19/05/2022

Jubiläumsjahr „otl aicher 100"

Im Mai 2022 wäre Otl Aicher 100 Jahre alt geworden und die Olympischen Spiele 1972 München, für deren visuelles Erscheinungsbild er weltberühmt wurde, sind heuer 50 Jahre her.

Anlässlich zu Otl Aichers Geburtstag wurde das Jubiläumsjahr mit einer Veranstaltung und dem Launch der Onlineplattform otlaicher.de eröffnet. Auf dieser Webseite kann man über sein Leben und Schaffen lesen und sich über alle aktuellen Veranstaltungen und Ausstellungen informieren, sie wird bis Jahresende weiter wachsen und teilweise bislang noch „ungehobene Schätze“ aus dem HfG-Archiv Ulm ans Tageslicht holen.

19/05/2022

Otl Aicher im Atelier, 1953 ©: Florian Aicher HfG-Archiv Museum Ulm

Otl Aicher und Mitarbeiter, Olympische Spiele 1972 München, Entwurf 1970-71, ©: Florian Aicher HfG-Archiv - Museum Ulm

Am 13. Mai 2022 wäre Otl Aicher 100 Jahre alt geworden. Auf Initiative von Kai Gehrmann und Florian Aicher nahm das IDZ (Internationales Design Zentrum Berlin e.V.) dieses Datum zum Anlass, unter dem Titel „otl aicher 100“ das Leben und Werk dieses großen Gestalters zu erschließen. 

Otl Aicher (1922 – 1991) gilt als einer der prägenden deutschen Protagonisten des Designs im 20. Jahrhundert. International bekannt wurde er vor allem als Gestaltungsbeauftragter der Olympischen Spiele 1972 in München. Neben seinen gestalterischen Projekten hat er sich auch immer wieder tiefgründig mit gesellschaftlichen Themen auseinandergesetzt und den inhaltlichen Spagat zwischen Philosophie, Kommerz und Design aktiv gesucht – als Hochschulgründer, Grafiker, Typograf, Unternehmensberater, Bildhauer, Philosoph, Autor und eingreifend gestaltender Intellektueller. 

LAUNCH DER ONLINEPLATTFORM
otlaicher100.de

Mit otlaicher100.de wurde am Abend seines Geburtstages eine Onlineplattform live geschaltet, die über das Jahr des Geburtsjubiläums hinaus als erste Anlaufstelle für Interessierte dienen soll, die sich mit Otl Aicher befassen und von seinem Schaffen inspirieren lassen möchten. Sie startet mit mehreren, eigens verfassten Textbeiträgen – und vielen Bildern, darunter teilweise bislang noch „ungehobene Schätze“ aus dem HfG-Archiv Ulm, in dem sich auch Otl Aichers Nachlass befindet. Bis zum Jahresende wird die Webseite weiter wachsen, so dass sich ein Besuch immer wieder lohnen wird.

Momentan sind auf der Onlineplattform zum Beispiel von Gerrit Terstiege geführte Interviews zu lesen. Eine Auswahl:

Gerrit Terstiege
„Eine völlig verrückte Geschichte”
Gerrit Terstiege befragt Jürgen Werner Braun zu seiner Zusammenarbeit mit Otl Aicher

Gerrit Terstiege
„Die Rotis musste verwendet werden”
Im Gespräch: Design-Ikone Stefan Sagmeister über Schriften, Schönheit und das Vermächtnis von Otl Aicher

Gerrit Terstiege
„Der Plüsch-Waldi stimmte hinten und vorne nicht”
Wie ein Dackel die Welt eroberte: Die einstige Aicher-Mitarbeiterin Elena Schwaiger über Plüschtiere, Fälschungen und das echte Maskottchen der XX. Olympischen Spiele in München

VERANSTALTUNGSREIHE

Flankiert wird die Webseite im Jubiläumsjahr von einer Reihe von Veranstaltungen. Den Auftakt bildete am 13. Mai 2022 der Vortrags- und Diskussionsabend „es gibt keinen computer, der nach freiheit ruft“ in der Akademie der Künste. Anknüpfend an Otl Aichers Essay „kulturen des denkens“ ging es dabei in Vorträgen und Diskussionen um Ethik und die kulturellen Dimensionen der künstlichen Intelligenz.

Weitere Veranstaltungen in Kooperation mit der Akademie der Künste, dem Deutschen Werkbund Berlin und dem HfG-Archiv Ulm sind in Planung.

25. Juni 2022
„natürlich ist ein auto auch ein zeichen“
Retrospektive zu Otl Aicher: Kritik am Auto, München 1984
19 Uhr, Ulm HfG, Am Hochsträß 8, 89081 Ulm

26. August 2022
„wir haben brot, wir haben spiele“
Olympia als Politikum, Olympia als Utopie, Olympia als Big Business – zum 50. Jubiläum der Olympischen Sommerspiele München 1972
19 Uhr, Plenarsaal der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin

20. Oktober 2022
„hier gibt es nichts, das schatten spendet.“
Vier Männer und zwei Motorräder in der Wüste
19 Uhr, Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin

AUSSTELLUNGEN

Die Onlineplattform informiert über alle aktuellen Ausstellungen. Eine wird an dieser Stelle vorgestellt.

„Otl Aicher 100 Jahre 100 Plakate“
HfG-Archiv / Museum Ulm
bis zum 8. Januar 2023

„Otl Aicher 100 Jahre 100 Plakate“ ist der Titel einer Ausstellung, die in den Räumen des HfG-Archivs auf dem Ulmer Kuhberg gezeigt wird, sie läuft bereits seit Ende März. Dort befindet sich der Nachlass des Gestalters, den das Museum Ulm / HfG-Archiv pflegen und aufarbeiten, inzwischen ist er in einem Findbuch dokumentiert. Die Schau widmet sich einem zentralen Werkkomplex. Beginnend 1945 schuf Aicher autodidaktisch Plakate zunächst für eine Vortragsreihe von Theologen und Schriftstellern, die er inmitten des kriegszerstörten Ulm organisierte. Zu den reinen Textplakaten fügte er bald weitere gestalterische Elemente hinzu. Aus dieser Reihe entstanden Grundlagen der Ulmer Volkshochschule (vh), die von Inge Scholl geleitet, ein einzigartiges und anspruchsvolle Programm entwickelte, für das Aicher die Plakate schuf. Dafür nutzte er ein schmales Hochformat. Spezielle auf dieses Format abgestimmte, ebenfalls von ihm entworfene Stelen, kündeten in zunehmend moderner Bildsprache vom Programm der Volkshochschule. Aicher ging vom per Druck vervielfältigten Unikat über, zum seriell konzipierten Kommunikationsmittel. Neben frühen Beispielen werden etwa Plakate von Aichers wohl bedeutendstem Teamprojekt gezeigt, der ganzheitlichen Gestaltung der Olympischen Spiele 1972 in München. Ebenso sind seine Aushänge für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen, für politische Anlässe und für Unternehmen zu sehen. Sie belegen eindrücklich die Vielfältigkeit seines grafischen Schaffens und seiner thematischen Interessen. Während der Laufzeit der Ausstellung werden in speziellen Vitrinen im monatlichen Wechsel einzelne Aspekte in den Blick genommen, die den Fotografen, Architekten und Möbelgestalter Aicher erlebbar werden lassen.

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Redaktionsteam „otl aicher 100":
Florian Aicher, Thomas Edelmann, Prof. Dr. Chup Friemert, Kai Gehrmann (Künstlerischer Leiter), Jasmin Jouhar, Katharina Kurz, Prof. Dr. Dagmar Rinker, Gerrit Terstiege und Fabian Wurm (Chefredakteur)

Veranstaltungspartner:
Akademie der Künste, Berlin
Deutscher Werkbund Berlin e.V.
HfG-Archiv Ulm

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Karin Tschavgova-Wondra

Wer auf der Webpage zu Otl Aicher über die Überschriften hinweg in die Tiefe geht, kann entdecken, dass "unter den Namen jener 82 bekannten Personen, die Otl Aicher während eines Teils oder des gesamten Olympia-Projektes unterstützt haben", sich auch Heinz Wondra befindet. Er, der mit Domenig nach München ging, um im Auftrag von Behnisch den temporären Restaurant-Pavillon in der Schwimmhalle zu planen und zu realisieren, hat früher oft mit großer Emphatie von seiner Begegnung und Arbeit mit Otl Aicher erzählt, die sein weiteres Leben offensichtlich geprägt hat. Die Zeichentische im Büro Wondra waren dem Entwurf von Otl Aichers Tischen im Olympiabüro nachgebaut und werden als Schenkung an die TU Graz bis zum Herbst eine neue Heimat/ neue Funktion finden im Archiv, das die TU Graz zur Zeit zu den steirischen Architekten/Architektinnen aufbaut, die den internationalen Ruf der Grazer Architektur begründet haben. So schließen sich Kreise, die den Stellenwert der Grazer Architektur dieser Zeit mit Beginn der 1970er hoffentlich endlich nicht nur ins richtige Licht rücken, sondern in ihrer Bedeutung auch in der Architekturgeschichte (und der Steiermark) den ihr zustehenden Platz finden.

Do. 19/05/2022 23:54 Permalink
Karin Tschavgova

Antwort auf von Karin Tschavgova-Wondra

Ergänzung: dass die Arbeit der Architekten aus der Steiermark damals, ab 1970, nicht nur Beachtung fand, sondern auch geschätzt wurde, lässt sich auch aus dem Umstand ableiten, dass Heinz Wondra 1981 die technische Gesamtleitung der Ausrichtung des 11. Olympischen Kongresses in Baden-Baden übertragen wurde. Die graphische Gesamtgestaltung dieses Megakongresses lag in den Händen von Rolf Müller, der der zweite geniale Gestalter (mit Otl Aicher) der Olympischen Sommerspiele 1972 in München war, 1965 von diesem als 25-Jähriger ! ins Team geholt. Heinz Wondra hatte seit der Zusammenarbeit anlässlich der Olympischen Spiele in München immer wieder, eigentlich regelmäßig, mit Rolf Müller zusammengearbeitet, der "zu den wichtigsten, seit vielen Jahren führenden, international hochgeachteten Designerpersönlichkeiten in München gehörte"(siehe Wikipedia).
Nachdem ich selbst 1972 bei den Olympischen Spielen in München als frischgebackene Maturantin am Olympiagelände gearbeitet habe, wird hier auf GAT demnächst ein Artikel zum Thema "Steirische Architekten in München zu den Olympischen Spielen 1972" zu lesen sein. Karin Tschavgova

Fr. 20/05/2022 12:21 Permalink
Netzwerktreffen
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