10/06/2024

Architekt Wilhelm Scherübl veröffentlicht in regelmäßigen Abständen architektonische wie gesellschaftliche Utopien, die Zitate aus der aktuellen Medienlandschaft zum Ausgangspunkt haben. Meist blickt er aus einer Zukunft – XXXX – in das Hier und Jetzt. Im Juni nimmt er dieses Mal auf den pride month Bezug und beschreibt Szenen und Räume aggressiver Männlichkeit.

Texte und Visualisierungen werden von Scherübl unter Verwendung von KI entwickelt.

10/06/2024

crying boys club gym interior

©: Wilhelm Scherübl

Zitat www.standard.at, Image

 

crying boys club alternative

©: Wilhelm Scherübl

Man betritt den Raum, die Luft ist erfüllt von einer Mischung aus Testosteron, Zigarrenrauch, Whisky und toxischer Männlichkeit. Überall finden sich Symbole von Männlichkeit, nicht nur in der Dekoration, sondern auch in der Architektur selbst. Der Architekt hat sich an alten maskulinen Vorbildern orientiert, die bis ins 21. Jahrhundert den Architekturdiskurs geprägt haben. Weiße Männer, denen alle Architekturschulen huldigten: von Philip Johnson und Mies van der Rohe über Rem Koolhaas bis zu BIG.dk. Allesamt weiße Männer, die durch die Woke-Bewegung, wie in allen Bereichen der Gesellschaft, verdrängt wurden – weswegen es so wichtig war, ihnen hier eine architektonische Huldigung zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um phallische Hochhäuser und maskuline sowie feminine Formensprache, sondern auch um Räume, die für nicht-cis-Männer im städtischen Kontext Unbehagen geschaffen haben. Auch das wird widergespiegelt. Die Nischen und verwinkelten Räume wirken so, als würde man jederzeit von einer maskierten Person hineingezogen werden können.

In diesen verschiedenen Ecken und Räumen des Clubs sitzen und lungern die letzten ihrer Art herum, ein Refugium für diejenigen, die nicht vom „Virus“ der woken Kultur erfasst wurden und ihre Maskulinität noch voll und ganz ausleben können. Hier haben sie sich ihren Safe Space geschaffen, abgeschottet von Feminist*innen und queeren Menschen. Diese versuchen ihrer Meinung nach, die Jugend zu verblenden und in Transpersonen zu verwandeln. Die Gefahr, ins LGBTIQA+-Spektrum gezogen zu werden, lauert angeblich überall. Doch hier trotzen sie all dem mit ihrem männlichen Gehabe, Gesprächen und Spielen.

Ein Lichtstrahl fällt durch die rauchgeschwängerte Luft, als sich eine der Türen öffnet. Eine Gruppe von Männern tritt grölend in den Raum. Sie legen ihre Fechtsäbel ab und schreiten weiter zu einem der Billardtische, auf den einer von ihnen gehievt wird. Sein Gesicht ist blutüberströmt von der Partie, die gerade geschlagen wurde. Halb im Delirium aus Blut und Adrenalin versucht er noch etwas mitzuteilen, wird aber von seinem eigenen unterdrückten Schmerzensschrei unterbrochen, als ihm Salz in die Wunde gestreut wird. Seine Männlichkeit soll für alle Welt sichtbar bleiben, die Stärke und Willenskraft in seinem Gesicht manifestiert werden. Mann will zeigen, dass man noch Mann und stolz darauf ist. Nachdem das Blut getrocknet ist und das Spektakel vorbei, begibt sich die Gruppe zur Bar und prostet lauthals auf das Geschehnis an. Danach ziehen sie sich in eine der Nischen zurück, vermutlich um über die Frauen zu reden, die sie gerne begehren, die sie und ihresgleichen aber nicht verstehen.

In einer anderen dieser Kojen diskutiert eine Gruppe junger Männer darüber, wie sie immer weiter in das unfreiwillige Zölibat getrieben werden, aus demselben Grund. Diese männerhassenden Feminist*innen wollen sie nicht mehr. Wie soll die Gesellschaft weiter existieren, wenn alle nur noch queer sind und niemand mehr Kinder in die Welt setzt? Und all jene Kinder, die noch zur Welt kommen, werden ja sofort von Drag- und Transpersonen gehirngewaschen und zum queeren Spektrum konvertiert. Zum Glück sind die Missionare des Clubs unterwegs und bieten eine Lösung gegen den Virus an, der durch die queere Community verbreitet wird. Auch hier gibt es noch Vorreiter in der Conversion Therapy, die jeden Tag das „Böse“ aus den Menschen treiben.

Eine Koje weiter befindet sich eine Gruppe alter weißer Männer in der Diskussion über das Patriarchat und warum dies der einzige Weg sei und war. Warum versteht das niemand mehr außerhalb dieser Räumlichkeiten? Haben doch alle großen Führer und Denker die Gesellschaft so weit vorangebracht! All die Innovationen und Entwicklungen waren doch nur aufgrund der großen Männer der Vergangenheit möglich! Was haben Frauen und queere Menschen jemals für die Gesellschaft getan?

 

_________Zitat
X behandelt „cisgender“ nun als beleidigende Äußerung

_________weitere Textquellen
Exclusive: Conversion Therapy Is Still Happening in Almost Every U.S. State, https://time.com/6344824/how-common-is-conversion-therapy-united-states/

Drag-Queen-Lesung: „Jeder Villacher Fasching war traumatisierender, https://kurier.at/amp/chronik/wien/drag-queen-lesung-rosa-lila-villa-wien-kinder-proteste/402413093

Zerrwelt der Frauenhasser: Wie die „Incel"-Szene an Bedeutung gewinnt und wie gefährlich sie ist, https://story.ndr.de/incels/index.html

Cis-gender, https://lgbtqia.fandom.com/wiki/Cisgender

LGBTQIA+, https://lgbtqia.fandom.com/wiki/LGBTQIA%2B?so=search

Drag, https://lgbtqia.fandom.com/wiki/Drag

Transgender, https://lgbtqia.fandom.com/wiki/Transgender

Nonbinary, https://lgbtqia.fandom.com/wiki/Non-binary

 

________info/quellen
Textlektorat unter Verwendung von ChatGPT
Images: Several Iterations in Midjourney

Prompt Gym: **boys club, atmosphere, modern, designed by Bjarke ingels, posh, shot on a hasselblad, shot by iwan baan**

Prompt Alternative Interior: **feminine and queer architecture, architecture photography**

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+