Der 11. Rundgang führte uns durch den Bezirk Gries, der die meisten Arkaden außerhalb der Innenstadt zu bieten hatte. Der 12. Teil dieser Serie beginnt im Südosten der Stadt, im Bezirk Jakomini, und führt gegen den Uhrzeigersinn rund um Graz. Da wir mit dieser Folge unsere Arkaden-Routen von Graz abschließen, sind ausnahmsweise 14 Stationen zu bewältigen. Sieben Schlösser, aber auch andere interessante Bauwerke werden die Anstrengung aber sicher lohnen.
27) Münzgrabenstraße 94: Das Moserhof- oder Althallerschlössl
Das um 1580 erbaute Schlössl gelangte 1609 in den Besitz des Handelsmannes Matthias Moser, der in der nach ihm benannten Gasse – heute kaum noch vorhandene – kleine Häuschen für seine Untertanen erbaute. Von den späteren Besitzern ist unter dem kleinen Turm ober dem Portal der Südfront das schöne Jauerburg-Wappen von 1733 erhalten. Im Jahr 1828 kam der Moserhof in den Besitz des Grazer Theaterdirektors Josef Althaller (eigentlich Joseph Stöger).
Im 20. Jahrhundert verkauften seine Erben das Gebäude der Stadt Graz. Es wurde zu einem Jugendheim, später zu einem Mietshaus und gelangte 1964 in das Eigentum der Grazer Südost-Messe, die es dann 2010 samt den angrenzenden Grundstücken an Immobilien-Entwickler verkaufte. Obwohl danach im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz restauriert, sind vom einst eindrucksvollen Arkadenhof der Spätrenaissance nur noch verglaste Teile im EG erhalten, die Säulenarkaden im Obergeschoß sind nicht mehr erkennbar (Bild 1).
28) Münzgrabenstraße 56: Ehem. Gasthaus „Zum weißen Lamm“
Das aus dem 18. Jh. stammende Gebäude mit Walmdach hat einen Seitenflügel zur Winkelgasse. Hofseitig sind pittoreske Balkongänge mit Knopf-Gitterstäben und eine Erschließungsarkade erhalten (Bild 2).
29) Münzgrabenstraße 8: Säulenhaus
Das Bürgerhaus stammt im Kern aus dem 17. Jh. An der Hofseite wurden beim Umbau des Hauses nach 1810 drei Spolien der romanischen Säulen der 1810 abgebrochenen Thomaskapelle vom Schloßberg in der Arkade des Obergeschosses wiederverwendet (Bild 3). Die zwei toskanischen Säulen im Erdgeschoß könnten ebenfalls vom Schloßberg stammen; eine ähnliche Säule befand sich früher im Hof des alten Gartenstützpunktes am Schloßberg (heute Café Aiola).
30) Münzgrabenstraße 5: Biedermeierliches Wohn- und Geschäftshaus
Das um 1830 errichtete Haus mit seiner stark von spätklassizistischen Elementen geprägten Fassade hat vermutlich der Seifensieder Joseph Streinz auf alten Grundrissen erbauen lassen. 1864 errichtet Josef Milanowitz für Alois Koren das Hintergebäude mit breiten, korbbogigen Pfeilerarkaden über drei Geschosse (Bild 4).
31) Hallerschloßstraße 30: Hallerschlössl
Das Hallerschloss ist ein am 2020 zur Schutzzone erklärten Westhang des Ruckerlbergs im Grazer Stadtbezirk Waltendorf gelegener ehemaliger Edelsitz, dessen Geschichte bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht und unzählige Besitzerwechsel erfuhr. 1766 fiel der Ansitz an Dr. Friedrich Karl Haller, der ihm seinen Namen gab. Seine heutige Form stammt großteils aus dem 17. Jh., doch sind einzelne Bauteile dem 19. und 20. Jh. zuzuschreiben, wie etwa die verglasten Arkaden im Innenhof (Bild 5). Dass 1827 Franz Schubert hier Gast der Familie Pachler war, ist inzwischen widerlegt worden.
32) Ehlergasse 1: Sezessionistisches Eckhaus
Das Gebäude bildet den westlichen Abschluss der südlichen Zeile der Wegener-Wohn-Siedlung, die 1910-1911 nach Entwurf von Architekt Adolf Ritter von Inffeld errichtet wurde und in ihrer architektonischen und städtebaulichen Konzeption sowohl den Stil der Sezession, der Heimatschutzbewegung, als auch die Idee der Gartenstadt vereint. Die Akzentuierung der Gebäudeecke erfolgt durch eine Säulenloggia im ersten Obergeschoss mit Arkaden auf gedrungenen toskanischen Säulen (Bild 6).
Ein weiter Weg ist es von Waltendorf nach Oberandritz.
33) Ursprungweg 160: Ehem. Schlatzer-Mühle
Die Schlatzermühle wird in der einschlägigen Literatur als Pulvermühle erwähnt. Es ist eine interessante Anlage mit dem ehemaligen Mühlengebäude und einem großen Wirtschaftshof, dessen Südseite schöne Pfeilerarkaden aufweist (Bild 7)
34) Andritzer Reichsstraße 160: Schloss St. Gotthard
Der Baukern des Schlosses stammt aus der 2. Hälfte des 16. Jh. An der Nordwest-Ecke ein viergeschossiger quadratischer, 1830 aufgestockter Turm mit laternenbekröntem Zeltdach und der Wappenkartusche der Grafen von Lamberg. Der östlich anschließende Trakt ist durch zweigeschossige Pfeilerarkaden geprägt (Bild 8), die im Obergeschoß bemerkenswerte Stuckaturen aus 1659/1660 aufweisen.
Wir wechseln jetzt auf das rechte Murufer nach Gösting, dessen Grundherren einst auch über Andritz geboten
35) Schloßplatz 7: Schloss Gösting
Das Barockschloss wurde nach 1723 als Ersatz für die zerstörte Burg Gösting errichtet und 1728 vollendet (die Innenausstattung erst 1735). Es war bis 1955 zur Gänze im Besitz der Grafen Attems. Die u-förmige Anlage mit betontem Mittelbau geht seitlich in zwei pagodenartige Eckpavillons über, die von Pfeilerarkaden mit den Seitentrakten verbunden sind (Bild 9: Schloßplatz 7, Schloss Gösting, google-maps-3D).
Weiter nach Süden erreichen wir den „schlossreichen“ Bezirk Eggenberg.
36) Annaweg 1: Rothenburg
Der Ansitz wurde lt. Inschrift 1576 erbaut, geht aber auf eine ältere Struktur zurück. Der pittoreske Bau hat ein Schopfwalmdach und einen kleinen polygonalen Erker, an den eine Säulenarkade aus dem Jahre 1916 anschließt (Bild 10)
37) Baiernstraße 12: Schloss Algersdorf
Urkundlich wird Algersdorf schon 1161 genannt. Hier hatten im Mittelalter Adelige und Bürger viele Weingärten. Der schon im 14. Jh. im Besitz der Herren von Traupitz gestandene Bau erhielt 1580 seine heutige Gestalt mit den wunderbaren, gerade erst restaurierten Arkadengängen, die alle Hofseiten zieren (Bild 11). Der früher verwendete Name „Alt-Eggenberg“ basiert auf der irrigen Vorstellung, dass hier das Stammschloss der Eggenberger gestanden habe, in deren Besitz Schloss Algersdorf von 1615 bis 1755 war.
38) Eggenberger Allee: Schloss Eggenberg
Über diesen einzigartigen Bau hier zu sprechen, muss ich mir versagen, denn nächstes Jahr werden 400 Jahre Schloss Eggenberg gebührend gefeiert. Der schöne Hof mit seinen jüngst restaurierten Pfeilerarkaden wird dem Prunkbau einen würdigen Rahmen bieten (Bild 12).
39) Reininghausstraße 7: Villa Keil oder Villa Reininghaus
Die unter Denkmalschutz stehende Villa Keil stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der 1854 in Troppau geborene Eduard Keil war mit Emma, der Tochter des Peter von Reininghaus verheiratet und Vizepräsident der AG Brüder Reininghaus. Der Bau weist ein schönes, mit dem Reininghaus-Wappen geschmücktes Portal und schmiedeeiserne Fenstergitter auf. An der Südfront, wo der Bau an einen kleinen Park grenzt, zeigen sich Arkaden (Bild 13).
40) Kehlbergstraße 35: Schloss St. Martin
Ganz im Südosten von Graz grüßen Kirche und Schloss St. Martin. Hier sind älteste Siedlungsspuren unserer Stadt zu entdecken, wie z. B. das restaurierte Römergrab beim Bründl-Teich. Dass Straßgang schon vor genau 1000 Jahren in einer Urkunde genannt wird, zeigt die geschichtliche Bedeutung dieses Platzes. Das Schloss geht ursprünglich auf das 11. Jahrhundert zurück, der heutige Renaissance-Bau stammt aus der Zeit nach 1557, wobei um 1638 noch einmal ein großzügiger Umbau stattfand. Im Hof des Schlosses erfreuen uns schöne Arkadengänge (Bild 14).
Viel Vergnügen bei dieser letzten Arkaden-Rundfahrt um die Grazer Vororte. Euer Peter Laukhardt!