Ernst Plojhar, Entwurf für den 14. Parteitag der KPÖ im Musikverein, Wien, AT, 1948. © Architekturzentrum Wien, Sammlung
Beiträge zur Demokratisierung Österreichs nach 1945
Nach der Befreiung Österreichs im Frühjahr 1945 und der Besetzung durch die vier Siegermächte Großbritannien, Frankreich, USA und Sowjetunion wurde Wien zu einem zentralen Schauplatz des Kalten Krieges. Der Wettstreit der Systeme wurde auch auf dem Feld der Architektur ausgetragen. Die Ausstellung Kalter Krieg und Architektur zeigt das Baugeschehen im Nachkriegs-Österreich sowie dessen AkteurInnen und Debatten erstmals im Kontext des globalen Ost-West-Konflikts.
Während der zehnjährigen Besatzungszeit fand in Österreich der Übergang von einem autoritären Herrschaftssystem zu einer demokratischen Konsumgesellschaft statt. Jede der vier Siegermächte etablierte ein umfangreiches Kulturprogramm. Architekturausstellungen wurden zu wichtigen Instrumenten eines „Erziehungsprogramms“ für eine neue Gesellschaftsordnung. Die Kulturpolitik der Briten, Amerikaner, Franzosen und Sowjets avancierte zum Katalysator für ihre jeweilige weltanschauliche Gesinnung. Ihre kulturellen Lenkungsmaßnahmen richteten sich an unterschiedliche Zielgruppen, von der Fachöffentlichkeit bis zur breiten Bevölkerung. Dabei stießen sie auf lokale Traditionen, Interessen und Netzwerke, welche den Kulturtransfer und die Konflikte des Kalten Krieges für ihr eigenes professionelles Fortkommen nutzten.
In vier Zonen geht die Ausstellung der kulturellen Selbstdarstellung der Alliierten nach, ergänzt durch die Betrachtung zweier transnationaler Netzwerke der Moderne, der CIAM-Austria und des Österreichischen Colleges (heute Forum Alpbach). Der Kalte Krieg endete nicht mit dem Abzug der Alliierten 1955. In einem Ausblick auf die Begleiterscheinungen der zunehmend aktiveren österreichischen Außenpolitik werden die Architekturexporte in Richtung Südostasien und Naher Osten beleuchtet.
Die Ausstellung Kalter Krieg und Architektur verändert den Blick auf die globale und die österreichische Architekturgeschichte. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Einbeziehung von bisher nicht erschlossenen Primär- und Sekundärquellen, viele aus der Sammlung des Architekturzentrum Wien. In der transnationalen Zusammenschau ergeben sie ein Sittenbild der Nachkriegsmoderne.