Wie können sich Museen im 21. Jahrhundert zu interaktiven und gesellschaftlich relevanten Orten entwickeln, an denen lebensnahe Themen für ein junges Publikum mit unterschiedlichen Interessen verhandelt werden können?
Mit diesem Thema beschäftigt sich am 27. August 2016 ein internationales Symposium im Kumu Art Museum in Tallinn, Estland. Es ist Teil des EU-Projekts Translocal : Museum as Toolbox, für das sich verschiedenste europäische Kunstmuseen zusammengeschlossen haben, um zeitgemäße Formen der Museumskommunikation speziell für junge Leute zu erforschen.
In Tallinn werden Partizipationsprojekte präsentiert, die eine wechselseitige Kommunikation mit dem Museumspublikum fördern und Kunstvermittlung im direkten Austausch mit jugendlichen Besucherinnen und Besuchern ermöglichen.
Nach einer intensiven Forschungsphase im Frühjahr 2016 geht das EU-Projekt Translocal : Museum as Toolbox nun in die nächste Phase: Das Symposium in Tallinn sowie die Planung einer Ausstellung – mit begleitendem Katalog und YouTube-Channel – sind die nächsten Meilensteine. Viele interessierte Jugendliche von 15 bis 25 Jahren kamen dem Aufruf nach, im Museum mitzuarbeiten. So entstand eine Gruppe von jungen Leuten, die Maja Kolar und Maša Poljanec (Mitbegründerinnen des OAZA Kollektivs aus Zagreb) während ihrer Artist-Residency im April 2016 in Graz zur Seite standen und in Workshops den Museumsalltag erforschten. Dabei wurden Ideen gesammelt, wie ein Kunstmuseum in Zukunft als interaktiver „Werkzeugkasten“ fungieren könnte. Parallel dazu wurden in einer qualitativen Umfrage mittels App konkrete Wünsche der teilnehmenden Jugendlichen erhoben. Die Ergebnisse werden vom Projektteam im Rahmen des Symposiums am 27. August in Tallinn präsentiert.
Symposium
Die Schwerpunkte dieses Symposiums widmen sich neuen Formen der Öffentlichkeitsarbeit für und mit einem jungen Publikum und befassen sich mit der künstlerischen Intervention als institutionelle Praxis. Zu den geladenen Gästen zählen Victoria Walsh (Royal College of Art, London), Jasper Visser (Museum of the Future), Sinéad K. Rice (National Gallery of Ireland, Dublin/Fiosraigh PhD Scholar/Mitglied der NEMO Working Group „The Learning Museum“), Michela Perrotta (Palazzo Grassi und Punta Della Dogana, Venedig), Nikolaj Recke (Künstler im ULK Art Labs im Statens Museum for Kunst, Kopenhagen) und Louise Springborg (Interaktionsdesignerin & Koordinatorin im ULK Art Labs im Statens Museum for Kunst, Kopenhagen). Interessierte können sich für die Teilnahme am Symposium noch bis 15. August registrieren lassen. Das gesamte Programm inklusive der Abstracts und Biografien der Vortragenden wird Anfang August veröffentlicht.
Wanderausstellung
Die Erkenntnisse des Projekts Translocal : Museum as Toolbox und die Ideen der jungen Teilnehmer/innen fließen bereits unmittelbar in den Museumsalltag ein – von Programmkonzepten bis hin zur Auswahl von Kommunikationsmitteln, ab Herbst 2016 insbesondere bei der Organisation und Bewerbung der Wanderausstellung, die durch die beteiligten Museen touren wird. Zu sehen sind die in den verschiedenen Residencies der Partnermuseen entstandenen Werke, die bei jeder Station mit den vorhandenen Sammlungen in Beziehung treten. Die Schau ist also wandelbar und wird in jedem Museum anders präsentiert. Die erste Station im Jänner 2017 ist das Museum für zeitgenössische Kunst in Zagreb, zum Abschluss der Tour ist die Schau im September 2017 im Kunsthaus Graz zu sehen.
TRANSLOCAL : MUSEUM AS TOOLBOX
Das Projekt ist ein vom EU-Programm Creative Europe gefördertes Projekt des Kunsthauses Graz in Kooperation mit KUMU (Tallinn), MSU Zagreb, Museion (Bozen) und Muzeum Sztuki (Łódź). Ziel ist es, eine Kommunikationskultur zu entwickeln, die die Beteiligung junger Menschen am Kunstgeschehen fördert, indem sie gemeinsam mit ihnen erarbeitet und umgesetzt wird, anstatt sich bloß an sie zu richten.