Das Haus Rafael, von der Diözese Graz-Seckau in Kooperation mit dem Verein Solidarität im Alter (SIA) errichtet, ist seit Ende April 2018 bezogen. Hofrichter-Ritter Architekten haben sich mit ihrem Konzept bei dem von der Diözese 2015 ausgeschriebenen Wettbewerb Pilotprojekt Wohnbau - Solidarität im Alter gegenüber fünf geladenen Mitbewerbern durchgesetzt.
Unter Berücksichtigung des Leitgedankens der Nachbarschaftshilfe wurde auf die Verbindung von Eigenständigkeit und Begegnung der BewohnerInnen geachtet. Neben den Bedürfnissen nach Freiraum und Zusammengehörigkeit, der Schaffung von Rückzugs- und Gemeinschaftszonen, wurde nach einer kostengünstigen Lösung gesucht, die zugleich die Integration der neuen Baukörper am Areal der Schutzengel Pfarre gewährleistet.
Im städtebaulichen Ansatz galt es, differenziert auf die umgebende heterogene Bebauung von Geschoßwohnungsbauten und Einfamilienhäusern zu reagieren. Der bestehende Pfarrhof wurde durch drei Einzelbaukörper derart ergänzt, dass die neue Wohnanlage als Gruppierung einzelner Wohnkuben erscheint. Diese sind dreigeschoßig, in ähnlicher Dimension wie die umliegenden Gebäude angelegt, wobei das 2. Obergeschoß zurückspringt und so von der Straße her eine Zweigeschoßigkeit zur Wirkung kommt. Die allseitige Zugänglichkeit des Neubaus wird als Möglichkeit zur Nutzung des Grünraums mit verschiedenen Aufenthaltsqualitäten und altem Baumbestand verstanden.
Das Haus Rafael bietet 27 Wohnungen zu 42 – 74 Quadratmetern in vier dreigeschoßigen Baukörpern, die durch Zäsuren getrennt und mit Transiträumen verbunden sind. Die Anordnung der Wohnungen ermöglicht größtmögliche Privatheit für die einzelne Wohnung bei gleichzeitig kompaktem gemeinsamen Erschließungsbereich mit differenzierten Aufenthaltsbereichen. Das abgeschlossene Stiegenhaus mit behindertengerechtem Aufzug ist wegoptimierend im Nahbereich der jeweiligen Gemeinschaftszonen situiert.
Mit dem im Nordbaukörper nahe der Schutzengelkirche situierten, erdgeschoßig gelegenen Begegnungsraum wurde ein einladendes Zentrum und Platz für den gelebten Solidaritätsgedanken geschaffen. Dieser mit Küche, Bibliothek und Gemeinschaftsterrasse ausgestattete Raum orientiert sich ebenso wie die Vertikalerschließung nach Osten zum Schutzengelsaal und zum alten Kirchturm hin.