18/06/2024

Die Grazer Arkadenhöfe sind berühmt. Peter Laukhardt spürt einzelnen in ihrer Geschichte und Bedeutung nach. In Teil 6 lädt er zu einem Spaziergang rund um Sporgasse, Stiegenkirche und Palais Saurau.

Die Kolumne Schau doch! von Peter Laukhardt zu unersetzlichen, schützenswerten Bauten im Grazer Stadtraum erscheint regelmäßig am 3. Dienstag im Monat auf GAT.

18/06/2024

Arkadenroute Teil 6, Rund um Sporgasse, Stiegenkirche, Palais Saurau

©: Peter Laukhardt

Bild 2: Färbergasse 1, Arkaden

©: Peter Laukhardt

Bild 3: Sporgasse 11, Arkaden

©: Peter Laukhardt

Bild 4: Sporgasse 13, Säulen

©: Peter Laukhardt

Bild 5: Sporgasse 19, Arkadenhof

©: Peter Laukhardt

Bild 6: Sporgasse 21, Arkade

©: Peter Laukhardt

Bild 7: Sporgasse 22, Arkadenhof

©: Peter Laukhardt

Bild 8: Sporgasse 22, kleine Arkade

©: Peter Laukhardt

Bild 9: Sporgasse 23, Säulen

©: Peter Laukhardt

Bild 10: Sporgasse 25,  Arkadenhof

©: Peter Laukhardt

Bild 11: Sporgasse 25, Einfahrt

©: Peter Laukhardt

Die fünfte Arkaden-Route endete im Grazer Rathaus. Nun geht es zum ersten Mal bergauf in die Sporgasse. Wegen der Steigung und der nicht einfachen Lokalisierung und Zugänglichkeit werden wir diesmal nur 10 Stationen schaffen.

 

58) Sporgasse 10 bzw. Färbergasse 1

Man möchte nicht glauben, dass das von Touristen gern fotografierte schöne Eckhaus mit der Fassade und dem Türmchen von 1895 im Kern aus dem Mittelalter, mit einer Neugestaltung im Barock um 1670 stammt. Doch wenn wir in den Hof von Färbergasse 1 kommen (der Zugang ist nicht immer offen), werden wir überwältigt sein von der Formenfülle dieser Zeit. In drei Geschossen zeigen sich uns Arkaden mit insgesamt 15 toskanischen Säulen (Bild 2). 

 

59) Sporgasse 11 „Sporhof“

Dieser Hof wurde schon bei der Vision des „Altstadt-Labyrinths“ (Schau doch, Nr. 37) beschrieben. Die westliche Seite zeigt arkadenartige Bogengänge auf massiven Pfeilern (Bild 3).

 

60) Sporgasse 13, ehem. Bräuhaus zum römischen König

Als Remschmidt-Hof ist das schöne Gebäude nicht nur an „Zahnschmerzen Leidenden“ gut bekannt. Der von Schwibbögen überwölbte Durchgang in den Hof weist an der nordöstlichen Seite eine Arkade auf. An der gegenüberliegenden überhängenden Gebäudeseite wurden die Kragsteine vor einigen Jahren freigelegt und durch Stahlsäulen gestützt (Bild 4). Mit dem über eine malerische Stiege erschlossenen hohen Hoftrakt und seinem Renaissance-Fenster aus der Schule dell’Allios gehört diese Stelle zu den malerischsten der Grazer Altstadt. Man wähnt sich im italienischen Perugia. 

 

61) Sporgasse 19

Nach einem Bombentreffer wurde dieses Haus um 1950 wieder aufgebaut und dabei zwei Frührenaissance-Säulen mit schön bearbeiteten Basen und Kapitellen im Hof als Doppelarkade dargestellt (Bild 5). Das Haus hat bergseitig einen Felsenschacht mit höhlenartigen Einbuchtungen. Leider ist dieser Teil derzeit öffentlich nicht betretbar.

 

62) Sporgasse 21: Stiegenkirche

Man kann davon ausgehen, dass der Vorgängerbau der barocken Stiegenkirche die älteste Pfarre von Graz beherbergte, zu einer Zeit, als die Ägydi-Kirche (der heutige Dom) noch außerhalb der Stadtmauer lag. Imposant ist der Stiegenaufgang, der trotz der neuestens davor aufgestellten Info-Stele leider viel zu wenig beachtet wird. Wer sich die vielen Stufen zur Kirche hinaufgearbeitet hat (hier verlief im Mittelalter der Aufgang zum Uhrturm), steht fasziniert in einer arkadenartigen Vorhalle mit drei hohen toskanischen Säulen auf einer schönen Balustrade (Bild 6). Wenn vom Hof der Aufgang in die oberen Geschoße zugänglich ist, kann man durch Fenster die unter Nr. 66 beschriebene Arkade im südlichen Gartenhof des Palais Saurau sehen.

 

63) Sporgasse 22 (Hofgasse 2)

Der Hof des Deutschen Ritterordens zählt sicher zu den am meisten besuchten Grazer Innenhöfen. Leider gehen aber noch immer zu viele Menschen am schönen Tor vorbei. Im Hof zeigt sich ein einmaliger Stiegenaufgang, der ebenso wie das erste Obergeschoß von abgefasten gotischen Steinsäulen geschmückt ist. Das zweite Obergeschoß hingegen ist bereits von toskanischen Säulen aus der Renaissance geziert (Bild 7).

 

64) Sporgasse 22, zweiter Hof

Ein Durchgang führt uns in einen winzigen Lichthof, der im Obergeschoß eine kleine Arkade aufweist (Bild 8).

 

65) Sporgasse 23, ehem. Augustinerkloster

Im Kern haben wir hier vor uns das ab 1601 entstandene Augustinerkloster, das unter Einbeziehung bürgerlicher Häuser errichtet und 1693 nördlich erweitert wurde. Nach der Aufhebung des Klosters durch Kaiser Joseph II. wurden 1790 beide Trakte von Baumeister Christoph Stadler zu Wohnhäusern umgebaut.

Am besten betreten wir das Obergeschoß über die Geschäftsräume des „Heimatwerks“. Hier sind arkadenartig fünf Säulen angeordnet. Wenn einem die Tür zum südlicheren Bauteil geöffnet wird, gelangen wir in die noch eindrucksvollere, mit fünf Einzel- und einer Doppelsäule geschmückte Anlage mit zwei Stiegenläufen (Bild 9).

 

66) Sporgasse 25, Gartenarkade

Die im südlichen Gartenhof des Palais Saurau bergseitig angeordnete Pfeilerarkade kann nur aus den Obergeschoßen von Sporgasse 21 oder – theoretisch – aus der Dachbodentür von Sporgasse 23 betrachtet werden. Sie bildete einen überdachten Zugang vom Palais zu einer heute zugemauerten Pforte, die nach einem brückenartigen Übergang die Grafenfamilie in die Empore der Stiegenkirche führte (Bild 10).

 

67) Sporgasse 25, Palais Saurau

Das wunderbare Palais Saurau wird heute wieder von der Familie Goess-Saurau bewohnt, die leider die beiden Torflügel des dominanten Steinportals mit seiner Wappenkartusche für die Öffentlichkeit verschlossen hält. Wenn nicht gerade ein Kraftfahrzeug einfährt, können Teile dieses architektonischen Juwels nur aus der Bauchlage betrachtet werden: die malerische Einfahrt, Teile des Hofs mit seinen Pfeilerarkaden im südwestseitigen Erdgeschoß, die doppelstöckigen toskanischen Arkaden aus der Renaissance im bergseitigen Trakt und die doppelten josephinisch-klassizistischen Balkongänge (Bild 11). Der im Erdgeschoß nach links führende teilweise vermauerte Säulengang mit der Inschrift 1566 auf einer Säulenbasis (Bauherr Pankraz von Windischgrätz) kann ebenso wenig besichtigt werden, wie der in der Hofwand eingemauerte Römerstein.

Für das Weltkulturerbe Graz ist das ein sehr bedauerlicher Zustand, der sich aber wohl durch rücksichts- und verständnisvolle Verhandlungen mit der Familie Goess-Saurau beheben ließe. Der leider von den Passanten auch oft nicht erkannte Blick zur Türkenfigur unter dem Dach ist kein adäquater Ersatz.

Viel Vergnügen bei der Tour wünscht dennoch wieder Peter Laukhardt

Die kunsthistorischen Angaben stützen sich zum großen Teil wieder auf die Kunsttopographie Graz von Wiltraud Resch (Wien 1997). Weitere Information zu den genannten und anderen Altbauten der Stadt Graz finden sich in www.grazerbe.at

Astrid Kohlfürst

Lieber Peter Laukhardt, 6 Teile, einer schöner und interessanter als der andere, ich habe die Bilder abgespeichert, um sie an Freunde ins Ausland zu senden, so viel Schönheit und Kulturerbe muss bewundert werden - wie auch Ihre Arbeit an dieser einzigartigen Dokumentation dieser oft unentdeckt bleibenden und vergessenen Juwele!
Mit herzlichem Dank, Astrid

Do. 27/06/2024 15:15 Permalink
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+