Kontexte, für das A/B/C Handbuch (Manifesto! "Aufforderung zum Handeln"!), welches bisher nur auf Englisch erschienen ist, sind Geschlechtergleichheit, Diversität und Inklusion in der Architektur. In vielen der bisher bestehenden Absichtserklärungen sind gut gemeinte Richtlinien und Verhaltensregeln in der Arbeitswelt enthalten. In dem bisherigen Sammelsurium von Stellungnahmen, Beschlüssen und Absichtserklärungen, sieht der Arbeitsalltag in der Architekturbranche aber oft ganz anders aus. Das A/B/C Handbuch sticht als praxisorientierter Handlungsleitfaden hervor! Es soll Architek:innen europaweit an gute und faire Verhaltensregeln erinnern.
Architek:innen sind dazu aufgerufen, sich einfache Fragen zu stellen! Wie arbeiten Architekturbüros in Bezug auf Gleichbehandlung und Vielfalt? Wie können Geringverdiener:innen, speziell Frauen, unterstützt werden? Was ist zu tun, wenn festgestellt wird, dass Männer höhere Löhne und mehr Boni als ihre Kolleginnen erhalten?
Gleiches gilt für die Universitäten: Wie können die Fakultäten vielfältiger (im Sinne von divers) gestaltet und dadurch auch wettbewerbsfähiger werden?
Es sind "kleine" Dinge, die große Veränderungen bewirken. Jetzt, da der A/B/C-Leitfaden für Gleichstellung und Diversität in Bezug auf die Architekturpraxis veröffentlicht ist, könnte man sofort mit der Umsetzung beginnen. Auch hier gibt der Leitfaden konkretere Hilfestellung:
Im Abschnitt „Aktionen“ werden die wichtigsten Maßnahmen aufgeführt, unabhängig von der Größe der betreffenden Organisation. Im Abschnitt „Vorteile“ wird nachvollziehbar, dass es sich wirklich lohnt, Maßnahmen für Geschlechtergleichheit, Diversität und Inklusion zu ergreifen. Auch Menschen bzw. Architek:innen, die keine Aktivist:innen sind, können sich inspirieren lassen von vorbildlichen Büros und Vereinen, die sich bereits zu einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis bekennen und Diversitäts- und Inklusionsmaßnahmen umsetzen. Erfahrungsberichte zeigen, wie eine diverse und vielfältige Kultur ein „Büro“ (office) verändern kann.
Die Gleichstellung der Geschlechter ist eines der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs): Der A/B/C-Leitfaden soll helfen, aktuelle und zukünftige Generationen von Architekt:innen bezüglich ihres solidarischen Verhaltens bewusster handeln zu lassen.
Ursula Faix, Innsbrucker Architektin und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Frauen in der Architektur des ACE, hebt deshalb auf den letzten Seiten auch alle diejenigen hervor, die zum Handbuch beigetragen haben. Zudem ist Feedback zum Leitfaden erwünscht. Ermöglicht wurde das Handbuch und weitere Aktionen durch „Creative Europe“, ein Programm der Europäischen Kommission, in dem Kultur in einem größeren Kontext gesehen wird.