Von der Leere zur Fülle
Mit der Redewendung „die Kirche im Dorf zu belassen“ war im Mittelalter gemeint, dass die ursprüngliche Verwurzelung der Kirchen in den dörflichen
Strukturen durch die Gründung von Städten an Bedeutung verloren hatte.
Auch in der Gegenwart erleben Dörfer einen zunehmenden Bedeutungsverlust als Zentrum des Zusammenlebens im ländlichen Raum. Viele steirische Gemeinden kämpfen mit zunehmend leerstehenden Geschäftsflächen und Wohnungen im Ortskern.
Raumplanungsstrategien, Veränderungen im Mobilitäts- und Einkaufsverhalten sowie demographische Entwicklungen haben in den letzten Jahrzehnten zu einer Verschärfung dieser Situation geführt. Die im Juni 2015 veröffentlichte kleinräumige Bevölkerungsprognose der Statistik Austria verdeutlicht, dass starke Bevölkerungszuwächse in Städten und deren Umfeld erwartet werden, während in peripheren Regionen des Landes weiterhin mit Bevölkerungsrückgängen zu rechnen ist. Unter den zehn Regionen mit dem stärksten Rückgang befinden sich vier obersteirische Bezirke.
Aber auch in wachsenden Regionen dünnen sich historisch gewachsene Ortszentren zunehmend aus. Supermärkte, Fachmarktzentren, soziale
Infrastrukturen und Wohnungen siedeln sich nach wie vor auf den grünen Wiesen an. Dabei wird übersehen, dass die unberührte Landschaft und das
dörfliche Leben als wesentliches Kulturerbe Faktor für eine gewünschte Entwicklung im Bereich des Tourismus ist.
Im Rahmen des Forschungsprojekts Dorf 2.0 des Zukunftsfonds des Landes Steiermark wird eine Studie über mögliche Entwicklungsstrategien von
ausgedünnten Ortszentren durchgeführt. Dabei wurden in zwei Pilotgemeinden Versuche zur Etablierung neuer Formen des Wirtschaftens, des Zusammenlebens und der Mitbestimmung durchgeführt. Diese Studie wird im Herbst 2015 fertiggestellt.
Im Rahmen eines Symposiums Dorf 2.0, organisiert von Mag. Rainer Rosegger, DI Werner Nussmüller, DI Lisa Dietersdorfer, werden Ergebnisse diskutiert und politische Konsequenzen erörtert.
Voranmeldung per Email an
lisa.dietersdorfer@scan.ac