21/05/2021

Mit dem Projekt LAMA – Das lösungsorientierte Architektur-magazin haben sich AbsolventInnen der TU Graz vorgenommen, die oftmals selbst gesetzten Grenzen der Architekturdisziplin aufzubrechen und zu einem Dialog mit anderen Wissenschaften und AktivbürgerInnen anzuregen.

Mit Ausbildung zur Weiterbildung. Was soll die Architekturlehre leisten? erscheint in Kürze die 4. von insgesamt 9 Ausgaben und liefert neue Impulse für eine zeitgemäße Ausbildungs-gestaltung.

Bettina Landl zum LAMA-Talk #4 am 23. März 2021

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21/05/2021

Bisher erschienen: LAMA 1|9 – Ausbildung zur Einbildung // LAMA 2|9 – Bauen in der Blase // LAMA 3|9 – Architektursprache. Architekturbrache

©: LAMA

Sonderausgabe LAMA 1|X – Innovation statt Isolation

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Zitat aus dem Text LAMA 4|9 „Ausbildung zur Weiterbildung“

©: Bettina Landl

Zitat aus dem Text LAMA 4|9 „Ausbildung zur Weiterbildung“

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Zitat aus dem Text LAMA 4|9 „Ausbildung zur Weiterbildung“

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Zitat aus dem Text LAMA 4|9 „Ausbildung zur Weiterbildung“

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Zitat aus dem Text LAMA 4|9 „Ausbildung zur Weiterbildung“

©: Bettina Landl

Zweifelsohne soll in Zukunft das Thema Architekturkommunikation auch in der Lehre eine größere Rolle spielen, denn die Vermittlung von Architekturentscheidungen trägt wesentlich zu ihrer gelingenden Nutzung bei. Insbesondere im Hinblick auf die derzeitige Novellierung des Universitätsgesetzes besteht heute die Chance, wertvolle Impulse für eine zeitgemäße Ausbildungsgestaltung zu geben. LAMA widmete sich im Online-Talk am 23. März 2021 der Erneuerung einer Architekturlehre und setzte damit ein politisches Zeichen. Gibt es Best-Practice-Beispiele für eine Architekturlehre von morgen? Wie präsentiert man als ArchitektIn Laien seine Entwürfe und wie diskutiert man mit NutzerInnen über die geplante Architektur? Wie lassen sich komplexe Erkenntnisse und Ideen in eine verständliche Sprache übersetzen? Könnte es Fächer geben, die bereits während des Studiums dafür sensibilisieren?

Mit BASEhabitat wurde in der Architekturabteilung der Kunstuniversität Linz ein Studio eingerichtet, das im Bereich nachhaltiger, sozial verantwortlicher Architektur forscht und plant und Projekte in verschiedenen Ländern der Welt realisiert. Der Master handelt vom „Bauen in Entwicklung“ und setzt auf partizipative Prozesse. Im Studium wird auch die Lehrveranstaltung „Sozialraumanalyse“ angeboten, in der Theorie vermittelt wird, wie der Sozialraum definiert werden kann. Im Anschluss wird das Theoriewissen in praktischen Übungen in und mit der Stadt Linz angewandt. Dabei suchen sich die Studierenden je einen Ort aus, der genauer erforscht wird. Wie wird dieser Raum von den Menschen genutzt und was bedeutet die Art der Nutzung für den Entwurfsprozess? Es wäre durchaus sinnvoll, eine solche Lehrveranstaltung nicht nur in einem spezifischen Studienzweig anzubieten, sondern diese generell für alle Architekturstudierenden zugänglich zu machen.

Der Architekturfakultät an der FH Kärnten ist es ein besonderes Anliegen, so oft wie möglich mit Studierenden draußen unterwegs zu sein. Ländliches und soziales Bauen sind die beiden thematischen Schwerpunkte, denn Architektur ist eigentlich nichts wert, wenn man nicht an die NutzerInnen denkt. Alles, was geplant, entworfen und gebaut wird, macht ohne Menschen absolut keinen Sinn. Es ist unerlässlich, das mitzubedenken! Und es gibt viel zu wenige Fächer, die diesen Aspekt betonen wie beispielsweise „beobachtende Fächer“ – dafür reicht oftmals nicht die Zeit. Doch wenn man sich in einen Raum begibt, sich mit diesem auseinandersetzt, an einer Stelle verweilt und beobachtet, was passiert und warum, lassen sich daraus viele wichtige Erkenntnisse filtern. Es gleicht einem „Spurenlesen“, wobei man sein eigenes Sensorium nutzt, um Materialien und Wissen zu sammeln. Beim Beobachten wird vor allem die Fähigkeit geschult, einen kritischen Blick zu entwickeln. Meist sind neben der Zeit auch die Kapazitäten knapp, um die „beobachtenden Fächer“ in den Lehrplan aufzunehmen. Aber: Angebote gibt es bereits, auch anderswo, und sie ließen sich nutzen, sofern eine vernünftige Vernetzung gewährleistet wird. Die Pandemie hat gezeigt, dass eine „ortlose Kommunikation“ in einem größeren Umfang (als gedacht) möglich ist. Das setzt jedoch voraus, dass um die Ecke gedacht wird und die Lehrveranstaltungen gemäß Bologna auch gleich gewertet werden, damit man sie an allen Universitäten anrechnen lassen kann. Das würde gleichzeitig einzelne Institute entlasten, da sie Angebote interuniversitär teilen. Die Online-Vorlesung als hybride Form böte (nach COVID-19) die Chance, das eigene Studium frei(er) zu gestalten. Kooperationen untereinander – innerhalb des universitären Systems – wären dafür wesentlich.

In der Architekturlehre wird sich vermutlich vieles ändern. Die technologischen Möglichkeiten verändern unsere Wahrnehmung. Wir haben in den vergangenen Monaten erfahren, wie örtliche Barrieren (temporär) überwunden werden können. Das ließe sich auch für das Bildungswesen nutzbar machen. Nicht an jeder Universität können beispielsweise Architekturvermittlungs- oder Kommunikationsworkshops angeboten werden. Doch ließen sich ExpertInnen anfragen, um ihr Wissen – ohne eigenen Lehrstuhl – hochschulübergreifend zu teilen. Eine Wissensverteilung ohne Grenzen wäre umsetzbar. Das Modulare, Fluide wurde mit Bologna bereits organisatorisch vorausgedacht. Noch scheitert es an der Bürokratie, aber auch diese sollte sich in absehbarer Zeit überwinden lassen, um den Bologna-Prozess neu und konsequenter umzusetzen.

Einerseits fördern digitale Anwendungen flache(re) Hierarchien, andererseits bildet sich ein neues und gänzlich ungewohntes SpezialistInnentum heraus, das nicht mehr an bestimmte Standorte gebunden, sondern vielmehr rhizomatisch strukturiert sein wird. Alles, was man lernen möchte, ließe sich mithilfe der bereits angesprochenen schrankenlosen Vernetzung lernen. Als StudentIn könnte man sich hochgradig spezialisieren und sein Studium durch die freie Gestaltung personalisieren bzw. individualisieren. Das Physische, der Zufall, reale Räume sind nach wie vor nötig. Dazu sind allerdings Überlegungen zum Wert bzw. zu einer Neubewertung eines Standorts notwendig. Braucht es lokale Standorte wie die TU Graz noch? Wird die Gesellschaft in Zukunft tatsächlich weniger ortsgebunden sein?

Der gesamte Bericht des LAMA-Talks #4 ist in der Publikation LAMA 4|9 Ausbildung zur Weiterbildung. Was soll die Architekturlehre leisten? nachzulesen. Die Ausgabe erscheint Anfang Juli (Versandstart: 06.07.2021).

Kommende Termine

  • RELEASE – LAMA 4|9
    Ausbildung zur Weiterbildung. Was soll die Architekturlehre leisten?
    27.07.2021, 19:00 Uhr
  • LAMA-Talk #5
    Klasse für die Masse. Was soll die Architekturpraxis leisten?
    08.06.2021, 19:00 – 21:00 Uhr
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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