Die achte Arkaden-Route endete im Palais Trauttmansdorf in der Bürgergasse. Jetzt gehen wir schräg über die Straße und bewegen uns weiter im Ostteil der Innenstadt weiter; schließlich holen wir noch einige erst später erkannte Stationen nach.
90) Bürgergasse 14: Hotel am Dom
Das Eckhaus zur Bindergasse wurde 1792/95 unter Einschluss älterer Bausubstanz mit frühklassizistischer Fassade und einer Portalanlage im Hausrücksprung in Angleichung an das angrenzende Palais Inzaghi (Bischofplatz 1) errichtet. Im überdachten Innenhof zwei Säulen und ein Portal mit zwei Pfeilern, Renaissance oder rezent (Bild 2).
91) Glockenspielplatz 4: Glockenspielhaus
Das bei allen Stadtführungen gezeigte Grazer Glockenspiel wurde von Friedrich Sigmundt und Georg Hönel 1903/1905 in einem Dachreiter in Eisenkonstruktion realisiert. Bauherr war der Spirituosenhersteller Gottfried Maurer, der ein fast identisches Gebäude – allerdings ohne Glockenspiel – auch in der St.-Peter-Hauptstraße 1 errichtete! Das zweigeschossiges Gebäude wurde mit einer späthistoristischen, altdeutschen Fassade versehen. Im Inneren ist der Baukern noch mittelalterlich, aber großteils erneuert. Im zweiten Innenhof des Hinterhauses ist ein schöner Renaissance-Arkadengang im Obergeschoß des 16./17. Jh. erhalten (Bild 3), im Erdgeschoß noch Reste davon.
92) Glockenspielplatz 5: ehem. Palais des Enffans d’Avernas
Das viergeschossige, barocke Palais mit polygonalem Eckerker und zwei Portalen aus der Renaissance wurde unter den Grafen von Herberstein Ende des 17. Jh. unter Einschluss von mindestens vier Altbauten des 16. Jh. erbaut. Ab 1840 im Besitz der belgischen Grafenfamilie Des Enffens d’Avernas. Im Innenhof befindet sich eine in Graz einzigartige barocke Freitreppe mit dreigeschossigen Arkaden (Bild 4).
93) Glockenspielplatz 6: Renaissancezeitliches Wohn- und Geschäftshaus
Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, in der 2. Hälfte des 16. Jh. errichtet; 1674 im Besitz von Maximilian Galler auf dem Waßen. Bemerkenswert sind der Fassadenüberhang am Platz und die schönen Renaissance-Arkadengänge an der Nordwest- und Nordostseite des Hofes, die sich vom Erdgeschoß bis in das zweite Obergeschoß erstrecken. (Bild 5).
94) Glockenspielplatz 7: Ehem. Palais Galler
Elisabeth Freifrau von Galler hat um 1640 unter Einbeziehung eines spätgotischen Vorgängerbaues diese dreigeschossige Spätrenaissance-Vierflügelanlage errichtet. Straßenseitig ist der spätgotische Überhang noch erhalten, darüber wurde Ende des 18. Jh. eine josephinisch-klassizistische Plattenstilfassade gestaltet. Der Innenhof bezaubert an der Nordwest- und Südwestseite mit Arkadengängen im Erd- und den zwei Obergeschossen aus der Mitte des 17. Jh. In der nordwestlichen Hofecke sind bei der letzten Restaurierung an einem Teil der Brüstungsmauer auch noch Sgraffiti der Renaissance aufgedeckt worden (Bild 6).
95) Färbergasse 13: Ferdinandeum, südlicher Hof
Anfang des 17. Jh. ließ Erzherzog Ferdinand aus drei Häusern ein großflächiges, viergeschossiges Gebäude zusammenbauen, das mittellose weltliche Studenten für das Jesuitencollegium aufnahm (Bursa). Im 18. Jh. wurde es noch vergrößert, nach Auflösung des Jesuitenordens 1775 für eine K.k. Haupt- und Normalschule umgebaut. Beide Innenhöfe wurden an den Schmal- und den südwestlichen Hofseiten des Erdgeschosses mit Pfeilerarkaden ausgestattet, im südlicheren Hof sind sie noch weitgehend offen (Bild 7). Vor kurzem wurde aus dem Stiegenhaus im 2. OG ein Durchgang in den wunderbaren Priesterhausgarten geöffnet, der so als Pausenraum der Schule genutzt werden kann.
96) Färbergasse 11: Ferdinandeum, nördlicher Hof
Hier sind die ebenerdigen Pfeilerarkaden durchwegs durch Glasportale geschlossen (Bild 8).
97) Prokopigasse 2: Ehem. Salzburger Getreidekasten
Im Keller des Lokals unter dem Niveau der Pomeranzengasse sind mehrere augenscheinlich aus der Renaissance stammende Säulen erhalten, die eine Art Arkade bilden (Bild 9).
98) Franziskanerplatz 14: zweiter Klosterhof
Bei unserer zweiten Route wurde der gotische Kreuzgang beschrieben, aber auf den anschließenden – mir sehr wohl schon bekannten – Arkadenhof vergessen, weil zur Zeit von Eduard Andorfers Baualterplan (1969) und Wiltraud Reschs Kunsttopographie (1997) die vermauerten Säulen noch nicht freigelegt waren. Sie sind erst bei den Restaurierungsarbeiten nach 2000 zum Vorschein gekommen. Eine steinerne Tafel über einer Säule rechts unterhalb der Sonnenuhr zeigt das Baujahr 1454, was sich aber nicht auf den ehemaligen Arkadengang beziehen kann, der eindeutig den Stil der Renaissance verrät (Bild 10).
99) Am Eisernen Tor 2: Foyer mit Arkaden
Das Foyer dieses schönen fünfgeschossigen, palaisartigen Wohn- und Geschäftshauses mit neobarocker Fassade – 1861 von Baumeister Carl Follius errichtet – zeigt arkadenartig angeordnete Marmorsäulen (Bild 11).
100) Schlossberg 5: Arkaden in den Kasematten (nicht auf dem Plan Bild 1)
Die oft fälschlich als ehemalige Gefängniszellen angesehenen Bögen der beiden Kellergeschosse des aus der Renaissance stammenden Kommandantenhauses der Festung (Bild 12) hatten bis 1809 auch in der Mitte der großen Halle ein das Gewölbe tragendes Gegenstück.
Hier ist jetzt unsere Arkaden-Tour durch die Innenstadt vollendet. Aus der früheren Annahme, die Grazer Altstadt habe mehr als 50 Arkadenhöfe, sind jetzt – mit gewissen Einschränkungen – ganze 100 geworden. Es ist mir keine andere Stadt bekannt, die das auch von sich sagen kann. Dass sie so gut erhalten sind bzw. restauriert wurden, kann uns stolz machen. Graz hat sich den Titel „Weltkulturerbe“ auch dafür redlich verdient.
Ob wir in der nächsten Folge auch noch die Arkaden außerhalb der Innenstadt behandeln sollen, überlasse ich der Meinung meiner Leser.
Die kunsthistorischen Angaben stützen sich zum großen Teil wieder auf die Kunsttopographie Graz von Wiltraud Resch (Wien 1997). Weitere Informationen zu den genannten und anderen Altbauten der Stadt Graz finden sich in www.grazerbe.at.
Mesnergasse
Lieber Peter Laukhardt,
Der Durchgang zwischen Herrengasse und Bischofsplatz bei der Stadtpfarrkirche (Mesnergasse) ist immer noch gesperrt - seit ca. 2 Jahren. Anfangs hieß es, das sei nur während der Umbauarbeiten im Bischöflichen Ordinariat so, aber inzwischen sind die Bauarbeiten in diesem Bereich abgeschlossen und der Durchgang ist immer noch gesperrt. Mehr noch - es ist sogar außen ein Knauf angebracht (keine "Türschnalle" mehr) und innen ein "Fluchtwegbalken". Die Kirche denkt nicht daran, diesen Durchgang jemals wieder öffentlich zu machen. Vielleicht setzen sie auf Zeit, so dass irgendwann kein Rechtsmittel mehr möglich ist. Wenn das ein Privater machen würde, gäbe es schon längst eine Intervention der Altstadtkommission oder sogar einen Rechtsstreit. Von der Kirche wird das alles geduldig entgegen genommen?
Könnten sie bitte alle Hebel in Bewegung setzen, damit dieser Durchgang für die Öffentlichkeit wieder benützbar wird?
Freundliche Grüße
Maria Stachel
Antwort auf Mesnergasse von Maria Stachel
Durchgang Bischofplatz
Da sowohl Baubehörde als auch Bundesdenkmalamt auf Anfrage erklärt hatten, von der Abmauerung nichts gewusst zu haben, habe ich vor einigen Tagen eine Anzeige bei der der Baubehörde eingereicht und auch darauf verwiesen, dass die Grazer Bürgerschaft diesen Durchgang seit Jahrhunderten "ersessen" hab. Der "Grazer" hat gestern online darüber berichtet. Heute, am 24.9.2024, kam ein Anruf der Presseabteilung der Diözese: es habe sehr wohl 2020 einen Baubescheid gegeben, und auch das Denkmalamt sei beigezogen gewesen. Man werde mir die Unterlagen schicken. Die Sperre sei auch nicht von der Diözese beabsichtigt gewesen, sondern ist aus Sicherheitsgründen erfolgt. Über die weiteren Ergebnisse werde ich Ihnen berichten; schicken Sie mir ein Mail an peter.laukhardt@gmx.at.