Kindertagesstätte mit 7 Gruppen der Beiersdorf AG in Hamburg-Eimsbüttel von kadawittfeldarchitektur, Aachen, 2013.
Der Neubau liegt am Rande einer parkähnlichen Grünfläche des innerstädtischen Firmengeländes der Beiersdorf AG in Hamburg-Eimsbüttel. Der rechteckige Baukörper ist kompakt um einen zweigeschoßigen zentralen Mehrzweckraum organisiert, der als Spiel- und Aufenthaltsfläche dient.
Inspiriert von der Historie der Beiersdorf AG – das Unternehmen wurde 1882 vom Apotheker Paul Carl Beiersdorf in Hamburg gegründet, leitet sich das Erscheinungsbild der Kita von der Funktionsweise eines Apothekerschranks her: Eingeschobene farbige Rahmen gliedern und gestalten die Fassade regalartig und bieten den Kindern Orientierung und Identifikation mit ihren Gruppen. Vom Innenraum aus als Sitznischen nutzbar, finden die Fassadenboxen eine Ergänzung in diversen Spielobjekten, Sitz- und Kletterelementen.
Raumprogramm
Im EG des zweigeschoßigen Baukörpers mit Flachdach befinden sich die Räumlichkeiten für die Kinderkrippe, Hauswirtschaftsräume und der große Mehrzweckraum, der über raumbreite Sitzstufen des Auditoriums und die daneben liegende Freitreppe eine großzügige Verbindung ins OG schafft. Im OG liegt ein weiterer Krippen- und zwei Gruppenräume sowie Küche und Speiseraum, Atelier, ein Vorschulraum und ein Besprechungs- bzw. Pausenraum.
Der Mehrzweckraum als zweigeschoßige multifunktionale Halle, ist das Herzstück des Gebäudes - ein kommunikatives Zentrum für Kinder und Betreuer, nutzbar als Verteiler für verschiedene Funktionen, Raum für Gemeinschaft und Ausweichfläche für Schlechtwetter-Aktivitäten.
Farbgebung
Die Räume der Kita werden sich im Laufe des Betriebs täglich neu mit bunten Kindern, Möbeln, Materialien und ersten Werken der Kleinen füllen. Neben den zurückhaltenden natürlichen Farben der verwendeten Materialien (Boden: Holz, Wände: weißer Putz/Gipskarton, Decken: Weiße Akustikdecke/ Lamellendecke) finden sich die leuchtenden Farbtöne der Fassadenrahmen partiell in ausgewählten Maßmöbeln und Einbauten im Innenraum wieder. So sind z.B. die Türen der Gruppenräume samt der ihnen vorgelagerten Garderoben zur leichteren Orientierung im gleichen Farbton gestaltet, wie die dem Gruppenraum zugehörige Fassadenbox. Jeder Gruppenraum ist mit einem maßgefertigten Spielmöbel ausgestattet, das an überdimensionierte Blauklötze erinnert, und den Farbkanon der Fassadenrahmen aufnimmt. Das Möbel integriert verschiedene Angebote wie Podeste, Puppenecken, Spielküchen, Rutschen, Snoozle-Höhlen, Klettertürme und Brücken. Durch das Bespielen, Erklettern, und Erobern der unterschiedlichen Ebenen können die Kinder ihr Umfeld aus verschiedenen Perspektiven erleben.
Außenanlagen mit Kunst am Bau
Der Spiel- und Freibereich der Kita ist dem Gebäude gegen Westen vorgelagert und ist in den Elementar- und Krippenbereich unterteilt. Er bietet unterschiedliche Angebote für Outdoor-Aktivitäten: befestigte Flächen für Bobbycar-Rennen und Hüpfspiel, Rasenflächen mit integrierten Spielgeräten, Sandspiel mit Holzsitzstufen, Wassertisch, Weidentunnel, Rindenmulchfläche mit Spielanlage, Nestschaukel, Wipptieren, Kräuterbeete, Gartenhaus und ein Rasenhügel mit Hangrutsche und dem ‚Dosentelefon‘, einer Installation des Künstlers Fabian Wendling. Das Kunst-am-Bau-Projekt lässt das klassische Spielzeug durch den Maßstabssprung zum abstrakten Objekt werden, das neben seiner ursprünglichen Funktion (Sprechen und Hören) von den Kinder auch zum Hangeln, Balancieren, Klettern, Trommeln oder Höhlen bauen benutzt werden kann.
Nachhaltigkeit
Die Kita Troplo-Kids wurde im November 2014 mit dem Gütesiegel in GOLD der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) zertifiziert – als zweites Kindergartenprojekt in Deutschland. In einem sehr frühen Projektstadium Ende 2011 wurde innerhalb des gesamten Planungs-und Projektteams mit einer für alle Planer verbindlichen DGNB-PR-Check-Zieldefinition die Basis für eine nachhaltige Projektkonzeption und -abwicklung gelegt. In einem maßgeschneiderten Pflichten- und Anforderungskatalog wurden verschiedene Ziele und Maßnahmen abgearbeitet und zwecks Sicherung während der Entwurfsplanung simuliert. Im Rahmen der DGNB-Zertifizierung wurden unter anderem alle verbauten Materialien geprüft und dokumentiert.
Konstruktion
Stahlbetonmassivbau (tragende Wände, Stützen, Decken, Bodenplatte)
Ausbau
- Mauerwerks- und Gipskartonwände (nichttragende Wände)
- akustisch wirksame GK-Abhangdecken
- Bodenbeläge rutschhemmend
- alle innenliegenden Bauteile ohne scharfe Kanten
Gebäudehülle
- wärmegedämmte Elementfassade mit pulverbeschichteten, hinterlüfteten Aluminium-Blechpaneelen und Unterkonstruktion aus feuerverzinkten Stahlrechteckrohrrahmen
- Fenster und Außentüren aus hochwärmegedämmten Aluminiumelementen
- Wärme- und Schallschutzverglasungen als 3fach-Isolierverglasung
- Außen liegender Sonnenschutz im Farbton der Hauptfassade
- Flachdach begrünt/ extensive Vegetationsschicht