Die Kleine Zeitung titelt heute Weil Wohnen Frauensache ist und bringt rechtzeitig zum 105. internationalen Frauentag die Fakten zum weiblichen Wohntraum. Es fällt frau auf, dass ein Herr aus der Immobilienbranche so viel über die Wohnwünsche von Frauen weiß. Unter anderem wird die Statistik bemüht. So erfährt man/frau: "... Denn obwohl die überwiegende Mehrheit an Frauen von einem Haus träumt, leben die meisten, nämlich beinahe zwei Drittel, in einer Wohnung. Bei den Männern ist es hingegen nur knapp die Hälfte (49 Prozent)."
Könnte vielleicht damit zu tun haben, dass Frauen noch immer wesentlich weniger verdienen?
Und weiter geht es im Bericht – durchaus auf das Klischeehafte hinweisend:
"Besonders spannend wird es, wenn männliche Immobiliensuchende angeben, wie Frauen gerne wohnen würden: On Top der vermeintlichen Wunschliste steht eine große, moderne Küche sowie ein begehbarer Kleiderschrank. Danach, so die Aussagen der Männer, folgen ausreichend Stauraum und ein Garten, ein Balkon oder eine Terrasse auf dem weiblichen Wohn-Programm." (...) "Und was suchen Frauen tatsächlich? 'Laut Umfrage und den Suchanfragen auf unserem Portal bevorzugen Frauen Immobilien, die mit einem Balkon oder Terrasse ausgestattet sind, eine ansprechende Infrastruktur in der Umgebung bietet sowie sich in der Nähe zum Grünen befindet. Der Wunsch nach einer modernen Küche als Entscheidungskriterium kommt sehr selten vor', meint der Immobilien-Experte lächelnd"
Schön, dass Männer Experten sind im Interpretieren weiblicher Wohnwünsche oder Wohnvorstellungen. Das erklärt wahrscheinlich auch, dass die entsprechenden Branchen, die diese von Männer festgestellten weiblichen Wohnträume umsetzten, dann auch hauptsächlich männlich besetzt sind.
Wenn dann noch Frauenbilder zur Vermarktung von Anlegerwohnungen herhalten müssen um irgendwelche Bilder in den Köpfen der zukünftigen MieterInnen entstehen zu lassen, dann wird es echt peinlich und unterstreicht leider die Tatsache, dass Frauen noch immer für Werbung missbraucht werden.
In Graz am Eggenbergergürtel wirbt ein Riesenplakat in dieser Art für ein Anlegerwohnprojekt. Einer fiktiven Figur Anna Luisa legen Männer klischeehafte Werbesprüche in den Mund. Frau fragt sich, warum die ProjektentwicklerInnen nicht eine männliche Figur dafür kreieren?
Kleine Kostprobe gefällig?
AN-NA zuhause im Leben: Hi, ich bin Anna Luisa. Ich freue mich, Sie kennenzulernen und Ihnen etwas über mich und meine Geschichte erzählen zu dürfen.
Abstammung: Meine älteste Vorfahrin heißt Anna Maria Luisa de Medici, sie entstammt dem bedeutenden, italienischen Geschlecht der Medici, welche zu ihrer Zeit als Banker und Mäzene regelrechte Wohltäter waren. Meine jüngste Vorfahrin und vor allem Namensgeberin ist die Annenstraße. Sie verbindet die Grazer Innenstadt mit dem Westen der Stadt. Bildhaft gesehen, können Sie auf ihr in den Sonnenuntergang reiten.
Während an meiner endgültigen Außenfassade noch gearbeitet wird, trage ich dieses schöne Kleid!
usw, usw.
Gehts noch?
Bescheidener Frauentraum: Endlich ein Zimmer für mich allein!
Alle verfügbaren Zimmer sind von Kindern besetzt. Ich schlaf seit Jahren im Wohnzimmer. Mein bescheidener Traum vom Wohnen ist also : Endlich ein Zimmer für mich allein - und wenn es noch so klein wäre. Größere Wohnung? Für mich als Alleinerzieherin- und -erhalterin mit drei Kindern nicht leistbar. So schaut´s aus!