06/05/2024

Wie ist es um die Erde bestellt? Dieser Frage kann man sich anhand von Beobachtungen und Daten über weltweite Wälder gut annähern, und die Antworten machen betroffen. Zur Klimabiennale gehört der Themenkomplex Wald als wichtiger Teil des Ökosystems. In der Ausstellung „Into the Woods“ wird bis Mitte Juli eine Vielzahl von Perspektiven internationaler KünstlerInnen zum Thema Wald zugänglich.

06/05/2024

Festivalareal Nordwestbahnhof, ©Foto Joanna Pianka

Songs for the Changing Seasons: Vogelhäuschen von Studio Ossidiana, ©Foto Joanna Pianka

Songs for the Changing Seasons: Altar mit Figuren aus Brotteig von Natalia Montoya, ©Foto Joanna Pianka

Ausstellungsansicht Changing Seasons, Festivalareal Nordwestbahnhof mit Beeten, ©Foto Joanna Pianka

Forest, frst, t like teamwork, Fast Furniture, ©Susanne Kriemann im Kunst Haus Wien, ©Foto Rudolf Strobl

Hyper Rhizom, ©Diana Scherers im Kunst Haus Wien, ©Foto Rudolf Strobl

Der Wald ist ein Sehnsuchtsort, an dem sich wunderbar Energie tanken und an dem sich zugleich so vieles ablesen lässt. Nicht nur wird unendlich viel alter Wald durch Rodungen zerstört, auch die Klimakrise spiegelt sich im Zustand dieses fragilen Ökosystems wider. Die zahlreichen Nutzungsarten, vor allem für Holz- und Papierproduktion, deuten bereits an, was am Umgang mit dem Wald problematisch ist: die Vorstellung uneingeschränkter Verfügbarkeit. Auch bezüglich Architektur schaut die Bilanz nicht rosig aus. Das vermeintlich so umweltfreundliche Material Holz wird viel zu verschwenderisch eingesetzt, abgesehen davon wachsen die Wälder nicht so schnell nach, wie sie abgeholzt werden. In diesem Bereich gibt es viel Greenwashing.

Kunst macht Wissen fühlbar

Viele der Kunstwerke implizieren, dass ein Verhaltenswandel überlebensnotwendig ist. In den Präsentationen lässt sich ablesen, dass Menschen sich der Verbindung zur Umwelt klarer bewusst werden müssen, denn sie sind von ihr abhängig. Das rückt die anthropozentrische Machtposition, in der Natur immer nur als zur Verfügung stehender Rohstoff betrachtet wird, zurecht. Ohne Sauerstoff kein Leben, um es verkürzt zu formulieren. Und der Sauerstoff kommt nun mal von den Pflanzen.

Es ist nicht so, dass die Faktenlage vollkommen unbekannt wäre – weder die massenhaften Abholzungen im Amazonasgebiet, noch die verheerenden Vorgänge im Hambacher Forst, wo zugunsten einer umweltschädlichen Industrie zahllose alte Bäume geopfert wurden, sind Neuigkeiten. Aktiv werden Menschen aber meist nur, wenn die Botschaft sie emotional erreicht – und das gelingt häufig durch Kunst und Literatur eher als durch wissenschafltiche Beschreibungen. Die Botschaft muss Gefühle vermitteln, um anzukommen, und in der Ausstellung “Into The Woods” gelingt das gut. Hier folgt ein unvollständiges Streiflicht auf die Vielfalt der Präsentationen.

Kunst Haus Wien

Tief eintauchen in den Atem des Waldes läßt sich im Projekt Atmospheric Forest. Die Künstler*innen Rasa Šmite & Raitis Šmits aus Riga visualisieren die komplexen Verbindungen zwischen Wald, Klimawandel  und Atmosphäre. In der groß angelegten VR Installation stellen sie die Bäume als lebende Protagonisten dar, die atmen und organische Stoffe abgeben – was wir als speziellen Waldduft wahrnehmen. Sie verbinden dafür Scans und Datensätze zu Temperatur, Humidität und Emissionen des Pfynwaldes. Übersetzt in unzählige Punkte werden die biochemisch messbaren Stoffwechselprozesse vermittelt, und als Besucher*in bewegt man sich wie schwebend durch einen Wechsel von erkennbaren Bäumen und abstrakt geometrischen Lichtpunkten.

Mit den Auswirkungen von Fast Furniture bechäftigt sich Susanne Kriemann in ihrer Arbeit Forest, frst, t like teamwork, in der sie sich auf Basis eines Fotoarchivs des rumänischen Kunsthistorikers Mihai Oroveanu künstlerisch mit der Entwaldung der Karpaten auseinandersetzt. Reste früherer Billigmöbel integriert sie in ihre Installationen und hinterfragt die hohe Nachfrage nach Rohholz in der Möbelindustrie.

Von einer anderen Seite nähern sich die Installationen Interwoven und Hyper Rhizome Diana Scherers. Die Künstlerin arbeitet mit dem Sichtbarmachen von Wurzelsystemen. Upside down liegt ein Stück Gras mit ein wenig Erdreich und Wurzeln in der Ausstellung, und mit wachsendem Vertrocknungsgrad bilden sich textil anmutende Gitterstrukturen der Wurzeln heraus.

Belvedere 21

Gesellschaftliche Verhältnisse sind gemacht und daher veränderbar. Eine Videodokumentation von Oliver Resssler im Kunst Haus zeigt die Besetzung des Hambacher Forsts auch aus der Perspektive der Agierenden. Die Versuche, anders miteinander zu leben, aber auch deren Bedrohungen lassen sich klar nachvollziehen. Neue Handlungsoptionen ergeben sich aus Widerstandsformen. Bis Anfang Juni läuft zudem im Belvedere 21 eine Werkschau, Dogs Bite Back, in der Artensterben und Klimagerechtigkeitsbewegungen im Zentrum stehen.

Soil Fiction präsentiert ebenfalls im Belvedere 21 Angelika Loderers Auseinandersetzung mit dem “Common Ground”. Im Dialog mit nichtmenschlichen Lebewesen zeigt sie von Tieren generierte Höhlen und Gänge als Gussformen, außerdem Bronze-Abgüsse von überfahrenen Tieren, dem so ganannten “Roadkill”. Diese Tiere wurden quasi auf ihrem Heimweg getötet, weil ihr Habitat immer mehr eingeengt und gefährdet sird. Die Idee des “Common Ground” als Lebensort für viele wird hier neu beleuchtet.

Zahlreiche Angebote

Die Klimabiennale lädt an verschiedenen Orten zu zahlreichen Veranstaltungen ein, etwa zu Prater-Spaziergängen, Wald-Exkursionen, Artist Talks, Kinder Workshops, Future Talks und Dialogführungen mit Künstler*innen. Viele Veranstaltungen finden im Festivalareal Nordwestbahnhof statt, gestaltet von StudioVlayStreeruwitz, Landschaftsarchitektin Isolde Rajek und Klima Commons. Hier gibt es ebenfalls Talks und Lectures. Die Ausstellung Songs for the Changing Seasons zeigt bis Juli Werke internationaler Künstler*innen, u.a. Lin May Saeed, Thao Nguyen Phan, Eva Fàbregas, Natalia Montoya und Laure Prouvost, die sich mit den poetischen Möglichkeiten, Realität zu vermitteln, auseinandersetzen. Utopische und dystopische Möglichkeiten der Transformation sowie Tier- und Pflanzenprotagonist*innen stehen hier zur Reflexion. 

KH Boiger

In Österreich wächst, trotz Holzbau, Papierindustrie und Forstwirtschaft, viel mehr Wald nach, als herausgeschlagen wird! Österreich und vor allem auch die Steiermark ist da seit vielen Jahrzehnten wenn nicht sogar noch länger Vorreiter in der nachhaltigen Forstwirtschaft.

Do. 09/05/2024 9:02 Permalink
Tschavgova

Bis zuletzt halte ich durch bei diesem wenig anregenden, wenig einladenden Ausstellungsbericht, um zu erfahren, wo die Ausstellung “Into The Woods” stattfindet. Am Areal des Nordwestbahnhofs? Im Kunst Haus Wien? Sonst irgendwo an den angeblich zahlreichen verschiedenen Orten in Wien, an denen die Klimabiennale stattfindet? Keine Ahnung. Was müsste ein Bericht enthalten?

Mo. 06/05/2024 23:18 Permalink
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