15/09/2005
15/09/2005

Hemma Fasch, *1959 in Graz, Studium der Architektur u. a. bei Günther Domenig an der TU Graz, lebt in Wien und Hausmannstätten. Jakob Fuchs, *1959 in Hopfgarten (Tirol), Studium der Architektur u. a. bei Josef Lackner in Innsbruck, lebt in Wien. Bürogemeinschaft mit Hemma Fasch seit 1995.

GAT sprach anlässlich der Verleihung des Landesarchitekturpreises Steiermak 2004 in der Alten Universität in Graz mit den Preisträgern Josef Hohensinn, fasch&fuchs. sowie Colin Fournier/Peter Cook.

Lesen Sie im zweiten Teil einen Auszug aus dem Gespräch, das Denise Leising mit der Architektin Hemma Fasch von fasch&fuchs. (Wien/Hausmannstätten) geführt hat.

"Ein Preis kommt selten allein"
Wettbewerbserfolge und Auszeichnungen für Hemma Fasch/Jakob Fuchs

Spätestens seit der Eröffnung des Kindermuseums in Graz sind Hemma Fasch und Jakob Fuchs auch architekturinteressierten Laien bekannt. Für diese bisher einzige Institution ihrer Art in Österreich heimsten die Wiener Architekten sowohl das Geramb-Dankzeichen für Gutes Bauen wie auch den Architekturpreis des Landes Steiermark 2004 ein, den sie sich bekanntlich mit Josef Hohensinn (Justizzentrum Leoben) und Peter Cook/Colin Fournier (Kunsthaus Graz) teilen. In Salzburg wiederum wurde ihr Umbau der Pädagogischen Akademie mit dem Österreichischen Bauherrnpreis 2004 geehrt. Ihr jüngster Triumph ist der Sieg beim kürzlich entschiedenen Wettbewerb für den Neubau des LKH Gmunden.

Am Architekturpreis des Landes Salzburg 2004 für die Bibliothek der Pädagogischen Akademie in Salzburg ist die Wiener Gruppe knapp „vorbeigeschrammt“, was Hemma Fasch aber nicht so gerne hört, weil es ihrer Ansicht nach „eindeutige Sieger“ gibt (*). Wenn sich der Preis schon nicht ausgegangen ist, so hat ihnen die Jury für diese Arbeit „als Beispiel für einen sorgfältigen Umgang mit Altbausubstanz“ eine Anerkennung ausgesprochen. Und darauf sind sie ebenso stolz wie auf die Würdigung für den Entwurf ihrer Autobusgroßgarage in Wien Leopoldau beim Otto Wagner-Städtebaupreis 2002. Und so ist Hemma Fasch „eigentlich sehr zufrieden“. Die Auftragslage ist nicht schlecht, auch wenn sich so manches Projekt zeitlich verzögert und die Geduld hart auf die Probe gestellt wird. Wie beispielsweise bei der für die Wiener Linien geplanten Autobusgroßgarage mit 180 Stellplätzen, einer Waschanlage, Werkstätten und einer Flüssiggastankstelle. Bereits vor sechs Jahren fand der Wettbewerb statt, am 22. Juni 2005 erfolgte erst der Spatenstich. Auch beim LKH Knittelfeld ließ der Auftrag jahrelang auf sich warten. Aber jetzt ist das Projekt fertig gestellt. Am 29. September werden der neue Zubau und der adaptierte Altbau mit „Pomp und Trara“ eingeweiht.

Kein Glück war fasch&fuchs. beim Kaiserin Elisabeth –Spital in Wien beschieden. Die Architekten gewannen zwar überlegen den EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerb, über den Vorentwurf kamen sie allerdings nicht hinaus. Niederlagen dieser Art sind aber selten, betont Fasch, die mit ihrem Büro- und Lebenspartner Jakob Fuchs seit 1995 ein gemeinsames Architekturbüro, unterstützt von 18 Mitarbeitern (davon sind die Hälfte Frauen) in einem ehemaligen Gewerbehof in der Wiener Stumpergasse betreibt.

Kennen gelernt hat sich das Paar an Helmut Richters Hochbau-Institut an der TU Wien, wo beide als Assistenten arbeiteten. Zwei Jahre wollte Fasch bei Richter bleiben, es wurden fünf Jahre daraus. 1995 wagte die 46-jährige Grazerin mit dem aus Tirol stammenden Jakob Fuchs (47) - der seit 1989 mit Lukas Schumacher eine Projektgemeinschaft bildete - den Sprung ins kalte Wasser. “ Ungefähr fünf Jahre lang“, erinnert sie sich, „haben wir nur Wettbewerbe gemacht, mit den zahlreichen Ankäufen haben wir uns über Wasser gehalten“. Ein Zubrot verdienten sie sich auch mit kleineren Bauaufgaben – Ausstellungsgestaltungen, Dachboden-Ausbauten, Hausumbauten, Küchendesign.

Ein Auftrag für ein Seminargebäude und den Umbau der HBLA in Krieglach beendete schließlich die Durststrecke. Ab 1998 fing es plötzlich an „zu laufen“. Das Duo konnte gleich mehrere wichtige Wettbewerbe für sich entscheiden. Drei, das Kindermuseum, die Pädagogische Akademie Salzburg und das LKH Knittelfeld sind bereits umgesetzt. 2007 sollen die Autobusgarage und 2006 die neue Wasseraufbereitungsanlage Kleehäufel fertig sein. Erfreulich auch der Verlauf beim LKH Gmunden. Die Auftragsvergabe an fasch&fuchs. ist so gut wie sicher, der Baubeginn ist für Frühjahr 2006 ins Auge gefasst.

Ein besonders interessantes Projekt - selbstverständlich auch dies ein Wettbewerbssieg - wird im nächsten Jahr vollendet: Die Sonderschule in Schwechat, maßgeschneidert für 80 körperbehinderte Kinder. Für Fasch bedeutet das 7,7 Millionen Euro teure Vorhaben aus Sichtbeton, Glas und Holz - vor einer Woche schritt man zur Gleichenfeier - eine echte Herausforderung. Denn hier wird alles anders sein als in einer „normalen“ Schule. Um die von den Bauherren gewünschte Eigenakzeptanz durch Bewegung zu fördern, wird beispielsweise der Turnsaal als offener Raum ins Zentrum des Gebäudes gerückt. Den Klassenzimmern, eher nach Norden orientiert, weil die Behinderten keine direktes Sonnenlicht vertragen, sind Wintergärten vorgelagert, Hängematten sind ebenso obligatorisch wie spezielle Behinderten-Möbel: Sessel, die nicht kippen dürfen, aber auch gepolsterte Wände (damit sich die Kindern nicht „anhauen“) und Wasserbetten in den Ruheräumen der Jugendlichen. Wie bei all ihren Entwürfen legen die Architekten auch hier besonderes Gewicht auf optimale Licht- und Blickführung.

Und wenn sich die Mutter zweier Kinder, die keine „Berufene“ ist, sondern rein zufällig zur Architektur kam („eine Freundin inskribierte Architektur und ich fand das nicht ganz dumm“), was wünschen dürfte? Dann würde sie am liebsten ein Fußballstadion und ein Kunstmuseum bauen, kommt es ganz spontan.

(*) Anm. d. Red.: Halle 1 aus Salzburg wurde für das Gesamtwerk mit dem Architekturpreis des Landes Salzburg 2004 ausgezeichnet; GAT berichtete.

KONTAKT:
fasch&fuchs. ZT-Ges.m.b.h
Hemma Fasch und Jakob Fuchs
Stumpergasse 14/25 im Hof
A-1060 Wien
T +43 (0)1/597 35 32
F +43 (0)1/5973532-99
bus@faschundfuchs.com
www.faschundfuchs.com Verleihung > Architekturpreis des Landes Steiermark 2004
Wann: 17.09.2005, 11.00 Uhr
Wo: Alte Universität, Hofgasse 14, Graz

> > Demnächst im Portrait: Colin Fournier, London

Verfasser/in:
Denise Leising, Portrait
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