Stimmungsbild Gumpendorf
Die Gumpendorfer Straße erstreckt sich auf etwa 2,4 km, beginnend am Getreidemarkt in der Innenstadt und endet am Gürtel und der U-Bahn Linie U6. Das momentane Straßenbild fällt unter die Kategorie „50 Shades of Grey“, mit kleinen Highlights und mit Zierornamenten versehenen historischen Fassaden, das Haus des Meeres, Apollo Kino, sowie kleine Plätze, die im Umgestaltungskonzept des Planungsbüros Carla Lo „Perlen“ genannt werden. Die einzige Buslinie, 57A, verkehrt in beide Richtungen, beide Straßenseiten werden fast durchgehend als Parkplatz-Streifen genutzt, die Begrünung besteht aus Bäumen und Blumenbeeten, deren Anzahl ziemlich überschaubar erscheint. Die Straße ist laut, Radfahrer:innen gegenüber extrem unfreundlich, für Passant:innen bleiben die teilweise allzu schmalen Gehsteige, Schanigärten gibt es wenige, auch von den sogenannten Grätzloasen ist wenig zu sehen.
Ideen, Wünsche und 400 Bäume für die Gumpi
Die Ergebnisse einer Onlineumfrage sowie der vielen Gespräche und zwei Workshops, gestaltet und begleitet von PlanSinn, ergaben ein deutliches Wunschbild: Autos weg, mehr Platz für Radfahrer:innen, Passant:innen, generelle Verkehrsberuhigung und vor allem: mehr Bäume und Begrünung! Basierend auf den Ergebnissen des Beteiligungsprozesses, hat das Landschaftsarchitekturbüro Carla Lo eine Detailausarbeitung vorgenommen, in enger Abstimmung mit PlanSinn und dem Magistrat 19 (Architektur und Stadtgestaltung). Carla Lo realisierte bereits einige Projekte im sechsten Wiener Gemeindebezirk, darunter die Umgestaltung von Schmalzhoftempelplatz und Esterházypark sowie die jüngste Neugestaltung des Christian Broda Platz.
Das gesamte Vorhaben bot sich als eine gute Gelegenheit, Studien durchzuführen, wo Wünsche, Ideen und Realität zusammenkommen. So gab es beispielsweise das Citizen Science Projekt GUMPI_FORSCHUNG, durchgeführt an der TU Wien, das den Umgestaltungsprozess „zukunftsfitte Gumpendorfer Straße“ um die Perspektive Alleinerziehender erweiterte. Auch die informelle Zusammensetzung einiger Interessenvertretungen aus Kunst und Kultur (IG Architektur, IG Kultur Wien, IG Bildende Kunst), deren Räumlichkeiten seit Jahren ausgerechnet an der Gumpendorfer Straße liegen, initiierte einen Aktionsnachmittag (Juni 2023), bei dem Ideen und Wünsche mit Anrainer:innen und Passant:innen ausgetauscht wurden. Im Frühjahr 2024 gab es auch die Guerilla Aktion der Grünen Mariahilf „400 Bäume für Gumpi“. Insgesamt kritisierte man damals die (noch) fehlenden Konzepte für Verkehrsberuhigung und Abkühlung. Die Bezirksvorstehung organisierte eine Ausstellung mit den ersten Visualisierungen zur Umgestaltung. Meine Favoriten dabei – die erwähnten „7 Perlen“ – kleine Plätze, wie der Johanna-Dohnal-Platz, oder „meine“ Perle, der Kurt-Pint Platz, den ich bereits jetzt schon irgendwie mag und cool finde.
Konkretisierung und Ausblick
Im Rahmen der Veranstaltung „Info & Update "zukunftsfitte Gumpendorfer Straße"“ am 23. Januar 2025 im Bezirksamt Mariahilf ging es um eine Zwischenpräsentation und Konkretisierung des Gesamtvorhabens. Zentraler Drehpunkt in der Umgestaltung wird die oben genannte Ausweitung des Fernwärme-Netzes, die an der Gumpendorfer Straße vor dem Oberflächenumbau ab Frühjahr 2025 geschehen soll. Im Rahmen der Umgestaltung werden auch bestehende Strom- und Wasser-Leitungen erneuert. Was die meisten Veranstaltungs-Besucher:innen interessierte, waren die konkreten Umgestaltungspläne, die sich jetzt in der Detailausarbeitung befinden. Dabei präsentierte das, nach einem offenen Vergabeverfahren, nun auch mit der Neugestaltung der Gumpendorfer Straße beauftragte Büro „Carla Lo“ erste Skizzen und berichtete von Herausforderungen und Ideen, ob der Komplexität des Gesamtvorhabens. So ist nun die Pflanzung von etwa 250 Bäumen geplant, mit drei verschiedenen Baumarten, angepasst an die veränderten Klimakonditionen (zukunftsweisend). Wo und welche Bäume gepflanzt werden, lässt sich noch nicht sagen. Genauso unklar ist, wo Grätzloasen, Ladezonen und Wasserbrunnen stehen werden. Die Buslinie bleibt bestehen, dies bedeutet, dass die Fahrbahn in den jetzigen Dimensionen weiter befahrbar sein wird. Verbesserungen für Radfahrer:innen im Sinne von eigenen Radwegen wird es nicht geben. Immerhin ist eines klar und wurde vielerseits positiv empfunden: Die geparkten Autos müssen weg. Also werden die Parkstreifen dazu genutzt, die Gehsteige zu erweitern und mehr Platz für Ladezonen, Sitzgelegenheiten und Passant:innen zu ermöglichen. Insgesamt blieb der Eindruck, dass die Konkretisierung einiges an Zeit, Geduld und Verhandlungsgeschick braucht.
Ja, es wird eine komplexe Umgestaltung, mit vielen offenen Fragen, was die Oberflächengestaltung betrifft. Ob sie dann mit den geplanten Straßenmöbeln, die aus dem Buchstaben G für Gumpi herausgearbeitet werden charmanter wird, zeigt sich hoffentlich bald.
Jedenfalls wurde uns vor den Räumlichkeiten der IG Bildende Kunst ein Baum versprochen. Ich hoffe, dass unsere Bemühungen in diese Richtung Anklang gefunden haben, im Gegensatz zum bereits 2019 beantragten Fahrradständer, auf den noch immer gewartet wird. Manches passiert langsam in Wien, aber wenn das Vorhaben komplex ist und das Ping-Pong zwischen allen Beteiligten so lange dauert, könnte etwas daraus werden, oder?