Tänzer und Tänzerinnen in weißen Gewändern, die an die Kampfanzüge von Judokas erinnern, an ihren Rücken hängen Glocken, die bei jeder Bewegung einen Höllenlärm machen: Willkommen bei der interventa Hallstatt 2024. „Einläuten“ heißt der kurze Dokumentarfilm von Annja Krautgasser, der das Symposium zur ruralen Baukultur zwischen Tradition und Innovation am Donnerstag, den 19. September eingeläutet hat. Er bezieht sich auf die Tradition des Glöcklerlaufs, die immer noch im Salzkammergut gepflegt wird. Alljährlich ziehen dann in der letzten Rauhnacht, am Vorabend des Dreikönigstags, die Glöckler*innen in den typischen weißen Gewändern der Bergleute mit Glocken am Gürtel und riesigen, laternenartigen, aus buntem, lichtdurchlässigem Papier kunstfertig gefertigten Kopfbedeckungen durch die nächtlichen Dörfer des Salzkammerguts. Sie machen einen Höllenlärm, um böse Geister zu vertreiben. Im Film übernehmen vierzehn Tänzer und Tänzerinnen der MUK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) nach einer Choreografie von Esther Balfe ihre Rollen, . Die Glocken an ihren Gürteln haben Schüler*innen der Klasse Instrumentenbau der HTBLA Hallstatt gefertigt, dem Schauplatz der interventa. Performt wird in Probesälen und vor Ort, Wissende erkennen im Hintergrund die Straßenbilder von Gmunden, Bad Ischl, Hallstatt, Scharnstein und Schörfling.
Es sind Tänzer*innen aus Wien, die sich hier eine regionale Tradition aneignen, wenn man so will und sie ordentlich durcheinander wirbeln. Idee und Konzeption stammen von der Kuratorin Sabine Kienzer. Das Salzkammergut, seine Landschaft, Tradition und seine Instrumentenbauer*innen fungieren als Kulisse und steuern die Accessoires bei, wenn man so will. „Einläuten“ dürfte genau die richtige Einstimmung auf die interventa sein, einem Symposium der Kulturhauptstadt Salzkammergut Bad Ischl. Der weltweit ersten Kulturhauptstadt, die eine Region aus 23 Gemeinden ist und die bei ihren Diskursen auch die lokale Bevölkerung einbinden will.
Böse Geister gibt es jedenfalls immer noch genug – heutzutage heißen sie Gier, Bodenversiegelung, Ressourcenverbrauch, Ortssterben. Die interventa Hallstatt 2024 suchte jedenfalls vier Tage lang nach Wegen, sie zu vertreiben. Viele Experten und Expertinnen aus aller Welt unterstützten sie dabei. Einheimische wären gern gesehen, wurden aber kaum gesichtet. Der Einladung zu Eröffnung und Fest folgten sie spärlich, der Informationsfluss dürfte stockend verlaufen sein. Freikarten für Hallstätter*innen wären für künftige interventas großartig. Man wird sehen.