Obwohl die Novellierung des Raumordnungsgesetzes am Dienstag, den 26.04.2022 mit großer Wahrscheinlichkeit auf Grund der Stimmenmehrheit durch ÖVP und SPÖ im Landtag beschlossen werden wird, haben die Grünen ihr Engagement nicht verloren. So haben sie am Donnerstag, den 21.04.2022 zu einem Gespräch mit Expert:innen eingeladen, um das Thema näher zu beleuchten und suchen den Diskurs.
Die unabhängige Expert:innenrunde:
Prof. Dr. Gerlind Weber, BOKU Wien, Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung
DI Burkhard Schelischansky, Vorsitzender Sektion Architekt:innen der Kammer der Ziviltechniker:innen
DI Klaus Richter, Vorsitzender Ausschuss für Raumordnung und Baukultur der Kammer der Ziviltechniker:innen
Dr. Mario Winkler, Leitung Kommunikation Österreichische Hagelversicherung
Josef Archan, Vertreter der Landwirte in der Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Kainachtal“
Sandra Krautwaschl, Landtags-Klubobfrau der Grünen
Lambert Schönleitner, Raumordnungssprecher der Grünen im Landtag
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Es geht um GESUNDEN BODEN.
Direkt damit verbunden sind unsere Ernährungssouveränität, der Klimawandel und die Zukunft unserer Kinder. Momentan zeigen uns die Klimakrise, die Biodiversitätskrise, die Energiekrise, die Covid-Pandemie und der Ukrainekrieg ganz deutlich, dass wir handeln müssen und längst nicht mehr autark sind. So wird zum Beispiel in Österreich jede 3. Kalorie importiert.
Die Expert:innen aus unterschiedlichsten Disziplinen waren sich im Grunde sehr einig und sind besorgt um unsere Zukunft, aber vorallem um das Erbe, das wir unseren nächsten Generationen hinterlassen.
Die Novellierung ist nicht ausreichend. Eigentlich bräuchte es ein moderneres Gesetz und nicht nur eine Adaptierung. Der "große Wurf" wird vermisst.
Die Steiermark ist bundesweit Spitzenreiter in der Versiegelung von Boden und hat zum Beispiel die höchste Einkaufszentrendichte, was nur durch gesetzliche Rahmenbedingungen eingedämmt werden könnte. Der Druck auf Bürgermeister:innen müsste durch überregionale Regelungen entschärft werden. Man müsste ihnen sozusagen gesetzlich den Rücken stärken.
Die Vertreter der Ziviltechniker:innenkammer haben kritisiert, dass sie in den Prozess nicht eingebunden und ihre Expertise nicht in Anspruch genommen wurde, wo sie doch die Professionisten vertreten, die tagein tagaus mit den Gesetzen arbeiten müssen.
Prof. Dr. Gerlind Weber gibt uns abschließend drei wichige Punkte mit auf den Weg:
- Österreich ist fertig gebaut.
- Das nachhaltigste Gebäude ist das nicht gebaute.
- Boden ist das neue Öl.
Sandra Krautwaschl nennt die Novellierung "Reförmchen" und glaubt an den Druck der Bevölkerung, der vieles bewirken kann.
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Unser Boden in Zahlen
Bodenversiegelung bedeutet, dass der Boden luft- und wasserdicht abgedeckt wird. Durch die Versiegelung kann Regenwasser nicht mehr versickern, der Gasaustausch des Bodens mit der Atmosphäre wird gehemmt und das Leben im Boden stirbt ab. Einmal versiegelter Boden ist für lange Zeit verloren, denn die Wiederbelebung verursacht hohe Kosten und es dauert viele Jahrzehnte, bis wieder Leben zurückkehrt und Humus aufgebaut wird. Betonieren wir im aktuellen Tempo weiter, gibt es in 200 Jahren keinen einzigen Acker mehr.
30.000.000 kg Getreide könnten österreichweit auf der Fläche, die wir jährlich verlieren, angebaut werden.
Ca. 5 Fußballfelder werden in der Steiermark täglich verbaut.
Bis zu 181 Tonnen Co2 können durch einen Hektar Grünfläche gebunden werden
100-200 Jahre dauert es, um 1cm Hummus neu zu bilden.
Bis zu 10 Grad kühler ist es unter Bäumen als auf zubetonierten Plätzen.
(https://stmk.gruene.at/bodenschutz/)