08/07/2024

Da schon seit längerer Zeit die Mittelschule in Weiz des Architekten Viktor Hufnagls gefährdet ist und sich die Zeichen mehren, dass der Eigentümer eine Sanierung verschleppt und Veränderungen des Denkmalschutzes bereits im Gespräch sind, veröffentlicht GAT einen Offenen Brief der Initiativen DOCOMOMO Austria, der Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGfA), der Initiative Denkmalschutz und Bauten in Not an den Landeshauptmann Stv. Anton Lang, den Bürgermeister von Weiz Ingo Reisinger und an Landeskonservator der Steiermark Mag. Dr. Christian Brugger.

2020 wurde der Schulkomplex mit der GerambRose für baukulturell vorbildliche Bauten in der Steiermark ausgezeichnet.

08/07/2024

Außenansicht, Mittelschule Weiz, Architektur Viktor Hufnagl, 1968, Foto 2020

©: David Schreyer

Zentraler Innenraum, Mittelschule Weiz, Architektur Viktor Hufnagl, 1968, Foto 2020

©: David Schreyer

Dieser offene Brief ergeht an:
Landeshauptmann Stv. Anton Lang
Bürgermeister Ingo Reisinger
Landeskonservator der Steiermark Mag. Dr. Christian Brugger
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SOS Neue Mittelschule Weiz von Viktor Hufnagl

Die von Architekt Viktor Hufnagl entworfene und unter Denkmalschutz stehende Mittelschule Weiz in der Steiermark, ein zentrales Werk der österreichischen Architektur nach 1945, ist auf Grund von Vernachlässigung akut gefährdet, ihre Funktion als Schule zu verlieren. Eine lange anstehende Sanierung wird aktuell seitens des Eigentümers in Frage gestellt. DOCOMOMO Austria, die Österreichische Gesellschaft für Architektur, die Initiative Denkmalschutz und Bauten in Not setzen sich für die Sanierung und Weiternutzung dieses bedeutenden Baus der Moderne nach 1945 nicht nur aufgrund der Denkmalbedeutung ein, sondern auch aus Gründen der Nachhaltigkeit und im Sinne eines zeitgemäßen Verständnisses des Bauens im Bestand.

1964 entwarf Viktor Hufnagl für die Stadt Weiz einen Schulkomplex aus Mittelschule, Gymnasium und Turnsaal, gruppiert um einen gemeinsamen Hof. Die Fertigstellung der Anlage erfolgte 1978. Das Gymnasium wurde bereits generalsaniert, der Turnsaal ist noch in gutem bautechnischem Zustand, das Gebäude der Mittelschule steht aktuell zur Sanierung an. Auf Grund von prognostizierten höheren Kosten einer Sanierung der Mittelschule gegenüber einem durchschnittlichen Neubau auf der grünen Wiese wird diese seitens des Betreibers nun in Frage gestellt.

Die Mittelschule Weiz im Ensemble mit Gymnasium und Turnsaal zählt zu den wichtigsten Schulanlagen der Nachkriegsmoderne in Österreich. Die Schule hat im Laufe ihrer Geschichte mehrere Auszeichnungen erhalten, unter anderem 1968 den Bauherrenpreis und 2020 die Gerambrose in der Kategorie „Klassiker“. In der Architekturgeschichte Österreichs wird die Schule Weiz als erste „echte“ Hallenschule gewertet und gilt als ein Höhepunkt im Werk ihres Architekten Viktor Hufnagl. Die zentrale Halle mit 40 Metern Seitenlänge, um die sich die Klassen und anderen Räume gruppieren, fungiert als Erschließungszone, Pausenraum und Veranstaltungsort und bildet das wesentliche Merkmal der Mittelschule in Weiz. „Die Wirkung dieser Aula ist nicht nur aufgrund der räumlichen Großzügigkeit und der Beleuchtung von oben, sondern auch durch Details wie Bodenmuster und die Ausführung der Brüstungen zugleich beeindruckend und schön gestaltet“ (Jurytext Gerambrose 2020). Die Schule war 2018 Teil der Ausstellung „SOSBrutalismus – Rettet die Betonmonster“ im Architekturzentrum Wien und ist auch in der gleichnamigen online Datenbank des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main verzeichnet. 2022 wurde sie im Rahmen der Ausstellung „Geometrien des Lebens“ zu den Bauten Viktor Hufnagls in Wien gezeigt (derzeit im AUT Innsbruck).

Der Entwurf Hufnagls mit Ausbildung des Typs der Hallenschule war zukunftsweisend und höchst innovativ. Der Hallentypus entspricht nach wie vor unseren heutigen, modernen Lernformen. Die Trennung der Konstruktion in tragende Stützen und nicht tragende Trennwände ermöglicht Veränderungen im Raumprogramm. Ein Neubau würde daher räumlich keinerlei Verbesserung bringen. Die notwendig gewordenen Sanierungen beziehen sich neben Materialertüchtigungen auf Anforderungen aus dem Brandschutz, der Energieeffizienz und des Schallschutzes. Eine bereits erstellte Machbarkeitsstudie des Grazer Architekturbüros Gangoly und Kristiner weist die technische Möglichkeit der Sanierung wie auch die Möglichkeit der Schaffung einer zeitgemäßen Schule nach den aktuellen Vorgaben des steiermärkischen Bildungsdirektion im Bestand eindeutig nach. Ein vergleichbarer Schulkomplex von Viktor Hufnagl in Wörgl, Tirol, wurde bereits 2003 umfassend und nach denkmalpflegerischen Kriterien saniert. Die Sanierung eines weiteren sehr ähnlichen Schulkomplexes, der Pädagogischen Hochschule in Salzburg, wurde 2021 fertiggestellt und mit dem Bauherrenpreis 2022 ausgezeichnet.

DOCOMOMO Austria, die Österreichische Gesellschaft für Architektur, die Initiative Denkmalschutz und Bauten in Not appellieren daher an die Entscheidungsträger, sich für eine Erhaltung dieses einzigartigen Baudenkmals durch Sanierung und Weiternutzung einzusetzen. Es wäre eine Entscheidung, die der Bevölkerung sowie den Lehrer:innen und Schüler:innen langfristig von größerem Nutzen wäre, als dies der übliche Weg eines weiteren Neubaus auf den ersten Blick verspricht.

DOCOMOMO Austria
Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGfA) 
Initiative Denkmalschutz
Bauten in Not

Gasparin

es fehlen die generalist*nnen! weg mit den sogenannten "sachverständigen"!
es geht wie oft im bereich des bauens so auch hier darum, dass - und das muss die politik wissen!! - fahrlässigerweise einzig ein teilbereich einer betrachtung (zu lesen ist, dass es um die wirtschaftlichkeit ginge) als entscheidungsgrundlage herangezogen wird.
wo wird nachvollziehbar dargestellt, welche qualität der angebliche vergleichsbau auf der grünen wiese (sic!!) haben sollte. werden erdäpfel mit granatäpfeln verglichen?
wo findet sich in der rechnung die darstellung, was mit dem objekt, welches als einziger teil des gesamten nicht saniert werden soll, passieren soll?
etc. etc.
wenn also die politik ausgewiesene baukulturelle werte nicht wahrnimmt, so ist sie doch verpflichtet vorausschauend und verantwortungsvoll zu entscheiden.
überdies würde niemand verstehen, dass man teile saniert und einen teil verfallen lässt.

Do. 11/07/2024 10:27 Permalink
Gasparin

Antwort auf von Gasparin

der beurteilende, so stehts in der kl. zeitung ist zu finden unter seiserundseiser.at und ist
PROF. BAURAT H.C. BM DIPL.-ING. FRANZ JOSEF SEISER, FRICS
Geschäftsführer
Immobilienmakler, Immobilienverwalter, Baumeister, Bauträger, allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für das Immobilienwesen, Fellow of the Royal Institution of Chartered Surveyors, Immobiliensachverständige, Vortragender für Immobilienbewertung und Finanzmathematik, Verfasser von Fachliteratur.
Herr Seiser ist seit über 30 Jahren im Immobilienbereich tätig und war über ein Jahrzehnt bei einem renommierten Versicherungsunternehmen für den gesamten Bau- und Immobilienbereich im In- und Ausland verantwortlich.
das sagt genug!

Do. 11/07/2024 10:33 Permalink
Karin Tschavgova

Da die Mittelschule in Weiz von Viktor Hufnagl schon seit längerer Zeit gefährdet ist und sich die Zeichen mehren, dass der Eigentümer eine Sanierung verschleppt und Veränderungen des Denkmalschutzes bereits im Gespräch sind, veröffentlicht GAT einen Offenen Brief der Initiativen DOCOMOMO Austria, der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (ÖGfA), der Initiative Denkmalschutz und Bauten in Not an den steirischen Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang, den Bürgermeister von Weiz, Ingo Reisinger, und an den Landeskonservator der Steiermark Christian Brugger.

Mo. 08/07/2024 18:22 Permalink
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