27/08/2019

Schule der Zukunft – Feldbach
Umbau und Erweiterung

Das offene, 2-stufige Verfahren unter 22 Teilnehmerinnen gewinnen halm.kaschnig.wuehrer architekten.

Ausloberin
Stadtgemeinde Feldbach
Steiermark

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27/08/2019

Schule der Zukunft in Feldbach, 1. Platz: halm.kaschnig.wuehrer architekten, Modell. Alle Fotos: Lugitsch & Partner

2. Platz: Tritthart + Herbst Architekten

3. Platz: Titus Pernthaler Architekten

4. Platz: Feyferlik/Fritzer

5. Platz: reitmayr architekten

6. Platz: Architekten Kassarnig

7. Platz: Mayer Rohsmann + Partner

8. Platz: Arch. DI Thomas Baumgartner

Die Stadtgemeinde Feldbach entschloss sich bereits 2015 mit der Anwendung des Cluster-Prinzips neue Wege im Bildungsbau zu gehen. In der Folge wurde im Herbst 2018 ein offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb zum Projekt Schule der Zukunft Feldbach ausgelobt, der den Umbau und die Erweiterung der bestehenden Neuen Mittelschule und der Polytechnischen Schule – Ringstraße / Mozartweg – um 20 Volksschul-Klassen, 22 NMS-Klassen und 6 PTS/ASO-Klassen auf Basis der Lerncluster-Organisation vorsah.

Die Jury hatte in der Wettbewerbsstufe eins an zwei Sitzungstagen (31. Jänner und 1. Februar 2019) unter dem Vorsitz von Arch. DI Roland Winkler 22 eingereichte Projekte zu prüfen, aus denen sie acht Projekte für Stufe zwei auswählte. An den abschließenden Sitzungstagen am 27. und 28. Mai 2019 wurde folgendes Ergebnis erzielt:

Wettbewerbsergebnis

  • 1. Platz: halm.kaschnig.wuehrer
  • 2. Platz: Tritthart + Herbst Architekten
  • 3. Platz: Titus Pernthaler Architekten
  • 4. Platz: Feyferlik/Fritzer
  • 5. Platz: reitmayr architekten
  • 6. Platz: Architekten Kassarnig
  • 7. Platz: Mayer Rohsmann + Partner
  • 8. Platz: Arch. DI Thomas Baumgartner

Jurybeurteilung Siegerprojekt

"Hier gelingt das Kunststück, durch Hinzufügen eines weiteren Themas zu der historischen Anhäufung eine erstaunliche Reduktion zu erreichen. Das eingefügte Rückgrat – Regal – bringt Ordnung mit einem Schlag, schafft aus der Perspektive des Ankommenden ein Passepartout für den Bestand, stellt ihn in eine Hierarchie, verbindet verschiedene Zeiten des Baugeschehens zwanglos miteinander und gibt gleichzeitig symbolisch ein Programm der Nutzung vor.
Das heterogene Sammelsurium verwandelt sich in eine Einheit, ein Werkzeug für das Lernen und Lehren, das sich der Bestandsgebäude souverän, aber bestimmend zur Unterstützung bedient. Die aus dem Stand lesbare Hierarchie erlaubt ein unbedarftes Begehen ganz ohne Leitsystem, denn die Aufgaben des Gebäudes erklären sich von selbst. Das Regal schiebt sich virtuos in die schwierigste Zone des Bestandes und verwandelt Probleme gewinnbringend in Lösungen um. Der Begriff Lernregal erscheint unaufgeregt und pragmatisch, letztendlich sind es jedoch die Kinder, die diese Bühne mit Geschichten bespielen werden.
Aus der Vorrunde überlebte noch der Verdacht, dass eine große Idee meist an der eigenen Klarheit scheitert, in diesem Fall an den Ecken und Kanten, den Erschließungen und Belichtungen, die mit einer einzigen Idee nicht zu bewältigen sein werden. Jedoch wurden eben diese Unzulänglichkeiten aus der Vorrunde akribisch herausoperiert.
Beginnend bei den klar gesetzten Plateaukanten der Vorplatzgestaltung, die das gesamte Ensemble zu einem Karree arrondieren, bis hin zum erstaunlich großen Hof, der reichlich Platz für alle schulischen Freiraumaktivitäten bietet.
Das Eingangsszenario entwickelt sich unter dem weit vorspringenden Lernregal als überdachter Außenbereich, der in die komplett freigeräumte Fuge zwischen Altbau und Fast-Altbau führt. Diese Aula empfängt nicht nur den Zugang von Südosten, sondern öffnet sich auch vollständig in den überdachten Innenhof des Altbaus, der auf diese Weise seine wohlverdiente Wertigkeit erhält.
Die beiden Höfe – der große Äußere und der kleine Innere – haben somit völlig unaufgeregt und unaufwendig zentrale, perfekt bespielbare Rollen im Zentrum des Schulgeschehens übernommen. Als Tüpfelchen auf dem i entpuppt sich die Situierung des Speisesaales als verbindende Raumzone zwischen beiden Höfen mit der Möglichkeit einer Öffnung nach außen.
Das Regal – also der Lernbereich – wird fast ein wenig zu unprätentiös durch die sparsamst wiederverwendeten Bestandsstiegenhäuser erschlossen. Während das Erdgeschoß eher dem öffentlichen Geschehen gewidmet ist, wird das Gebäude in den Obergeschoßen zum perfekten Lernwerkzeug. Das Regal bahnt sich – einem Rückgrat gleich – eine klare Struktur durch die gesamte Länge des Areals.
Die Klassen werden entlang der Südfassade geschlichtet, regelmäßige Lichtlöcher im Baukörper rhythmisieren die durchgehende, spannend inszenierte Lernzone entlang der nördlichen Höfe. Dieser Ost-Westbalken ist ausschließlich den Klassen und den Lernzonen gewidmet. Sonderunterrichtsräume und Lehrerbereiche docken in Form der beiden restlichen Bestandstrakte im Norden an das Regal an. Das gewählte System schafft in der Heterogenität des Bestandes eine erstaunliche Gleichwertigkeit aller Klassen und somit auch die unabdingbar notwendige Flexibilität möglicher Entwicklungen. Hier schafft die Rigidität Möglichkeit zur Entfaltung.
Aufgrund des behutsamen Umgangs mit dem Bestand und der entwurfsbedingt eher geringen Umbaunotwendigkeiten empfiehlt die Jury, eingespartes Budget in die Qualität der Einrichtung zu investieren. Die architektonische Qualität und die Großzügigkeit der Lernzonen würden es verdienen, auch in dieser Tiefe mitgestaltet zu werden. Die in den quadratisch unterteilten Ansichten angedeutete, an ein Spielbrett erinnernde Verspieltheit der Fassaden, stellt sich letztendlich als erfrischender Kontrapunkt zum strengen Grundrissraster heraus."

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