern das Haus im Verständnis einer allgemeinen ländlichen Bautradition.
Das optimale Hereinholen der Landschaft erlebt der Ankommende bereits in der gedeckt-offenen und unterschiedlichen Funktionen dienenden Vorzone; der Innenraum selbst lebt, wie die besten Beispiele der klassischen Moderne, von seiner Öffnung hin zur Landschaft mit unverbaubarem Weitblick-Panorama.
- Neue Mitte Mörtschach - KULTBOX MÖRTSCHACH
Das Bauwerk stellt den zu begrüßenden Versuch dar, der kleinen Berggemeinde Mörtschach ein neues kulturelles Zentrum zu geben, das auch in die Nachbargemeinden hineinwirkt.
Der Architekt realisierte einen relativ hermetischen, kubischen Baukörper, der durch seine Präsenz gewissermaßen zur „neuen Mitte des Ortes“ wird.
Die Schaffung einer Weitung der Dorfstraße zu einem gut nutzbaren Vorplatz, der in den gedeckten Bereich des Eingangs mündet, bringt eine atmosphärische und im Maßstab gelungene Aufwertung, die durch das Vis-à-Vis der authentischen historischen Bausubstanz zusätzlich aufgewertet wird. Beim Aufenthalt an Ort und Stelle wird allerdings klar, dass die gestalterischen Absichten in der Ausformung des Baukörpers inklusive der Wirkung der großflächigen Schwarzfärbung vielmehr auf Kontrast als auf Einfügung ausgerichtet sind.
Die Innenräumlichkeit strahlt durch ihre klare Konfiguration und Materialität eine Großzügigkeit aus, welche die Anlage den Nutzern in positiver Weise erschließt.
- Kärntner Sparkasse Villacher Straße, Klagenfurt am Wörthersee
Dank der Initiative des leitenden Managements inklusive einer nicht zu unterschätzenden Kontinuität für ein Erscheinungsbild der Bank in Realisierungen zeitgenössischer Architektur ist der Bau für diesen Filialstandort an prägnanter Stelle entstanden.
Das kompositorisch klar gefasste und dennoch plastisch gegliederte Volumen erfüllt hervorragend den Auftritt des Unternehmens. Die in der Außenhaut konsequente Anwendung eines Materials – Lärchenholz – unterstützen diesen Effekt im Sinne einer Nachhaltigkeit, regionalen Wertschöpfung und Aufnahme bekannter Bezüge.
Die angesprochene Plastizität – Atrium und Loggia – und damit entstandene, atmosphärisch hervorragende Arbeitsräumlichkeiten stellen weitere Qualitäten in der Gestaltung dar, deren Materialstringenz im Inneren nicht so klar zu erkennen sind.
- Hotel Obir Reception, Bad Eisenkappel
Mit der Zuerkennung dieses Sonderpreises an die Initiative zur Erhaltung dieses Baues soll die besondere Wertschätzung der Jury für eine außergewöhnliche Architektur ausgedrückt werden, deren Wert bislang mitunter zu wenig Beachtung fand.
Es handelt sich um ein Beispiel der Spätmoderne aus den 1960er Jahren, das im Ortsbild als gut in das Ortsbild integrierter Baukörper zu sehen ist und das mittlerweile auch im emotionalen, kollektiven Gedächtnis verankert ist. Der renommierte jugoslawische Architekt Ilija Arnautović konnte hier für seine slowenischen Auftraggeber ein Beispiel eines Hotelbaues internationaler Prägung realisieren, das gegenwärtig in jeder Weise in seinem Bestand gefährdet erscheint.
Besitzerwechsel, Schließung, Verfall und Devastierung begleitet vom sichtbaren wirtschaftlichen Niedergang der Standortgemeinde ließen das an sich funktional-logisch geplante Gebäude an den Rand der Existenz kommen; unter diesen Aspekten steht es heute als Relikt einer „goldenen Zeit“. Eigentümer, politische Verantwortungsträger und Behörden – wie z.B. Denkmalschutz – sind hier aufgerufen, umgehend Initiativen zu setzen, um die Substanz nicht weiter dem Verfall oder gar der Zerstörung preis zu geben.
Das vorhandene, durch die Kunstinitiativen der jüngsten Vergangenheit aufgezeigte, tatsächlich vorhandene Potenzial gilt es auf Basis einer punktgenauen Recherche und Dokumentation zum Bau selbst weiter zu erkunden und – eventuell durch professionelle Beratung auf Basis von Expertise aus den verschiedensten Bereichen für Neunutzungsmöglichkeiten auf Schiene zu bringen.
Ansätze zu solchen, in internationalen Beispielen bereits existierenden Neunutzungen, die den Schlüssel für eine sinnvolle und für die Gemeinde nachhaltige Revitalisierung darstellen werden, wurden in der Jury diskutiert. Die unterschiedlichsten Neu-Nutzungsoptionen bewegen sich dabei in einem weiten Feld. Sie reichen, beispielhaft hier kurz angeführt, vom Herausarbeiten der historischen, konkreten Bezüge in der Einzigartigkeit der österreichisch-slowenischen Entstehungsgeschichte und deren Ausnutzung für eine künftige, gutnachbarschaftliche Kooperation mit slowenischen Belangen oder der Schaffung eines erschwinglichen Beherbergungsbetriebes für jugendliches Klientel mit Schwerpunkt zu lokal existierenden Sportaktivitäten (Klettersteige), wozu namhafte Persönlichkeiten und Institutionen (Naturfreunde, Alpenverein etc.) als Multiplikatoren gewonnen werden sollten bis hin zu kulturellen Initiativen, Veranstaltungen mit Kulturpersönlichkeiten mit überregionaler Bedeutung und lokalen Bezügen oder aktiven Vereinen zur Organisation von regelmäßigen Zyklen (Beispiel Literaturtage, Philosphikum Lech, Schubertiaden, etc.), deren Grundkosten durch Förderungen (verschiedener Provenienz) oder Sponsoren abgedeckt werden könnten, gehen.