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Lech am Arlberg

Die Werte der Wenigen. Eliten und Demokratie

Über Eliten wird wieder gesprochen. Spitzenpolitiker, Top-Manager, Meinungsführer und prominente Intellektuelle sehen sich einer scharfen Kritik ausgesetzt, die nicht wie in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von links, sondern von Rechtspopulisten und Neokonservativen vorgetragen wird. Die Eliten, so heißt es, agierten selbstgerecht und abgehoben, sie hätten den Kontakt zu den Sorgen und Nöten der Menschen verloren, sie trügen bei zur Spaltung der Gesellschaft. Gleichzeitig mehren sich die Stimmen, die das Konzept der Elite verteidigen. Eliten garantierten den technischen, wissenschaftlichen, ökonomischen und moralischen Fortschritt, sie stellten ein Bollwerk gegen die populistische Versuchung und die Aushöhlung der Demokratie dar.
Wer aber sind diese Eliten? Handelt es sich wirklich um eine Auslese der Besten? Wie bilden sich Eliten und wer gehört dazu? Wie leben sie? Wie denken sie? An welchen Werten orientieren sie sich? Und inwiefern stellen diese Werte ein Distinktionsmerkmal dar, das die Wenigen von den Vielen unterscheiden soll? Widerspricht die Vorstellung politischer, kultureller oder sozialer Eliten nicht überhaupt dem Konzept der Demokratie, das ja der Idee der Gleichheit, der sozialen Mobilität und dem Prinzip der Machtteilung und des Machtwechsels verpflichtet sein sollte?
Das Verhältnis von Eliten und Demokratie ist zentral für die Entwicklung und die Perspektiven einer modernen Gesellschaft. Wie dieses Verhältnis gestaltet wird, in welcher Form es gelebt und kritisiert wird, entscheidet auch über die Möglichkeit eines gedeihlichen Zusammenlebens von Menschen mit unterschiedlichen politischen Vorstellungen und Lebenserfahrungen. Über diese brennenden Fragen werden beim 23. Philosophicum Lech Philosophen, Soziologen und Kulturwissenschaftler vortragen und mit dem Publikum diskutieren. (Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann, 
Wissenschaftlicher Leiter Philosophicum Lech)

Lech und die Neue Kirche als Veranstaltungsort
Zwischen 1444 und 1717 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, beherbergt Lech-Zürs rund 1500 Einwohner, die heute zum großen Teil im Tourismus beschäftigt sind. Die ersten menschlichen Aktivitäten am Tannberg lassen sich durch Brandrodungen und Flächenbeweidungen in der mittleren Bronzezeit nachweisen. Ab der Eisenzeit wurde durchgehend Ackerbau betrieben. Die um 1300 zugewanderten Walser fanden somit eine bereits besiedelte Gegend vor. Lange Zeit war die Viehwirtschaft bedeutendster Wirtschaftszweig, was sich erst im 20. Jahrhundert mit dem aufstrebenden Fremdenverkehr änderte.
Das Philosophicum geht auf eine Initiative Michael Köhlmeiers zurück, dem eine geisteswissenschaftliche Tagung mit jährlich wechselndem Thema in Lechs Bergwelt vorschwebte. Zur Umsetzung kam Köhlmeiers Idee im Jahre 1997. Als erster Veranstaltungsort fungierte der runde Saal des Hotels Die Krone von Lech, wo sich über 100 Philosophie-Interessierte einfanden. Fortan erfreute sich das Symposium unter der wissenschaftlichen Leitung von Konrad Paul Liessmann laufend steigender Zuschauerzahlen, weswegen es aufgrund von Platzmangel bereits 1999 ins Fux-Restaurant+Bar+Kultur übersiedelte. Auch dort stieß man bald an Kapazitätsgrenzen, womit ab 2003 das Philosophiucm zwei Mal in der Lecher Postgarage abgehalten wurde, ehe es seinen Bestimmungsort in Lechs neuer Kirche fand.

Programm siehe Link

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