11/03/2025

Wenzel Mraček war kürzlich in Mürzzuschlag und hat dem Kunsthaus Muerz einen Besuch abgestattet. Zwei Ausstellungen sind momentan dort zu sehen, beide im Bereich der Fotografie. Man lese und staune!

Gerald Zugmann: Korrespondenzen.
Julian Palacz: Mürzbetrachtungen.

Bis 19. April 2025 im Kunsthaus Muerz, Wiener Straße 56, Mürzzuschlag.

11/03/2025

Gerald Zugmann: The Salk Institute, La Jolla (Arch. Louis I. Kahn), 1999 (Foto: Zugmann)

Ausstellungsansicht „Korrespondenzen“ (Foto: KH Muerz)

Zugmann: ZAK – Zukunftsakademie Entwurfsmodell von Coop Himmelb(l)au, 2002 (Foto: Mraček)

Maske VIII, 2009 (Foto: Zugmann)

Nowhere V (artificial landscape), 1999 (Foto: Zugmann)

Santa Monica Boulevard, West Hollywood, 1999 (Foto: Zugmann)

Julian Palacz: Flussaufwärts, 2025, Video, Filmstill (Foto: Mraček)

Julian Palacz: Wirbelanalyse Mürz KM31, Mürzsteg, Foto2025 (Foto: Mraček)

Nach deutlich konstruktivistischem Verständnis gegenüber seinem fotografischen Werk äußerte sich Gerald Zugmann in einem Interview 2004 zur Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Fotografie: „Um ganz genau zu sein, muss man bedenken, dass ein Foto nichts mit der Realität zu tun hat. Ein Foto hat einen Rand. Es ist ein Ausschnitt. Es ist das Ergebnis einer Abstraktion und einer Reduktion – einer Interpretation. Realität und Foto sind zwei verschiedene Blickwinkel. Bedauerlich, dass das nur selten bedacht wird.“ (>>> Siehe auch Gerald Zugmann Portfolio Download)

Für das Kunsthaus Muerz hat der in Berlin und Lübeck lebende Kultur- und Kunstwissenschafter Hubertus v. Amelunxen einen Querschnitt der Arbeiten Zugmanns eingerichtet, der in Beispielen von 2016 bis zu Exponaten der späten 80er-Jahre zurückreicht.

1938 in Wien geboren, und nach den Anfängen als Pressefotograf, spezialisierte sich Gerald Zugmann in den 1970er-Jahren auf die damals in Österreich kaum beachtete Architekturfotografie. Zu einer Zeit, als Coop Himmelb(l)au ihre Architekturen noch vorwiegend theoretisch entwickelten, fotografierte Zugmann deren Modelle, veranschaulichte damit Ideen und machte „Modelle zu Bildern“, um so die Theorie zu begleiten, zu bestärken. Maßgebliche Fotografien folgten zu den Hauptwerken Günther Domenigs und zahlreichen international engagierten Architekten.

Als Verfechter der analogen Photographie (müsste man sinngemäß nach der Lichtzeichnung auf Film schreiben) arbeitet Zugmann nach wie vor mit Großformatkameras und entwickelt selbst Gelatine-Silber Prints. Für einen Fotoessay 1989 beispielsweise war die Tomba Brion von Carlo Scarpa in Altivole Motiv, die mit einer Strecke von teils großen S/W-Formaten die Ausstellung einleitet.

Während dreier Jahre in Kalifornien (1998 bis 2001) – in der Schau Bilder des Salk Instituts, San Diego, von Louis I. Kahn und weiteren Bauwerken – nahm er auch Landschaften in Monterey, das Death Valley oder die Sierra Nevada auf. Die Fotografien – im Vergleich zum erlebten Motiv –, erzählt Zugmann im Interview, hätten ihn zunächst frustriert. „… es scheint unmöglich zu sein, dieser Weite und der Intensität des Naturerlebnisses gerecht zu werden und die Intensität des In-der-Natur-Seins zweidimensional wiederzugeben“. Vielleicht deutlicher als an der Architektur habe er dann aber bei der Ausarbeitung der Aufnahmen festgestellt, dass entsprechend dem eingangs zitierten Statement die Fotos als konstruierte Repräsentation von Landschaften fungieren können.

Wenn die Fotografie damit konstruiertes (zweidimensionales) Bild nach einem Motiv sein mag, ist der Schritt in die Konstruktion von Architekturen – als mit fotografischen Mitteln erstelltes Bild – gewissermaßen logisch. Die als „künstliche Landschaften“ bezeichneten Montagen – etwa Nowhere V (artificial landscape),1999 und weitere in der Ausstellung – zeigen ideelle (Ein-)Bauten im „Nirgendwo“, die zugleich als Bild „nun hier“ sind. Ähnlich die von Zugmann entworfenen Bilder von Ausstellungsräumen bildender Kunst, an denen weder der Raum noch die Kunstwerke existier(t)en.

Zu diesen Korrespondenzen schreibt Kurator Hubertus v. Amelunxen: „In der Zeit von über vierzig Jahren und durch die Räume, Städte und Landschaften hat Gerald Zugmann seine Kamera ins Licht des Gebauten und Gemachten gestellt oder ganz demiurgisch Dinge selber ins Licht gesetzt.“

In der Galerie des Kunsthaus Muerz dagegen bleibt Julian Palacz mit seinen Mürzbetrachtungen in der Region. Der 1983 in Leoben geborene Künstler studierte Digitale Kunst an der Universität für angewandte Kunst bei Tom Fürstner, Peter Weibel und Virgil Widrich. In seinen Arbeiten untersucht er Daten, die digital und physisch hinterlassen werden und überführt sie in poetische Abstraktionen. In einem Video folgt Palacz dem Verlauf der Mürz vom Haus seiner Familie bis zu den Quellen. Mit Drohnenaufnahmen, Unterwasser- und Umgebungsmikrofonen hält er die Bewegung des Wassers, die Formen des Flussbetts und Muster von Algenstrukturen fest. Darauf basieren die Drucke der Wirbelanalysen, die mittels Bildanalyse-Algorithmus aus den Video-Daten gewonnen werden.

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