19/11/2024

In seiner Serie Arkaden der Grazer Vorstadt spürt Peter Laukhardt historisch relevanten Arkaden nach und reflektiert deren Geschichte und Bedeutung. Damit schließt er an seine Spaziergänge durch die Grazer Altstadt an und rückt weitere Fragmente der reichhaltigen Grazer Baugeschichte ins allgemeine Blickfeld.

Die Kolumne Schau doch! von Peter Laukhardt zu unersetzlichen, schützenswerten Bauten im Grazer Stadtraum erscheint regelmäßig am 3. Dienstag im Monat auf GAT.news.

19/11/2024

Grazer Arkadenroute 11, Berzirk V (Gries)

©: Peter Laukhardt

Bild 1: Feuerbachgasse 2, Hofarkade

©: Peter Laukhardt

Bild 2: Griesgasse 3, überformte Hofarkade

©: Peter Laukhardt

Bild 3: Grieskai 16, Arkadengang im Inneren

©: Peter Laukhardt

Bild 4: Griesgasse 24, Hofarkaden und Pawlatschen

©: Peter Laukhardt

Bild 5: Griesgasse 25, Hofarkade, koloriertes Foto aus der ÖKT von 1984 (E. Schmölzer)

Bild 6: Maria-Stromberger-Gasse 1, Arkaden

©: Peter Laukhardt

Bild 7: Grenadiergasse 14, Arkadenhof 2013

©: Peter Laukhardt

Bild 8: Dreihackengasse 1, Arkadenhof

©: Peter Laukhardt

Bild 9: Dominikanergasse 8, Bürgerspital, Arkade

©: Peter Laukhardt

Bild 10: Elisabethinergasse 14, Klosterhof-Arkaden >>> siehe google.maps

 

Bild 11: Elisabethinergasse 14, Wirtschaftshof mit Arkaden

©: Peter Laukhardt

Bild 12: Dreihackengasse 32 Arkaden

©: Peter Laukhardt

Bild 13: Albert-Schweitzer-Gasse 38, Arkaden

©: Peter Laukhardt

Bild 14: Zentralfriedhof, Arkadengang

©: Peter Laukhardt

Wir beendeten den 10. Rundgang beim Minoritenkloster in der Mariahilferstraße und werden auch in der neuen Route nicht ohne geistliche Unterstützung auskommen, weil sich die Besonderheiten nicht immer leicht finden lassen. Die bisher häufigen Säulenarkaden werden wir im Bezirk Gries aber nur mehr in einer historistischen Form zu sehen bekommen.

Von der Mariahilferstraße biegen wir in die Kosakengasse ein und erreichen bei der Barmherzigenkirche die schräg gegenüberliegende erste Station. Wir überqueren dabei in Gedanken beim „Kotbrückl“ einen erst in der Mitte des 18. Jhs. zugeschütteten Wasserlauf, das zwischen Mur und Mühlgang verlaufende Feuerbachl.

13) Feuerbachgasse 2 (Schuhhaus Baumgartner)

Das barocke Schopfwalmgiebelhaus des 17. Jhs. mit einer im 19. Jh. stark veränderten Fassadierung bildet mit der Traufseite einen markanten Abschluss zum Südtiroler Platz. In der Mitte der Fassade befindet sich in einem reich verzierten Stuckrahmen ein barockes Pestvotiv-Fresko von 1674 mit Dreifaltigkeit, Mariahilfmadonna und vier Heiligen. Man muss sich durch das verlockende Angebot im Geschäftslokal kämpfen, um dann im Innenhof des Altbaus die zweigeschossige Arkade zu finden (Bild 1).

14) Griesgasse 3 (historistisch umgestaltetes Wohnhaus)

Das viergeschossige Wohnhaus des späten 18. Jhs. wurde um 1870 umgebaut. Die klassizistische Fassade wurde damals mit Neorenaissance-Elementen versehen. Die gewölbten Erdgeschossräume stammen noch aus der Zeit um 1800, im Atelier ist eine schöne Säule (aus der Bauzeit?) erhalten. Das hofseitige Stiegenhaus mit Arkaden aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. ist inzwischen stark überformt (Bild 2).

15) Grieskai 16 (ehem. Gasthof Goldener Ochs)

Dieser Bau in seiner Form des Spätklassizismus dominiert den Grieskai mit seinem Dreieck-Frontispiz und seiner edlen Fassade. Er wurde 1838 nach Plänen von Georg Hauberrisser d. Ä. unter teilweiser Einbeziehung des schon 1663 genannten Altbestandes grundlegend neu gestaltet. Den sonst nirgends genannten Bauherrn, Anton Walter, fand ich 1819 als „bürgerl. Gastwirth und Realitäten-Besitzer aus Grätz“ als Kurgast im Sauerhofe in Baden registriert; er besaß 1798 das Haus Lendplatz 24 und den Hausteil Griesgasse 17. Die Pfeilerarkaden im Süden und Osten des Innenhofs ergeben in der Nordostecke durch einen Hofeinbau einen nach innen offenen Arkadengang (Bild 3).

16) Griesgasse 24 (barockes Bürgerhaus)

Dieses Haus des 17. Jhs., mit reich stuckierter spätbarocker Fassade (um 1770) und weit nach hinten reichendem schmalem Hofraum mit Hoftrakten, zählt zu den ältesten, weitgehend im Originalzustand erhaltenen Häusern des Viertels. Das schöne Rundbogensteinportal mit Maskaron-Schlussstein und reliefierten Zwickelfeldern stammt aus dem dritten Viertel des 17. Jhs. Im Hof noch offene Lauben in allen Geschossen (Bild 4).

17) Griesgasse 25 (Bürgerhaus des Biedermeier)

Der Bau des 17. Jhs. ist durch Umbauten und Neufassadierungen des 19. und 20. Jhs. stark verändert. Ein schmaler, von eingeschossigen Nebentrakten umschlossener Hof mit Pfeilerarkaden von 1830 existiert. Der Zugang zum Hof war mir nicht möglich, weshalb hier ein koloriertes Foto aus der ÖKT von 1984 (E. Schmölzer) gezeigt wird (Bild 5).

18) Maria-Stromberger-Gasse 1 (Andrä-Schule)

Der dominante, 1679 als Waisenhaus in zwei Bauphasen erbaute Vierflügelbau des 17. und 18. Jhs., wurde 1776 von Joseph Hueber zur Grenadierkaserne umgebaut. Von der ehemals prächtigen Ausstattung ist nur das Steinportal mit dem Korbbogen in der Grenadiergasse mit kunstvoll verziertem schmiedeeisernem Oberlichtgitter aus der Mitte des 18. Jhs. erhalten. Um 1920-30 erfolgte eine Neugestaltung der Nordfassade mit Profilbögen im Erdgeschoss. Großer Innenhof mit heute leider größtenteils geschlossenen Pfeilerarkaden im Süden und Osten (Bild 6).

19) Grenadiergasse 14 (ehem. Neue Dominikanerkaserne)

Erzherzog Johann legte am 11. Juni 1808 den Grundstein für die sogenannte "Neue Dominikanerkaserne". Spolien aus der 1809 von den Franzosen zerstörten Schloßberg-Festung wurden hier weiterverwendet, entsprechende Eckquadern sind an der SW-Ecke zu sehen. Bis 1914 lag hier das in Graz stationierten Bosniaken-Regiment. 1945 wurde die Fassade nach Bombenschäden vereinfacht wieder hergestellt und das Gebäude als Landes-Schülerheim eingerichtet. Nach Osten dreigeschossiger, mit Rundbogen-Portalen versehener Arkadenhof. Der gleichzeitig mit der Gesamtrestaurierung 2019 fertiggestellte neue Ostflügel, wegen seiner, dem Weltkulturerbe wohl nicht gerecht werdenden, aufgestelzten Architektur auch „Raumschiff Enterprise“ genannt, hat leider den einst schön begrünten Hof zerstört (Bild 7, Foto von 2013).

20) Dreihackengasse 1 - 5 (ehem. Dominikanerkloster)

Da Erzherzog Karl II. 1586 den Jesuiten Kirche und Kloster in der Herrengasse übergab, mussten die Dominikaner zur Kirche St. Andrä übersiedeln. Erst 1639 konnten sie dank großzügiger Spenden mit dem Konventbau beginnen. 1807 siedelten die Mönche in den Münzgraben, und das Kloster wurde zur „Kleinen Dominikanerkaserne“ adaptiert. Trotz des vor einigen Jahren fertiggestellten sehr hoch gezogenen neuen Wohntraktes im Osten hat sich der schöne Arkadenhof mit Brunnen erhalten (Bild 8).

21) Dominikanergasse 8 (ehem. Bürgerspital zum hl. Geist)

Am 12. September 1320 stiftete Margret, die Witwe Ulrichs II. von Eppenstein-Wildon, dem Kloster Rein einige Güter „für einen Jahrtag“ (also, um dafür an jedem Jahrestag ihres Todes von den Mönchen eine Messe für ihr Seelenheil gelesen zu bekommen). Auf der Urkunde bestätigte Königin Elisabeth diese Stiftung stellvertretend für ihren Gemahl, da König Friedrich der Schöne, vnser her der chunich nicht zelande was. Noch heute sind einige Bauten des Bürgerspitals erhalten, das den armen lewten in das Spital pey Graz gewidmet war. So der westlich an die Bürgerspitalkirche angrenzende, dreigeschossige Baublock, im Kern aus dem 15. Jh., mit wesentlichen Um- und Anbauten 1636/37. Zum Hof öffnen sich einige Pfeilerarkaden aus dieser Zeit (Bild 9).

22) Elisabethinergasse 14 (Klosterhof)

Das 1690 von Maria Theresia Gräfin von Leslie gegründete Kloster wurde 1694-97 erbaut; die neue Kirche St. Laurentius trat 1889-92 mit neoromanischer Fassade an die Stelle der alten. Das öffentlich nicht zugängliche Konventsgebäude südlich der Kirche an der Straße stammt noch aus dem späten 17. Jahrhundert, während die Trakte im Norden und Westen mit ihren größtenteils vermauerten Pfeilerarkaden im 19. Jh. erbaut wurden. Der Nordtrakt öffnet sich im Obergeschoß mit drei Arkaden (Bild 10 >>> https://www.grazerbe.at/Elisabethinergasse_14 ).

23) Elisabethinergasse 14 (Wirtschaftsgebäude)

Der ganz im Süden schräg zur Straße angebaute Wirtschaftstrakt des Elisabethinenklosters ist durch schöne Pfeilerarkaden gekennzeichnet (Bild 11).

24) Dreihackengasse 32 (ehem. Leinwanddruckerei)

Die nach dem Gasthaus an der Ecke zur Kernstockgasse benannte Gasse hieß bis 1870 Kühgasse, weil hier die Bürger ihr Vieh auf die "Tratte" (die Stadt-Weide) trieben. Der große Block dürfte nach 1839 errichtet worden sein, bis 1862 war er im Eigentum des Bank- und Großhandlungshaus Arnstein und Eskeles, das damals ein Fabrik-Privileg für eine Loden- und Kotzenfabrik besaß. Der mächtige Baublock mit seinen dreigeschossigen Pfeilerarkaden an der Südflanke (Bild 12) ist noch vor dem Durchbruch der Rösselmühlgasse entstanden, bildet daher eine Art Hinterhaus.

25) Albert-Schweitzer-Gasse 38 (Städt. Geriatrisches Krankenhaus)

1724 ordnete Kaiser Karl VI. die Errichtung dieses „Armen- und Siechenhauses“ in Graz an. Dieser Bau erfolgte 1726/27 und trägt deshalb an der Westfassade auch das Wappen des Kaisers. Am nördlich anschließenden Querbau ist südseitig eine Reihe von dreigeschossigen Pfeilerarkaden vorgeblendet (Bild 13).

Jetzt liegt ein weiter Weg vor uns, ganz in den Süden des Bezirkes Gries.

26) Triester Straße 164 (Zentralfriedhof)

Der Zentralfriedhof wurde 1888–1892 nach Plänen von Carl Lauzil in neugotischen Stilformen erbaut. Kirche, Nebengebäude und das Portal sind dabei durchgängig in Rohziegelform gehalten. Am Nordrand des Friedhofs ist ein „Campo Santo“ italienischer Art mit einem wunderbaren offenen Arkadengang ansatzweise realisiert worden (Bild 14). Vor einigen Jahren wurde er für Zwecke der Urnenbestattung trotz Denkmalschutz meines Erachtens verunstaltet.

Wir verlassen nun den großen Gottesacker, sind aber noch nicht am Ziel alles Seins, denn es wird mit einer weiteren Folge weitergehen! Viel Vergnügen beim diesmal sehr langen Spaziergang!

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Die kunsthistorischen Angaben stützen sich zum großen Teil auf die Beschreibungen des Bundesdenkmalamtes in Wikipedia und die Kunsttopographie von 1984. Weitere Informationen zu den genannten und anderen Altbauten der Stadt Graz finden sich in www.grazerbe.at.

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