Anfang November 2012 wuchs das Archiv der TU Graz wieder bedeutend an. Durch das freundliche Entgegenkommen des Universalerben nach dem 2011 verstorbenen Architekten DI Peter Hellweger gelang es, dessen Werknachlass für unsere Institution zu sichern. Rund 60 Kartons mit Plänen, Skizzen, Entwürfen, Fotos und Diapositiven, Büchern, privater Korrespondenz und architekturtheoretischen Abhandlungen aus der Feder Peter Hellwegers werden nun in den kommenden Monaten gesichtet, geordnet, erschlossen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Geplant sind in weiterer Folge für die nächsten zwei Jahre eine Diplomarbeit, eine Ausstellung und eine Publikation zum Gesamtwerk Hellwegers.
Bereits jetzt lässt sich abschätzen, dass die vom Archiv übernommenen Materialien eine überaus gute Gesamtschau des an tragischen Momenten nicht armen Lebens Hellwegers und seines Schaffens zulassen. Sein Münchener Hausprojekt, seine Arbeit am Kraftwerk Unzmarkt/Frauenburg, die Gestaltung des Ortszentrums von Kaindorf an der Sulm oder die Gestaltung von Bühne und Gastrokomponenten für die Grazer Veranstaltungsreihe Classics in the City zum Beispiel sind bestens dokumentiert.
Steirische Architektur, insbesondere die Architektur der Grazer Schule nimmt im Archiv der TU Graz einen bedeutenden Raum ein. Dieses Archiv besteht seit dem Jahr 1996 und wird als öffentlich-rechtliche Institution geführt. Das bedeutet, dass die im Archiv aufbewahrten Bestände im Rahmen der existierenden Archivgesetze von jedermann eingesehen und zu Forschungszwecken genutzt werden können. Von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr ist es gegen vorherige Vereinbarung möglich zu stöbern und zu forschen, in Ausnahmefällen und zeitlich eingeschränkt auch nachmittags.
Das Archiv der TU Graz hat die Aufgabe, neben Materialien, die sich aus der Verwaltung und der Lehre an der Universität ergeben, auch Archivalien, Vor- und Nachlässe ehemaliger Lehrender und Studierender zu sichern, zu erschließen und zugänglich zu machen. In diesem Zusammenhang ergab sich schon vor mehreren Jahren ein Schwerpunkt im Bereich der steirischen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, ausgehend von den Lehrenden Friedrich Zotter, Karl Raimund Lorenz, Ferdinand Schuster und Hubert Hoffmann. Deren Nachlässe sind, teils mit reichem Bild- und Planmaterial versehen, gut erschlossen bereits für die Forschung verfügbar. Der Nachlass Dietrich Ecker zur steirischen Architekturgeschichte, Teile des Nachlasses nach Herbert Eichholzer und das Diaarchiv Dreibholz sind weitere wichtige Eckpfeiler unseres reichen, umfangreichen und spannenden Bestandes und werden derzeit gerade erschlossen. In diesen Zusammenhang passt nun auch der Werknachlass Peter Hellwegers, der von 1982 bis 1991 als Assistent von Günther Domenig am Institut für Gebäudelehre der TU Graz wirkte.
Mit der Neuübernahme der Archivleitung durch den Historiker Bernhard Reismann im Mai 2012 wurde die Sammeltätigkeit im Bereich der Architektur und Architekturgeschichte verstärkt. Der Bestand an Diapositiven zu diesem Thema wuchs inzwischen auf rund 100.000 Stück an. Dieser betrifft zu einem guten Teil auch das steirische Architekturschaffen der letzten Jahrzehnte. In Österreich einzigartige, frühe Architekturfotos aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, darunter Originale ab dem Jahr 1872 – zum Beispiel vom Bau des Wiener Ronacher - werden derzeit gerade geordnet und erschlossen.
Inzwischen wurde auch der Werknachlass nach der Brucker Architektin DI Herta Rottleuthner-Frauneder ins Archiv geholt, der ersten Architektin, die in Graz ihr Studium abschloss. Dieser Bestand umfasst rund 2.600 Pläne und mehr als 600 Foto-Digitalisate (Freibäder Niklasdorf, Bruck an der Mur, Hartberg, Güssing, Hallenbad Eggenberg, Inneneinrichtung Raiffeisen-Zentralbank Graz 1948, Privater Wohnbau, Sozialer Wohnbau, Projekte und Wettbewerbe…).
2013 steht die Übernahme von Unterlagen und Archivalien zum Wirken Günther Domenigs am Institut für Gebäudelehre der TU Graz in Aussicht.
Für die kommenden Jahre ist geplant, die Vor- und Nachlässe möglichst vieler Steirischer Architekten in das Archiv zu bringen, um dieses in der Folge zum wichtigsten österreichischen Dokumentations- und Forschungszentrum für die Werke und Protagonisten der Grazer Schule der Architektur zu machen. Damit soll auch dem international in jüngster Zeit verstärkt auftretendem Interesse an dieser Architekturschule Rechnung getragen werden. Regelmäßige Ausstellungen und Publikationen sollen folgen.
Erste positive Kontakte zum CIAM-Archiv der ETH Zürich und zum Archiv des AzW - Architekturzentrum Wien hinsichtlich einer künftigen Zusammenarbeit wurden während der vergangenen Wochen und Monate ebenso bereits hergestellt.
Wir sind jederzeit sehr gerne bereit, entsprechende Materialien, Unterlagen und Archivalien zu übernehmen und beraten Sie in allen Belangen der Übernahme!