Die siebente Arkaden-Route endete vor dem Burgtor. Jetzt geht es von der Stadtkrone wieder bergab in die Bürgerstadt; zehn Stationen warten auf uns.
80) Burggasse 3: Domherrenhof, Hof Nordwest
Dieses schöne, 1583 erbaute Haus besitzt eine in Graz einzigartige, plastisch betonte Portalachse mit Doppelfenstern in zwei Stockwerken, zwischen denen eine Imperatorenbüste thront. Erzherzog Karl hatte seinem verdienten Leibhosenschneider, Hans Amon, den Grund zum Bau dieses Hauses geschenkt. Weil hier 1615 der Hofstaat eines Erzherzogs wohnte, hieß es auch das „Maximilianshaus“. Dompfarrhof wurde es erst 1866, nachdem der rührige Baumeister Wilhelm Taucher – er baute am heutigen Opernring – es gegen das Haus Burggasse 5 eingetauscht hatte.
Kürzlich wurde das Haus von Stadtpfarre an die Diözese verkauft und von dieser für neue, private Benutzer durchgehend saniert. Dabei sind nicht nur die sehr kunstvoll gestalteten Innenräumen wieder schön zur Geltung gekommen, sondern auch die beiden kleinen Innenhöfe beiderseits des Stiegenhauses mit ihren Arkaden und je drei toskanischen Säulen im ersten und zweiten Obergeschoß. Sie wurden erst 1979 freigelegt, Eduard Andorfer konnte sie daher in seinem Baualterplan noch nicht berücksichtigen. Der etwas kleinere Hof ist im Nordwesten des Gebäudes gelegen (Bild 2).
81) Burggasse 3: Domherrenhof, Hof Südost
Im Südwesten des Hauses liegt der etwas größere Hof (Bild 3).
82) Burggasse 4: Palais Trauttmannsdorff
Christina Gräfin von Herberstein ließ ab 1693 drei um rund 100 Jahre ältere Häuser zu einem Palais umbauen. Später erwarb es Alois Graf Trauttmansdorff und vereinigte es mit seinem Haus in der Bürgergasse 5. Aus welcher Zeit die an der Nordwand sichtbaren, vermauerten Arkaden stammen, ist nicht klar (Bild 4).
Nach der Überquerung der Straße könnten wir hinter der Grabeskirche des Mausoleums zur Bürgergasse gelangen, was aber derzeit nicht möglich ist. Dafür erblicken wir durch den Zaun einen kleinen Garten, der zu dem schon bei den Durchgängen beschriebenen Domherrenhof in der Bürgergasse gehört.
83) Bürgergasse 1: Hofmauer mit Arkaden
Gegen die südlich gelegenen Bauten wird dieser Garten durch eine Mauer abgeschlossen, die sich durch arkadenartige Gestaltung auszeichnet (Bild 5).
Jetzt müssen wir wieder zurück und durch das enge Gässchen zwischen Dom und Mausoleum zur Freitreppe hinunter zur Bürgergasse. Dabei wäre ein Blick auf die eingemauerten Grabsteine, auf die „Seufzerbrücke“ zum Domherrenhof und auf das kürzlich restaurierte Gottesplagenbild sehr empfehlenswert.
84) Bürgergasse 2: Hof des Priesterseminars
Bis zur Mitte des 19. Jhs konnte man das gewaltige Gebäude mittels eines Überganges erreichen, heute müssen wir es durch das Einfahrtstor in Rustika-Formen betreten. Gleich nach rechts geht es in den eindrucksvollen Hof des zwischen 1572 und 1597 von Vinzenz de Verda für den Jesuitenorden erbauten Gebäudes. Mächtige Pfeilerarkaden begrenzen den Hof im Erdgeschoß (Bild 6).
Wieder zurück in die Bürgergasse dauert es keine Minute, und wir erreichen einen der eindrucksvollsten Renaissancehöfe von Graz.
85) Bürgergasse 4: Hof des ehem. Palais Lengheimb („Stainzerbauer“)
Erst meine Forschungen machten klar, dass der italienische Hofmaler Leonardo Cesario (von seinen Zeitgenossen wenig respektvoll „Pämbstl“ genannt), den Hof mit schönen dreigeschossigen Arkaden an der Ost- und Nordseite verschönern ließ (Bild 7). Er verzierte die Brüstungsmauern mit Sgraffiti, die erst vor einigen Jahrzehnten freigelegt wurden und auch den Schloßberg zeigen. Wir müssen ihm dankbar sein, dass er hier auch das Jahr der Fertigstellung mit „1577“ verewigte. Die späteren Besitzer, die Grafen von Lengheimb, verkauften das Haus 1732 dem Jesuitencollegium, seit dessen Aufhebung 1773 ist es in Privatbesitz.
86) Bürgergasse 3: Ehem. Palais Schwarzenberg, erster Hof
Schräg gegenüber dem „Stainzerhof“ können wir die beiden Höfe des schönen und natürlich denkmalgeschützten Renaissance-Palais betreten, das wohl im letzten Viertel des 16. Jhs unter Einbeziehung älterer Bausubstanz errichtet wurde – aber eben nicht für den „Maler A. J. Caesar Pämbstl“, wie die Kunsttopographie 1997 noch annahm (Erklärung siehe Bürgergasse 4). Ab 1631 war es im Besitz der Schwarzenberg. Nur wenige werden sich noch daran erinnern, dass hier im 2. Stock einst die Theaterschule Neuber-Gaudernak eingerichtet war, und davor hier noch die „Kammerspiele“ Märchenstücke aufführten. Der erste Hof ist durch dreigeschossige Arkadengänge geschmückt (Bild 8).
87) Bürgergasse 3: Palais Stubenberg, zweiter Hof
Auch der zweite, hintere Hof weist Arkadengänge in den beiden Geschossen auf (Bild 9).
88) Bürgergasse 5 a: Hof
An das Palais Schwarzenberg ist ein vierachsiges, dreigeschossiges Haus mit schönem Rustika-Portal angebaut, das einst dem Ambros Graf Thurn gehörte. So winzig auch der Innenhof ausgefallen ist, der Bauherr hat ihn dennoch mit Arkaden versehen, die im Erd- und Obergeschoß je eine toskanische Säule aufweisen (Bild 10).
89) Bürgergasse 5: Palais Trauttmansdorff
Jetzt sind wir beim „eigentlichen“ Palais Trauttmansdorff angelangt. Der Trakt zur Bürgergasse mit dem von einer Madonnenstatue gekrönten Portal wurde im Krieg durch einen Bombentreffer weitgehend zerstört. Der 1954 wieder aufgebaute Teil (durch sein Stiegenhaus erreichte man die legendäre Tanzschule Mirkowitsch) wurde dann 1992 neuerlich abgerissen und neu gebaut. Dabei wurde im 2. Stock an der Front der Trauttmansdorffgasse ein später vermauerter Kollonadengang von ca. 1615/20 (es war der Zugang zum großen Tanzsaal) freigelegt, aber trotz eindringlicher Einsprüche nicht erhalten. Drei der herabgeworfenen Säulen mit kanneliertem Schaft und rebengeschmücktem Volutenkapitell wurden geborgen, zwei sind nun im Hof aufgestellt (Bild 11), eine weitere befindet sich in einem Lokal im Hof von Bürgergasse 6.
Die Bewahrung dieses Säulengangs hätte die Altstadt von Graz mit einem Juwel aufgewertet. So müssen wir uns am Ende dieser Route an einen leider nicht verhinderten Vandalenakt der jüngeren Grazer Baugeschichte erinnern. Diese traurige Geschichte ist in einem Beitrag von Hasso Hohman im Historischen Jahrbuch der Stadt Graz, Band 23/24 von 1993 nachzulesen.
Trotzdem viel Vergnügen bei der virtuellen Tour wünscht wieder Peter Laukhardt. Fortsetzung folgt.
______Info:
Die kunsthistorischen Angaben stützen sich zum großen Teil wieder auf die Kunsttopographie Graz von Wiltraud Resch (Wien 1997). Weitere Information zu den genannten und anderen Altbauten der Stadt Graz finden sich auf www.grazerbe.at.
Arcadia
Lieber Peter Laukhardt, vielen Dank für den guten Überblick, wunderbar! Man hat manchmal das Gefühl, virtuell in einer italienischen Stadt unterwegs zu sein, das gefällt mir... Herzlichen Dank!