17/06/2024

Unter dem Titel „Die Architekturstiftung liest / warnt / empfiehlt“ schreiben Menschen aus dem Umfeld der Architekturstiftung Österreich in einer (nicht ganz) neuen Serie über alltägliche Beobachtungen und Begebenheiten. Wer das Architektur und Bauforum in der Vergangenheit aufmerksam gelesen hat, erinnert sich an die Vorgängerserie: Die Rubrik erschien in jeder Ausgabe und wurde von der Architekturstiftung und ihren Stiftern betreut. „In knapper Form wird auf aktuelle Phänomene hingewiesen: Wichtiges empfohlen, vor Falschem gewarnt oder Lesetipps gegeben.“

Ab Juni 2024 erscheinen neue kritische, anerkennende wie vermittelnde Beiträge mit Bildmaterial auf GAT.news online. 

17/06/2024

“Stadtmöblierung” Karlsplatz, Wien, 2024

©: Christian Kühn

Otto Wagner wird die Äußerung zugeschrieben, der Karlsplatz sei kein Platz, sondern eine Gegend. Die Erweiterung des Wien-Museums wäre eine Gelegenheit gewesen, an diesem Umstand etwas Substanzielles zu ändern. Mit der Entscheidung, die Erweiterung als Aufstockung des Bestands und nicht als städtebauliches Projekt zu realisieren, hat man diese Gelegenheit für die nächsten hundert Jahre vertan. In diesem Umfeld treibt auch die Stadtmöblierung seltsame Blüten. Die elliptischen Pflanzflächen im leicht abschüssigen Gelände sind nicht einfach zu be-spielen. In der Sitzfibel, die der Stadt Wien seit 2021 als Richtschnur für Stadtmöblierung dient, hätten sich Beispiele gefunden, mit solchen Situationen umzugehen. Aber vor der Kulisse der Karlskirche musste es offenbar etwas „Besonderes“ sein. Der verantwortliche Freiraumplaner Karl Grimm entschied sich für ein Produkt aus dicht geschlichteten, an den Enden abgerundeten Holzblöcken, die auf einer Stahlunterkonstruktion montiert sind. Dass man auf diesem Querschnitt nicht länger als fünf Minuten sitzen kann, mag Absicht sein, um Touristen auf Trab zu halten. In Kombination mit den abgestuften Bruchsteinmauern aus den 1970er-Jahren und den wie angespült wirkenden Mülleimern und Lichtmasten in der Umgebung wirkt das Ganze etwas rustikal. Ein so wichtiger Ort hätte eine weniger dilettantische Behandlung verdient. 

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16. + 17.11.2023
 
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