Intendantin des steirischen herbst Ekaterina Degot spricht vom Autor und Akteur Emil Gruber als Freund und Verbündeten: „Sein idiosynkratisches Denken bleibt eine Inspiration für das Festival. Teile seines Archivs nun bei uns im Haus zu haben ist nicht nur schlüssig, sondern auch eine Ehre und ein Zeichen der Verbindung zur Grazer Szene."
Mit 2024 übernimmt die steirischer herbst Festival GmbH Teile aus Emil Grubers Nachlass und macht diese als „Emil-Gruber-Bibliothek“ im Archiv des steirischen herbst der Öffentlichkeit zugänglich. Die Auswahl entsprechender Bücher nahm man gemeinsam mit Grubers Witwe Gabriele Jarosch vor und sicherte damit, laut steirischem herbst, den Blick auf „Publikationen der Achtundsechziger, Bände zu diversen Themen wie Karikatur in Österreich oder der Ästhetik des Underground-Films, aber auch etliche Veröffentlichungen zu Sozialgeschichte, Politik oder Sexualität im Spiegel der Gesellschaft“.
Der frühe Tod des Kurators, Filmfreunds, Fotografen und Flaneurs Emil Gruber habe „eine Lücke in der Grazer Kulturszene, die nicht leicht zu füllen ist“ hinterlassen. Gruber sei ein akribischer Sammler von physischen sowie gedanklichen Fundstücken gewesen, „die sein Verständnis von Kultur widerspiegelten und anderen ein Schlaglicht auf Unentdecktes boten“. Unter den Büchern befänden sich „echte Raritäten und zahlreiche vergriffene Werke, die sowohl dem Festival als auch anderen neue Perspektiven eröffnen“, so der steirische herbst. Grund genug, für den Schutz der Sammlung durch einen Ankauf durch die Festivalleitung.
Die Beziehung zwischen Gruber und steirischem herbst war intensiv und langjährig. Man hatte erst kürzlich wieder einzelne Bestandteile der Sammlung im Rahmen des Festivals zugänglich gemacht. So wurden in der Ausstellung des steirischen herbst '22, Ein Krieg in der Ferne, wie auch beim Pop-up-Markt Papier marché im Jahr 2021 Teile von Grubers Sammlung gezeigt. Als „persönliches Prisma“ möchte das Festival die nun entstandene Bibliothek verstanden wissen, „das gleichsam ein Spektrum Grazer Stadtgeschichte im Lichte des Kulturschaffens auffächert“.
Emil Gruber hätte sicher auch zum Anlass des Übertrags seiner Bücher an den steirischen herbst einen an Spitzen reichen Satz parat gehabt und damit großes Vergnügen sowie einen angemessenen Kommentar vermittelt. Im Jahr 1959 im obersteirischen Leoben geboren, lebte und arbeitete Gruber bis zu seinem Tod 2021 in der Landeshauptstadt, die ihm Inspiration, Rückzugsort und Kratzbaum zugleich war. Tätig war er, nach einer Orientierungsphase im Versicherungsgeschäft (so nannte er es selbst bisweilen), als freier Journalist, umtriebiger Mitarbeiter von so diversen Institutionen und Initiativen wie dem Haus der Architektur oder der Intro-Graz-Spection. Und wer wäre nicht genauso gerne wie Gruber Teilhaber am Berliner Verlag Hirnkost (ehem. Verlag für Jugendkulturen)? Doch vor allem im Präsidium des Forum Stadtpark war er ein ruhiger Lenker in schwierigen Zeiten. Gruber war ein geschätzter Impulsgeber, Beiträger und Weggefährte. Nicht zu vergessen sei, so auch der steirische herbst, „für das Architekturportal gat.news verfasste er zudem kluge Artikel, die er durch seine mit hellem Geist und schelmischem Humor gewürzten Fotos bereicherte.“