Von der "Bedrohung und Idylle" zu "Labyrinth :: Freiheit" begleitet von Most und Kastanien - Eine kurze Reise von Schloss Bruck in Lienz bis zur Franzensfeste als Auseinandersetzung mit Kunst und Geschichte. Zwei empehlenswerte Ausstellungen.
Das nächste verlängerte Wochenende bietet noch einmal Gelegenheit, vor dem winterlichen Rückzug Eindrücke, Kastanien und Ideen zu sammeln. Passend zum Nationalfeiertag sei eine Grenzüberschreitung empfohlen, dort, wo die Geschichte immer schon spannungsvoll geladen war und die Nation auf dem Prüfstand steht. Wie sonst kommt man auf die Idee, im 19. Jahrhundert eine Festung zwecks Sicherung der Verkehrsverbindung von Norden nach Süden und umgekehrt zu errichten? Die Franzensfeste in der Nähe von Brixen in Südtirol beherbergt die von den Ländern Südtirol, Tirol und Trentino gemeinsam ausgerichtete Landesausstellung 2009 mit dem bezeichnenden Titel "Labyrinth :: Freiheit", die noch bis 30. Oktober 2009 zu sehen ist.
Auf dem Weg dorthin befindet sich in Lienz das Schloss Bruck, ein wirklich alter Wehrbau aus dem 13. Jahrhundert, der im Laufe seiner Geschichte vielen Funktionen diente, bis er im Jahr 2000 als zeitgenössisches Museum seinen Betrieb aufnimmt. Architekt Gerhard Mitterberger adaptierte das Bauwerk sehr klug, indem er mit Respekt für das Alte die neuen Funktionen in eine zeitgemäße, eigenständige Architektursprache übersetzte und als "technische Implantate in den alten Baukörper eingesetzt (hat)". (Otto Kapfinger). Mitterberger zeichnet auch für die Gestaltung der aktuellen Sonderschau "Bedrohung und Idylle. Das Menschenbild in Österreich 1918-1938" verantwortlich. Die Zeit der großen Umbrüche zwischen den zwei großen Kriegen brachte eine markante Malerei österreichischer Künstler hervor, die im Spannungsfeld von Unsicherheit, Existenzangst und hoffnungsfroher Aufbruchsstimmung in die moderne Zeit ihren Werken Ausdruck verliehen. Hundert Meisterwerke von Albin Egger-Lienz, Oskar Kokoschka, Herbert Boeckl bis Max Oppenheimer sind in der Schau mit historischer Einbettung in eine Zeit zu sehen, die in ihrer historischen Rezeption bisweilen gar nicht mehr als Zwischenkriegszeit gesehen wird, sondern als eine Zeitspanne eines großen Krieges des 20. Jahrhunderts (Eric Hobsbawm). Die Ausstellung ist noch bis 26.10.2009 geöffnet.
Auf dem Weg zum eineinhalb Autostunden entfernten, westlich von Lienz gelegenen Fortezza (Franzensfeste) bietet es sich an, dem "Törggelen", jenem Südtiroler Brauch des geselligen Most- und Weinverkostens mit Kastanien, Nüssen und Krapfen, je nach Geschmack auch des Verzehrens von Schlachtplatten, zu frönen, bevor man sich auf das nächste komplexe Thema der Landesausstellung "Labyrinth :: Freiheit" einstellt. Dabei kann man gleich die These überprüfen, nach welcher Bergvölker stärker zur Freiheit drängen als Menschen, die im Flachland leben. Denn um Freiheit geht es - nicht zufällig im Jubiläumsjahr von Andreas Hofer - in der Ausstellung. Labyrinth meint in diesem Zusammenhang den Irrgarten und damit nicht nur die verschachtelte Konfiguration der Festung. "Die Landesausstellung 2009 will nicht erzählen oder dokumentieren, was Freiheit ist, wohl aber zum Denken anregen, wo Freiheit beginnt, wo sie aufhört, wo Freiheit Unfreiheit und Unfreiheit, womöglich sogar Freiheit sein kann – eine Ausstellung, in der man sich verlieren oder finden kann."
Für alle, die noch mehr Freiheit und Geschichte wollen, gibt es noch zahlreiche ergänzende Ausstellungen rund um den Mythos Andreas Hofer. (http://www.lab09.net/ergaenzende-ausstellungen/)
AUSSTELLUNG "BEDROHUNG UND IDYLLE"
Schloss Bruck
Museum der Stadt Lienz
Schlossberg 1
16. 5. - 26. 10. 2009
Öffnungszeiten: 10:00 - 16:00 Uhr,
Montag Ruhetag!
Das Museum ist noch bis 26. Oktober 2009 geöffnet.
T: +43 4852 62580
F: +43 4852 62580-4
email: museum@stadt-lienz.at
LANDESAUSSTELLUNG Südtirol, Tirol und Trentino 2009
"Labyrinth :: Freiheit"
Landesausstellung Südtirol, Tirol und Trentino 2009
Franzensfeste
Festung Franzensfeste
I-39045 Franzensfeste
Öffnungszeiten: Mai und Oktober täglich von 9:00 - 17:00 Uhr
Der Eintritt ist frei.
- Verfasser/in:
- Ute Angeringer-Mmadu, Empfehlung
