Die ab 1962 errichtete Eishalle Graz-Liebenau ist einer Sanierung und Erweiterung zu unterziehen, weshalb die Stadt Graz, vertreten durch die Stadtbaudirektion, einen geladenen, einstufigen baukünstlerischen Realisierungswettbewerb im Unterschwellenbereich nach dem Grazer Modell unter 15 TeilnehmerInnen ausgelobt und zwischen 09.04. und 24.06.2015 durchgeführt hat.
Der Bunker, wie die Eishalle in den vergangenen Jahren genannt wurde, hat seine Funktion erfüllt. Ein Totalabbruch ist wegen des Denkmalschutzes nicht möglich, daher entschloss sich die Stadt Graz zu Sanierung und Zubau. Die rund 20 Millionen Euro Gesamtkosten teilen sich Stadt und Land Steiermark zu gleichen Teilen.
Gegenstand des Wettbewerbs waren konzentrierte Neubaumaßnahmen im Bereich der bisherigen Nord-Tribüne, die zur Gänze abgebrochen werden soll, sodass nur die großen A-förmigen Stützen stehen bleiben, welche das Hängedach tragen. Ebenso sollen die nachträglich an der Nord-Fassade errichteten Anbauten abgetragen und durch einen Neubau mit Tribüne, Presse-, VIP- und allgemeinen Zuschauer-Bereichen ersetzt werden.
Ziel der Baumaßnahmen ist, den ursprünglichen Charakter der bemerkenswerten, teilweise denkmalgeschützten Halle (Architektur: Ilgerl-Peneff-Walch) zu erhalten.
Die Jury unter dem Vorsitz von Arch. DI Gerhard Sailer, Arch. Büro Halle 1, Salzburg kam in ihrer Sitzung vom 24. Juni 2015 zu folgendem Ergebnis:
- 1. Platz: MA-Quadrat.AT - Mariacher & Partner ZT-KG, Graz
- 2. Platz: Rigler Architektur ZT-KG, Graz
- 3. Platz: GRAZT Architektur ZT-GmbH, Graz
- Anerkennung: Kampits & Gamerit ZT-GmbH, Graz
- Nachrücker: balloon_Wohofsky ZT-KG, Graz
Die weiteren TeilnehmerInnen waren
- eep architekten ZT-GmbH, Graz
- Arch. DI Hermann Eisenköck, Graz
- Hofrichter-Ritter Architekten ZT-GmbH, Graz
- Arch. DI Gerwin Kortschak, Leibnitz
- Nussmüller Architekten ZT-GmbH, Graz
- Arch. DI Stephan Piber, Graz
- Schulz-Architektur ZT-GmbH, Graz
- Arch. DI Strohecker ZT-GmbH, Graz
- Arch. DI Peter Zinganel, Graz
- Univ. Prof. Arch. DI Manfred Wolff-Plottegg (verspätet abgegeben / ausgeschieden)
Jurybeurteilung des 1. platzierten Projekts
Das Projekt besticht durch seine außerordentlich klare Analyse der Differenz, von der den Denkmalschutz begründenden Ursprungssituation und den neuen, in die Zukunft gerichteten Anforderungen. Aus dieser Analyse werden Potenziale entwickelt, die das Projekt in voller Tragweite auszuloten vermag.
Dies beginnt mit der Akzeptanz der Tatsache, dass die ehemals dramatisch auf den signifikanten A-Stützen freigestellte Nordfront weder rekonstruiert noch durch gestalterische Maßnahmen als teilexistent suggeriert werden kann. Stattdessen fiel die Entscheidung, die prominenten A-Stützen vollkommen zu „inhalieren“ und dem Innenraum zuzuordnen.
Das Gebäude selbst wird folgerichtig als eleganter Verschluss der Halle gedacht, der seine Physiognomie aus der Geometrie des zweiachsig gekrümmten Hallendaches ableitet. Dabei wird, der Logik des Daches folgend, dessen Krümmung nicht bloß weitergeführt, sondern eine Gegenkrümmung gegründet, die dem Zubau einen höchst eleganten „Schliff“ verleiht.
Zum Bestand hin entsteht eine umlaufende, klar definierte Fuge, die Tages- und/oder Kunstlicht nach innen bringen kann.
Die inneren Beine der A- Stützen werden vollkommen freigestellt. In einer parallelliegenden Ebene ist eine durchgehend dahinterliegende Glasfront angeordnet. Diese ist in der Lage, ein adäquates und kräftiges Gegenüber zur Haupttribüne zu bilden. Der Härte und Modernität des Eishockeysports wird dadurch Ausdruck verliehen. Hinter dieser Glaswand sind die äußeren Beine der Stützen voll spürbar und in die Publikumsbereiche prominent integriert.
Die Anlage ist dreigeschoßig und erfüllt die Erwartungen der Betreiber optimal. Die Situierung der Tribünen auf zwei Ebenen ist klug gewählt, die Sichtlinien zur Eisfläche sind nachgewiesen. Insgesamt ist das Projekt ein schönes Beispiel, wie die Schutzwürdigkeit eines Baudenkmals trotz neuer Nutzungsanforderungen auf eine neue Ebene gehoben und genau dadurch kompromisslos erhalten werden kann.
Barrierefreies Bauen:
Positiv werden die entkoppelte Erschließung der barrierefreien Rollstuhlplätze sowie die Verteilung und Erreichbarkeit der barrierefreien WC’s gesehen. Die Sichtbeziehungen der Rollstuhlplätze in der Randzone (bei der Verschneidung) sind zu überprüfen und zu gewährleisten.
Empfehlungen der Jury
Das Preisgericht empfiehlt dem Auftraggeber das erstgereihte Projekt zur Realisierung unter Berücksichtigung folgender Empfehlungen:
_ Im Hinblick auf die allgemeine Budgetlage ist bei der Umsetzung des Projektes auf wirtschaftliche Optimierungsmöglichkeiten Bedacht zu nehmen.
_ Die Fuge zwischen Alt und Neu im parallelen Verlauf zwischen umlaufendem Saum des Bestandes und neuer Schale soll transparent verglast ausgeführt werden.
_ Der Bauherr wünscht eine offene Sichtverbindung aus der Cafeteria auch zum Publikumseislauf im Norden.
_ Die Staplerbefahrbarkeit im Westen ist ohne ausziehbare Tribünenkonstruktion sicherzustellen.
Im Anschluss an das Wettbewerbsverfahren wird vorbehaltlich der entsprechenden Beschlussfassungen der zuständigen Organe ein Verhandlungsverfahren gemäss BVergG 2006 i.d.g.F. mit dem Gewinner des Wettbewerbes betreffend der Beauftragung für die Planungsleistungen Architektur (LPH 2 - 7, evtl. auch Generalplanerleistungen) durchgeführt.
Stellungnahmen zu den anderen Projekten
siehe Download rechts.
Auftraggeberin
und Betreiberin
Stadion Graz Liebenau Vermögensverwertungs-und Verwaltungsges mbH (SBG),
Messeturm, Messeplatz 1, 8010 Graz
Grundeigentümerin
Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH - GBG,
C v Hötzendorfstrasse 94, 8041 Graz
Ausstellung
Die Ausstellung aller Wettbewerbsarbeiten findet vom 29. Juli bis einschließlich 11. August 2015 im Bauamtsgebäude, Europaplatz 20, Foyer 5. OG, 8020 Graz statt.
Öffnungszeiten: Mo - Fr, 8:00 bis 16:00 Uhr