20/04/2020

Als die Autos die Stadt verließen

Freiraum statt Leere: Was unsere Vision von den leeren Straßen in der Corona-Krise unterscheidet.

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Als die Autos die Stadt verließen – 168h Graz wie es sein könnte – war ein Projekt des Vereins FORUM STADTPARK Graz für das GRAZ KULTURJAHR 2020, wurde aber vom Kuratorium abgelehnt.

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20/04/2020

Graz, Elisabethstraße am 16. März 2020

©: Emil Gruber

Graz, Keplerbrücke am 18. März 2020

©: Emil Gruber

Freiraum statt Leere: Was unsere Vision von den leeren Straßen in der Corona-Krise unterscheidet.

In letzter Zeit ereilen uns Medienberichte, Facebook-Postings und E-Mails, in denen es heißt: das einzige Projekt des Grazer Kulturjahr 2020, das in der Corona-Krise realisiert werden konnte, sei jenes, das durch politische Intervention verhindert wurde: Als die Autos die Stadt verließen – 168h Graz wie es sein könnte, initiiert vom FORUM STADTPARK. Wird dieses Projekt also wirklich gerade, und zwar ohne unser Zutun realisiert?

Als die Autos die Stadt verließen sieht vor, den zentralen Bereich der Stadt Graz – Bahnhof bis Universität, Schönaugürtel bis Kalvariengürtel – für die Dauer von einer Woche von Autos zu befreien: ein großes Experiment im Sinne der Frage nach der Zukunft der Stadt. So gesehen gibt es auf den ersten Blick gewisse Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Zustand in der Corona-Krise: auch jetzt ist der Autoverkehr stark eingeschränkt und weitgehend fahrzeugfreie Straßen prägen das Stadtbild. Dadurch wird etwa die Luftqualität in der Stadt merklich besser – und die Stadt verändert ihre Klangqualität.

Unser Projekt wäre jedoch eines der gemeinsamen Stadtaneignung – und nicht des kollektiven Rückzugs gewesen. Zwar wären die Autos für einen Zeitraum aus der Stadt gebracht worden – übrigens nach Möglichkeit auch die parkenden Autos –, es wäre dabei aber um das Platz-Schaffen im öffentlichen Raum gegangen für Menschen und menschliche Kreativität in allen ihren Facetten. Gewiss, auch uns geht es um das Initiieren eines großen, gesellschaftlichen Projektes, bei dem am besten alle mitmachen – jedoch nicht im Namen der Gefahreneindämmung, sondern im Namen der Utopie und des lustvollen Gemeinsamen. In unserer Vision sind die Gassen, die Geschäfte und der neu gewonnene öffentliche Raum also nicht leer, sondern voller Leben: voller Menschen, spontanen Versammlungen, Flohmärkten, Straßenfesten; Straßen werden zum Fußballspielen, zum Kennenlernen der NachbarInnen und gemeinsamen Kaffeetrinken benutzt – oder was auch immer aus der Kreativität des Moments entsteht.

Wenn uns die aktuelle Situation etwas Zukunftsweisendes lehrt, dann das: wie entschlossen unsere Gesellschaft vorgehen, wie radikal sie sich verändern kann, wenn es einen gemeinsamen Willen dazu gibt. In diesem Sinne suchen wir weiterhin nach Mitteln und Wegen, dieses Projekt Wirklichkeit werden zu lassen, sobald dies wieder gefahrlos möglich ist.

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